Teil 66&67

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Tolga

Es dauerte nicht wie erhofft kurz. Es zog sich total in die Länge, so dass ich mein Handy raus nehmen musste, um zuhause bescheid geben zu können. Meine Augen weiteten sich als ich die ganzen verpassten Anrufe sah. Melda hatte mich 42 mal angerufen und unzählige Nachrichten geschrieben, die ich gar nicht mehr las. Ich rief bei der sofort an, weil ich ein schlechtes Gewissen bekam. 

»Abi?«, weinte sie wieder am Telefon. 

»Melda? Ist was passiert? Wieso weinst du wieder?«, rief ich in den Hörer rein und hatte eine schlechte Befürchtung. Sie rief mich an und nicht meine Freundin. 

»Melda, rede endlich. Wie geht es Isil?«, schrie ich nun und bekam nur ein piepsen. 

»Wir sind im Hubertus-Krankenhaus« 

Mir waren die ganzen Unterschriften nun egal. Isil lag im Krankenhaus und es gab nichts wichtigeres als sie. Meine Mutter sollte sich um die Geschäfte kümmern von Frankfurt aus, aber ich musste jetzt, vor allem jetzt neben meiner Frau sein. Mit einer Lichtgeschwindigkeit setzte ich mich ans Steuer und fuhr geradewegs in das Krankenhaus. Mir schleiften so viele beschissene Bilder durch den Kopf. Ich dachte nur an sie und an unsere Ungeborenes. Nicht mal wusste ich was geschah. Melda erzählte mir nichts.

»Isil Sentürk. Ich meine Isil Kaya«, vor lauter Sorge vergaß ich ihren bescheuerten Nachnamen. Schnell sagte mir die Frau an der Rezeption wo ich sie finden würde und lief in den Bereich der Gynäkologie.

Mein Baby? Geht es denen gut? Was war nur passiert? Wieso war sie hier? 

So viele Fragen, keine Antwort. Erst als ich die weinende Melda am Boden hocken sah, wusste ich, dass ich jetzt antworten bekommen würde. Alper lief auf mich zu, klammerte sich an mein Bein und weinte ebenfalls. »Aslanim noldu ? (Mein Held was ist passiert?)«, kullerten sich meine Augen automatisch woraufhin ich Alper nur an mein Bein drückte. Er sollte mich nicht sehen. Er sollte seinen starken Onkel nicht weinen sehen. 

»Isil Abla...«, hielt er inne, denn Melda fing an zu sprechen. 

»Komm Alper, wir gehen mal dein Gesicht waschen«, sie zog Alper weg und ging mit ihr. In das Zimmer konnte ich nicht rein, die Schwester hatte es mir verboten. Melda, die einzige, die von geschehenen wusste, war auch weg, ich hatte keine andere Wahl als zu warten. Ständig ging ich hin und her bis sie endlich kam. 

»Melda, jetzt sag schon was ist passiert? Wieso liegt sie hier? Wie geht es dem Kind?«, bombardierte ich sie mit Fragen. Ihre Blick fiel kurz zu Alper den sie in der Hand hatte, dann schaute sie wieder zu mir. 

»Sie ist die Treppen runter gestürzt«, sprach sie zitternd und gebrochen aus. 

»Wie ist das passiert? Ist sie wieder die Treppen runter gelaufen?«, schlug ich gegen die Wand. Wie oft ich sie gewarnt hatte, wie oft ich sie ermahnt hatte und sie tat es immer noch.

»Ich komme jetzt«, teilte ich ihnen flüchtig mit und ignorierte ihre Frage. 

»Wohin?« einfach. Ich brauchte Luft, Platz und meine Droge. Ich ging raus an die frische Luft und zündete mir eine Zigarette an, woran ich zog um mich zu beruhigen, doch es nützte nicht. Sogar die Zigarette half mir nicht. Bei dem Gedanken, dass sie etwas tat, welches ich ihr schon mal verboten hatte, da könnte ich ausrasten. Warum war sie so stur und läuft die Treppen runter, obwohl sie wusste, dass das genauso wie heute schlecht enden konnte. Ich spürte ein ziehen an meiner Hose und schaute runter, während ich noch kurz vor meiner Filter war. 

»Dayi, wir dürfen jetzt rein«, informierte mich Alpi. Sofort schnappte ich mir seine Hand, so dass wir gleich los laufen konnten, hoch in ihr Zimmer. 

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