Teil 87

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Isil

»Bitmedi (Es ist nicht beendet). Auch wenn du aufgegeben hast, habe ich es nicht. Tolga, bitte lass mich nicht alleine«, flehte ich ihn an, aber bekam keine einzige Reaktion, nichts nicht einmal ein zustimmen oder etwas dagegen. Nichts.

»Du hattest mir versprochen immer bei mir zu bleiben, also halt dein Versprechen«, sprach ich selbstsicher aus, jedoch kam sie ins zittern bei den letzten Worten. Ich schaute in seine Augen, die mich immer so liebevoll ansahen, jedoch sah ich jetzt nichts. Keine Emotion. Weder Hass noch Liebe. Ich drehte mich um und verließ das Zimmer. Mein Weg führte in die Küche wo ich etwas für ihn kochte. Auch wenn er gesagt hatte, dass er keinen Hunger hatte, kannte ich ihn doch. Schnell machte ich etwas zu Essen und deckte den Tisch. Es tat mir gut etwas zu machen und meine Gedanken nicht an die Zukunft von uns zu denken. Ich wollte nicht, dass es endete besonders nicht auf diese Art und Weise. Ich setzte mich danach wieder zu Alex, die ich bat, Tolga zu rufen und mit ihm zu Essen. Ich wusste, dass er nicht auf mich hören würde, deswegen bat ich sie. Sie stand leicht lächelnd auf und ging aus dem Wohnzimmer. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und atmete beruhigt aus. Jetzt wusste ich immerhin wo er war. Ich höre wie beide die Treppen herunter gingen und die Küchentür aufgemacht wurde. Ein leichtes lächeln umspielte mein Gesicht, verschwand aber sofort, als ich wieder das verletzte Gesicht und die Frage von Tolga bekam. Ich wusste nicht was ich machen sollte, damit unsere Lage wieder wie früher wurde. Um mich etwas abzulenken, machte ich den Fernseher an und schaute mir irgendeine Serie an, die ich nicht verschwand, aber auch nie verfolgte. 

»Er hat gegessen und ist hoch gegangen. Isil, es ist besser, wenn ich jetzt auch gehen würde«, sagte sie und lächelte leicht. Ich umarmte sie kurz und begleitete sie bis zur Tür. Ich wollte nicht alleine mit Tolga in einem Haus bleiben, da ich wusste, dass er nicht mit mir sprach. Sie hier halten konnte ich aber nicht. Sie hatte alles getan, was eine gute Freundin nur tun konnte. Ich gab ihr noch einmal einen Kuss auf die Wange und verabschiedete mich mit den Worten »grüß Kevin von mir.« Ich ging die Treppen hoch und blieb vor unserem Schlafzimmer stehen. Kurz klopfte ich und trat herein, als ich nichts hörte. Tolga lag auf dem Bett und starrte konzentriert auf sein Handy. Etwas sagen wollte ich zwar, ihn fragen was er am Handy machte, nicht aus Eifersucht sondern eher als normale Frage, aber ich verkniff es mir. Ich ging auf mein Schrank zu und nahm mir meinen Pyjama heraus. 

»Ich werde in Alpers altem Zimmer schlafen, damit du deine Ruhe hast. Ich wünsche dir eine gute Nacht«, nuschelte ich und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, wobei ich ein Teil seiner Lippen spürte. Sofort bekam ich dieses Verlangen nach mehr. Nach mehr von Tolga, welches ich gekonnt verdrängte und aus dem Zimmer ging. Im anderen Zimmer, welches nur eine Tür weiter war, zog ich mich um und legte mich ins Bett. Bei dem Gedanken, dass hier immer Alper schlief und manchmal auch ich, musste ich grinsen. Ich vermisste Alper und seine Witze. 

An schlafen war nicht wirklich gedacht. Meine Gedanken kreisten um Tolga herum und an die Dinge, die ich vermasselt hatte. Ich wusste, wie stur oder auch eifersüchtig ich sein konnte, aber jedesmal hatte er mich unter Griff und wir waren nie in so einer Lage wie jetzt. 

Am Morgen stand ich wie gewohnt auf. Müde und immer noch kaputt. Ich ging ins Badezimmer und wusch mein Gesicht. Schnell nahm ich eine Dusche, da ich viel zu früh aufgestanden war. Unter der Dusche kam mir das heiße Wasser angenehm und beruhigt vor. Wie eine Haut, ein Zufluchtsort war es, der mich kurz von allem befreite. »Ich muss ins Bad«, schrie Tolga, was mich kurz vor Schreck aufzucken ließ. Ich schaltete den Wasserhahn aus und stieg aus der Dusche aus. Schnell schnappte ich mir mein Handtuch und umhüllte meinen Körper und meine Haare. Bevor Tolga wieder schrie, dass er ins Bad wollte, machte ich die Tür auf und ging an ihm vorbei. Ein »Guten Morgen« nuschelte ich und ging ins Zimmer, wo ich mich schnell umzog. Seufzend über unsere Lage ging ich in die Küche. Ich bereitete das Frühstück vor und setzte schon einmal den Tee an. »Ich gehe arbeiten«, teilte er mir mit und schon hörte ich die Tür ins Schloss fallen. »Arschloch!«, schrie ich ihm hinterher und ging ebenso wütend aus dem Haus. 

Auf der Arbeit versuchte ich mich wirklich nur dadrauf zu konzentrieren, dennoch schwebten meine Gedanken nur noch bei Tolga. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich wusste nicht einmal wie man um jemanden kämpfte! »Isil?«, fragte sie nach mir und trat ins Büro ein. »Ja, was gibt es?«, erklang meine Stimme erschöpft. »Du musst nur kurz in die Küche, wir haben paar Schwierigkeiten«, gestand sie noch etwas zurückhaltend. Ich stand sofort auf und ging ihr nach. Mit der Hoffnung, Tolga für ein kurzen Moment zu vergessen. »Wie ist die Stimmung bei euch zu Hause?«, holte mich Alex aus der Traumwelt. »Hat sich nichts verändert. Er ist der selbe wie gestern«, gab ich seufzend von mir. Sie strich mir übers Haar und lächelte auf, als sie zur Tür schaute. Als ich wie sie meinen Kopf umdrehte, sah ich in die Kevin und Marcel. Alex stürmte auf Kevin zu und ich auf Marcel. 

»Na kleine, hast du mich vermisst?«, lachte Marcel und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Und wie! Jemanden wie dich muss man vermissen«, sagte ich grinsend. »Stimmt, du hast recht«, lachte er und legte seinen Arm um meine Schulter. Gemeinsam setzten wir uns an den Tisch und sie bestellten sich etwas zu Essen. Wir lachten viel und redeten viel. Es wurde über belangloses Zeugs gesprochen und immer waren die Blicke von Marcel auf mir. Er studierte jede meiner Reaktionen und als ihn erwischte, zuckte er nur mit den Schultern. Er verstand schnell, dass etwas nicht stimmte, traute sich aber nicht zu fragen. 

Als ich zu Hause ankam, war Tolga noch nicht da. Schnell zog ich mir etwas bequemes an und ging in die Küche. Ich wollte etwas leckeres kochen und es hier gemütlich machen. Eine romantische Atmosphäre eben. Zwischendurch beim Kochen ließ ich meinen Blick auf der Uhr ruhen, um auch zeitlich fertig zu werden. Als endlich der Tisch gedeckt war, ging ich ins Zimmer und zog mich um. Ich schnappte mir eins der Kleider, die ich mit ihm gekauft hatte und machte mich schick. Ich hatte eine weitere Überraschung für ihn,die ich mit herunter nahm. Die Kerzen brannten, das Essen war fertig und auch ich stand fertig, wartend auf Tolga in der Küche. 

Eine Stunde verging und ich saß immer noch auf dem Stuhl. Meine Anrufe ignorierte er und somit saß ich dort ahnungslos, ob er überhaupt kommen würde. Verzweifelt blickte ich zur Wanduhr, 21 Uhr. Er müsste schon längst zu Hause sein. Die klitzekleine Hoffnung die ich noch hatte, verschwand auch schnell. Wenn er nicht kam, war es wirklich vorbei und ich müsste einsehen, dass ich verloren hatte. Das wir verloren hatten. 

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