Teil 52&53

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Tolga

Ich hatte stundenlang gewartet bis sie wieder ihre grün-blau leuchtenden Augen öffnete. Die ganze Zeit verfluchte ich mich selbst. Was für ein schlechter Freund ich doch sei. Ich konnte nicht mal auf meine geliebte aufpasse. Aber am meisten zerstörte es mich das Sinan sie... Schon der Gedanke daran, machte mich kalt, schon der Gedanke verursachte in mir eine Aggression und meine Hände ballten sich zu Fäusten, dann war er auch noch so dreist und kümmerte sich um sie. 

»Scheiden«, sagte sie, jedoch konnte ich mich nicht freuen. Ich war eher erstarrt, ich war die ganze Zeit erstarrt, wie in einer Trance. Ich war hypnotisiert, als Sinan mir gesagt hatte, dass er sie vergewaltigt hatte, schon da war ich weg. Und war immer noch nicht aufgewacht! Meine Kurzschlussreaktionen arbeiteten immer noch, ich beleidigte oder schlug mit jeder Gelegenheit auf Sinan ein. Wie das wohl aussah, wenn man es von außen betrachtet, denn eigentlich hasste ich ja Isil. Niemand wusste, dass ich sie doch liebte. Niemand wusste, wie sehr ich um sie zitterte und wie wertvoll sie mir war. Mein Diamantstück. Für mich war sie immer noch rein.

»Aber passen Sie auf ihr Kind auf«, diese Wörter schallten immer noch in meinem Kopf. Immer wieder wie ein Echo, wurde der Satz vorgedröhnt. Sie war Schwanger. Sie war von dem Bastard Schwanger geworden. Sofort sah ich den beiden in die Augen. Isil's Augen waren umgeben von Schock und Trauer. Sie schaute so erschrocken und traurig in meine, genau so wie ich in ihre. 'Sie ist nun Schwanger!' versuchte ich es mir einzuprägen. Sie hatte in ihrem Bauch ein unschuldiges Baby und dann guckte ich mir den Vater an. Breit gebaut, Körper definiertes T-Shirt an, einige Krusten im Gesicht dennoch hell aufleuchtende Augen. Er freute sich, das sah man. Seine Augen funkelten. Er eilte zu Isil und ich war nicht in der Lage etwas dagegen zu tun. Ich war erstarrt auf der Stelle. Wie angewurzelt stand ich da und schaute in ihre glanzlosen Augen wie sie in meine. Ich sagte wie sie ein »Üzgünüm (Ich bin traurig)« mit ihren Lippen formte und im nächsten Moment griff Sinan nach ihrer Hand.

Ich wollte mir den Anblick ersparen. Ich wollte nicht wieder auf ihn los gehen, deshalb entschied ich mich lieber raus zu gehen. Es zerfraß mich innerlich auf. Ich war der Schuldige. Ich durfte sie an dem Abend nicht alleine lassen. Ich kannte doch meinen Freund. Ich kannte Sinan. Ich hätte mir denken können, dass er es machte. In letzter Zeit, beschwerte er sich auch enorm darüber, dass sie nicht mehr zusammen schliefen. Ich hätte mir denken können, dass dies sein Ziel war. Alles war meine Schuld. Mit meiner bloßen Faust schlug ich gegen die raue Wand, die uneben war. Meine Hautrillen entlösten sich, es fing etwas an zu bluten, doch kein Schmerz war so verletzend wie das am Herz. Mein Herz zerschmetterte auf Deutsch gesagt. Als hätte jemand ein Streichholz angezündet und es auf mein Herz geschmissen. Es brannte. Höllisch. 

Ich ließ mich draußen auf einer Bank nieder und ließ zu das mich das kalte Wetter umhüllte. Es mischte alles. Alles war aus dem Konzept. Meine Gefühle waren durcheinander, kalt genau so wie das Wetter doch mein Herz mein inneres pochtes es entflammte sich. Zwei Gegensätze die zusammen passte und mit einander harmonierten auch wenn es zu dem Zeitpunkt unvorstellbar war. Es dauerte nicht lange. Sinan kam mir gefolgt. Er ließ sich auch neben mich fallen und vergrub sein Gesicht in seine Hände. Er sah niedergeschlagen aus, runtergekommen, aber sein grinsen war ihm nicht zu übersehen. Seine Augen funkelten und seine Lippenspitzen standen in die Höhe. 

»Ich gratuliere dir Sinan. Du hast dein Ziel nach 4 Jahren erreicht. Du wirst Vater. Herzlichen Glückwunsch«, gratulierte ich ihm schweren Herzens. Er nickte nur stumm und grinste nun. Am liebsten würde ich ihn hier umbringen, aber das konnte ich nicht machen. Er war doch andererseits immer noch mein Freund. Sein lächeln wurde größer und ich hörte ihn jubeln. Er nuschelte immer wieder »Ich werde Vater« und zeigte seine Zähne vor. Es war unerträglich. 

»Ich verabschiede mich auch mal von Isil. Dann gehe ich«, verabschiedete ich mich von ihm und ging zu ihr. Ich wollte sie alleine treffen. Alleine sehen und alleine mit ihr reden. 

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