Isil
Ich nahm die Entschuldigung von Tolga nur an, weil ich mir gestern versprochen hatte ihn mal auch an seine Grenzen zubringen. In Sinans Blick sah man die Wut, die er gegenüber Tolga pflegte. Ich wollte nicht zwischen zwei so guten Freunden stehen, deswegen fragte ich ihn auch ob er vielleicht Lust hätte zum Frühstück herein zukommen. Er folgte mir und blieb abrupt stehen. Er guckte verdutzt zu Pinar, die bis über beide Ohren grinste.
»Was machst du denn hier?«, fragte er Pinar verwirrt.
»Na meine Cousine besuchen«, sagte sie und schaute zu mir herüber. Woher kannten die sich? Ich guckte zu Sinan, der nur mit den Schultern zuckte.
»Woher kennt ihr euch?«, fragte ich neugierig.
»Von gestern. Wir hätten beinahe zusammen gefickt«, gestand sie und nahm ein Schluck aus ihrem Glas. »WAS?«, schrie ich fragend.
»Komm runter. Ich sagte doch beinahe«, entgegnete sie mir und rollte genervt mit den Augen. Mir blieb der Mund offen und meine Augen waren immer noch aufgerissen, starrend auf Tolga gerichtet, der nichts aus seiner Mimik preisgab. Ich setzte mich fassungslos zu den an den Tisch und starrte auf mein Teller.
»Du nervst mit der Art, Isil. Ich bin alt genug und wenn ich scheiße baue, sollte dies niemanden interessieren.«, sagte sie und ging sich noch durchs Haar. Ich sah kurz zu Tolga der fasziniert zu ihr schaute. Beide waren auf einer Wellenlänge und beide hatten viele Dinge gemeinsam. Beide mochten mich nicht. Pinar mochte mich als Kind schon nicht. Ich war die perfekte Tochter, was ihre Eltern ihr immer gesagt hatten, genau deswegen mochte sie mich nicht. Verständlich, aber ich konnte eigentlich nichts dafür.
Schweigsam, jedenfalls nur Sinan und ich aßen wir weiter. Pinar erzählte lauter Dinge die sie erlebt hatte und Tolga hörte ihr zu und erzählte einen passenden Teil dazu. Ich hielt es für richtig wenn ich leise war und Sinan guckte Tolga ab und zu mit einem bösen Blick an. Er war immer noch etwas wütend auf Tolga, weil er mir eine Ohrfeige verpasst hatte. Ich wusste auch, dass er ihm das nicht so schnell verzeihen würde.
Als wir endlich fertig waren, verschwanden alle im Wohnzimmer. Ich blieb in der Küche und spülte ab. Danach ging ich mit meinem Tee in der Hand ins Wohnzimmer und setzte mich zu Sinan. Er umschlang seine Arme um mich und drückte mich leicht zu sich. Wir spielten natürlich das verliebte Ehepaar. Ich konnte es nicht riskieren, dass Pinar dies herausfindet und es der ganzen Familie erzählt. So etwas würde sie sich nicht entgehen lassen.
»Guck ihn nicht so böse an, Sinan. Er ist dein Freund«, flüsterte ich ihm zu und er schüttelte seinen Kopf. »Er hat dich geohrfeigt«, trotzte er zurück. Ich lächelte leicht und gab ihn einen Kuss auf die Brust. Bei ihm entstand ein leichtes grinsen, welches sofort verschwand als Tolga anfing zu reden. »Sinan, lass heute alle raus«, erklang die Stimme von Tolga ganz fröhlich.
»Ja, aber bitte ins Kino«, antwortete ich ehe Sinan dies machen konnte.
»Wie langweilig. Lass feiern«, kam der Einwand von Pinar.
»Nein, nein, lass uns ins Kino«, unterstützte Tolga mich und ergatterte so einen genervten Seufzer von Pinar. »Wenn es sein muss, aber lass danach wenigstens irgendwo schick hin«, sagte die Dame und stand auch schon auf. Wir standen alle auf, jedoch ging ich die Treppen hoch.
»Wohin?«, fragte mich Sinan.
»Mich umziehen. Wir wollen ja nicht, dass sich Pinar in meiner Gegenwart schämt«, sagte ich während ich ihr leicht lächelnd ins Gesicht sah. Ich ging ohne auf irgendeine Reaktion abzuwarten in mein Zimmer. Dort zog ich mir meine Jogginghose und den Pullover aus. In Unterwäsche stand ich vor dem Kleiderschrank und nahm mir mein Kleid heraus. Ich legte es auf den Bett und strich kurz darüber. Dieses Kleid hatte mir Sinan geschenkt und die Gelegenheit es anzuziehen hatte ich bis jetzt nicht. Ich zog es schnell an und machte meine Haare. Um die andere nicht länger warten zulassen, beschränkte ich meine Schminke und verzierte meine Lippen mit einem knallrot. Bevor ich den anderen die Gelegenheit gab nach mir zu schreien, zog ich mir meine High hells an und ging die Treppen herunter. Unten angekommen, schnappte ich mir meine Tasche und ging ins Auto wo sie auch schon auf mich warteten. Ich setze mich nach hinten zu Pinar und guckte gelangweilt aus dem Auto, während wir ins Kino fuhren. Die anderen stritten sich welchen Film wir doch guckten sollten, aber mir war es eigentlich egal.
Im Kino angekommen, stiegen Pinar und ich aus. Die Jungs wollten ein Parkplatz suchen gehen. Wir standen draußen vor der Tür und warteten einfach. »Tolga ist sexy«, unterbrach mich Pinar mit ihrer Meinung über Tolga. »Hmm«, brachte ich nur desinteressiert von mir, woraufhin sie mich böse anguckte. »Ach Isil, von sowas hast du eigentlich keine Ahnung, aber bei deinem Mann hast du es gut hingekommen. Wie der mit einer wie dir Spaß hat. Habt ihr überhaupt Sex?«, fragte sie mich grinsend. Ich schnappte nach Luft und wollte ihr antworten, doch dann vernahm ich eine Hand an meiner Taille wahr. Dieses Biest. Sie versuchte nur mich zu provozieren.
»Ja, Pinar. Jeden Tag und ich genieße es«, sagte ich ihr und bekam die verwirrten Blicke von Sinan und Tolga, die zu uns gestoßen waren. »Was genießt du?«, wollte Sinan wissen.
»Ach Schatz, das Eheleben meint sie nur«, sagte ich und hackte mich bei ihm ein. Gemeinsam gingen wir an die Kasse und entschieden uns für ein Horrorfilm. Ich mochte solche Filme überhaupt nicht, aber wollte keinen den Spaß verderben. Pinar rannte auf ihren Sitz zu und rief uns zu sich. Genervt rollte ich die Augen und wir setzen uns auf unsere Sitze. Sinan saß außen, daneben ich, neben mir Tolga und dann Pinar. Hauptsache weg von mir.
Die Handlung des Filmes war eigentlich immer der selben Mist. Eine Familie zog um und dann ausgerechnet in ein Haus wo es spuckt. Ein Klassiker. Während des Filmes versuchte ich so oft es ging mich auf andere Dinge zu beschäftigen, Hauptsache nicht hin gucken was alles passiert. Doch plötzlich schrien fast alle im Kinosaal, sodass ich aufschrecke und die Hand neben mir zerdrückte. Als ich ein stöhnen hörte, ließ ich die Hand los und blickte in das schmerzverzogene Gesicht von Tolga. Oh, shit. Es war seine Hand. Ich guckte zu Sinan und Pinar, aber keine von denen hatte es bemerkt, sodass ich auch tat als ob nichts war. Ich guckte wieder gerade aus und versuchte mich im Film auf einen Punkt zu bestimmen, der meine ganze Aufmerksamkeit nahm.
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Unsere Geschichte
RomanceIsil und Sinan heirateten aus Liebe und die Ehe führte zu einer drei Jahren glücklichen Ehe. Doch seit einem Jahr haben sich beide von einander distanziert. Beide haben beschlossen, dass jeder sein Leben lebt, aber sie noch verheiratet bleiben. Dann...