Tolga
»Isil, scharf rechts, scharf rechts. Drück auf die Bremse«, schrie ich verzweifelt vom Beifahrersitz aus. Doch Isil reagierte nicht. Sie war in einem Schockmoment, so dass sie uns beide fast in den Tod getrieben hätte. Wir waren gerade in einer scharfen Kurve, die sie nicht geregelt bekam und die Spur des LKW's schnitt. Wie der LKW fuhren auch wir schnell und eine Chance für die Bremse gäbe es nicht.
Da Isil keine Reaktion zeigte, musste ich eingreifen. Schnell schlug ich das Lenkrad komplett nach rechts und zog schlagartig die Handbremse hoch, weil ich unter meinen Füßen nicht die Technik hatte.
Das Auto schleuderte uns. Die Rückräder meines Auto's bestimmten die Koordination und rammten uns mit 30km/h gegen ein Baum, wobei auch die Airbags aufplatzen.
»Isil, geht es dir gut?«, fragte ich sie, dessen Kopf sich auf dem Lenkrad befand auf dem Airbag. »Isil antworte!«, und erst dann sah ich das Blut auf ihrer Stirn. Ich wusste nicht was für ein Adrenalin ich gerade in mir hatte. Ich war heil, hatte nur ein paar Kratzer, während Isil am Kopf blutete. Ich stieg mit einem Elan aus und eilte zu ihr. Ich versuchte ihren Puls zu spüren, welches ganz leicht noch war.
Sie auf meinem Arm, ging ich auf die Hauptstraße. Ich stoppte willkürlich ein Auto und befahl ihm, uns in ein Krankenhaus zu fahren, was der alte Herr dann auch tat.
Ich wurde nur geröntgt noch nebenbei wurden meine eins zwei Kratzer desinfiziert mehr auch nicht. Isil wurde mit einem Zug von mir getrennt. Sie befand sich wieder bei der Gynäkologin, welches mich schwer atmen ließ. Ob es denen gut geht? Wie konnte sie so einen Fehler machen? Wie konnte ich es ihr erlauben das Auto zu fahren? Alles war meine Schuld. Mein Handy klingelte andauernd Melda rief an, worauf ich eigentlich gar keine Lust hatte, dennoch ran ging. Sie war immer noch meine Schwester und machte sich wohl sorgen. »Ja?«, fragte ich kalt. »Dayi, wo seid ihr wir sind schon zuhause?«, fragte mich mein kleiner Neffe, der mich auf die Tränendrüse drückte. »Gib mal Emre Abi mein Großer«, befahl ich ihm mit einer gebrochenen Stimme. »Emre Abi, ist grade draußen, soll ich Anne geben? Sie sitzt neben mir«, sprach er zuckersüß aus, worauf ich nur ein »Hmm« summte. Ich konnte nicht mehr sprechen. Es war so als hätte ich die Sprache vergessen. »Abi?«, flüsterte sie leise in den Hörer, was ich gerade noch so mit bekam. Wenn sie immer noch Abi zu mir sagen konnte, dann musste ich ihr ja echt was bedeuten. »Melda'm hör mir zu. Sag Emre der soll euch bloß nicht alleine lassen. Ich vertraue euch Melda hörst du? Ich vertraue dir!«, und hörte auf bevor ich noch am Telefon los fing zu weinen.
Erst nach Stunden kam mir der Arzt entgegen, jedoch war sein Gesicht zu Boden gerichtet.
»Herr Sentürk?«
»Ja?«
»Wir haben alles versucht, jedoch konnten wir nichts machen. Unser herzlicher Beileid«, ließ er mir den kalten Schauer über und durch den Rücken laufen.
»Sie?«
»Frau Kaya geht es gut. Sie wird etwas Kopfschmerzen haben, denn ihr prall war viel kräftiger als Sie den hatten. Nur müssen wir sie zwei vielleicht sogar drei Tage hier behalten um sicher zu gehen das auch nichts weiteres ist«, ernste sich seine Tonlage, was mir ehrlich gesagt Angst einjagte.
Nun war ich neben meinem schlafendem Engel. Sie schlief tief und fest. Ob sie wusste, dass wir unsere wunderschöne Tochter schon verloren hatten? Ob sie wusste, dass das Kind in ihrem Bauch gestorben ist?
Ich hielt ihre Hand fest und küsste immer ihre Hand und Handinnenfläche. Ihre Haare streichelte ich zur Seite. Mir viel nichts ein was ich in dem Moment sagen konnte. Die Situation war genauso neu, auch für mich. Ich war doch selber viel zu überfordert. Langsam spürte ich den Druck auf meiner Hand und ihr gespieltes 'mir geht es gut Lächeln'. Ihren Hände legten sich um ihren Bauch, als sie mein Blick darauf sah. »Er lebt, oder?«, fragte sie geschockt. Ihre Augen weiteten sich und die Tränen nahmen schon ihren Lauf ohne ihr geantwortet zu haben. »Tolga, sag etwas er lebt doch oder?«, schlug sie mich mit einer Hand aus meiner Trance wach. Ich schloss meine Augen und schluckte erst einmal fest runter bevor ich mein Kopf schüttelte und »Nein« flüsterte.

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Unsere Geschichte
RomanceIsil und Sinan heirateten aus Liebe und die Ehe führte zu einer drei Jahren glücklichen Ehe. Doch seit einem Jahr haben sich beide von einander distanziert. Beide haben beschlossen, dass jeder sein Leben lebt, aber sie noch verheiratet bleiben. Dann...