Kapitel 4

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"Opa!", schrie Zora als sie die Haustür öffnete und einen Luchs in ihrem Wohnzimmer vorfand. Sie hätte nie im Leben gedacht, dass ein wildfremder Junge, vielleicht drei Jahre älter als sie, in ihrem Wohnzimmer stehen würde mit einem Luchs in der Hand. Um ehrlich zu sein, hat sie erhofft alleine in ihrem Wohnzimmer zu sitzen und mit ihrem Großvater sprechen zu können. Seit einpaar Wochen wird sie von unheimlichen Albträumen verfolgt. Ihre Eltern wollte sie gerade nichts sagen, da sie eine Firma leiteten und andere Sachen zu tun hatten, als sich zu wundern, ob ihre Tochter geistlich stabil war oder nicht! „Opa!", rief sie vom Wohnzimmer.

„In der Küche!", rief er. Sie rannte schnell dorthin und ignorierte den Jungen in ihrem Wohnzimmer, der sie fragend hinterher blickte.

„Warum steht ein Junge in einem Kostüm in unserem Wohnzimmer und wenn wir schon dabei sind, hast du dir ein neues Hobby gefunden in dem du dich um Wildkatzen kümmerst?"

Zoras Opa grinste. Er schüttelte den Kopf. „Nein nicht doch. Der Junge ist hier, weil er unsere Hilfe braucht."

„Unsere Hilfe?", fragte sie verwundert.

„So genau weiß ich es auch nicht. Hilfst du mir bitte.", er gab ihr zwei Tassen mit heißer Milch, die sie bis zum Wohnzimmer trug.

„Also.", sagte Elior, „Du meintest du bräuchtest meine Hilfe. Wie heißt du Junge?"

„Opa!", rief Zora bevor der Fremde sich vorstellen konnte. Alastair fand es sehr unhöfflich. „Warum hast du ihn rein gebracht, wenn du nicht einmal seinen Namen kennst? Wir leben in dem einundzwanzigsten Jahrhundert, wo Internet und Handys existieren! Wir sind in eine Zeit wo ein Jugendlicher auch ein Serienkiller sein kann! Du kannst ihn nicht einfach reinlassen ohne zu wissen wie er heißt!", platzte es aus Zoras Mund. Sie schnaufte nach Luft als sie fertig war.

„Liebling, ich muss nicht sein Namen wissen, um zu erkennen, dass er ein guter Mensch ist."

„Sicher?", fragte sie stirnrunzelnd, „wir sind Mittesommer! Es ist heiß und Fasching ist hinter uns. Wer geht mit einem Prinzenkostüm durch die Gegend herum?"

„Ich!", sprach Alastair dazwischen. „Ich bin ein Prinz und muss mich Protokollgemäß anziehen."

„Protokollgemäß?", wiederholte Zora und lachte. „In welchem Zeitalter lebst du? Du redest wie Moliere! Hast du überhaupt ein Smartphone?"

„Wer ist Moliere und was ist ein Smart?", fragte er.

Zora blickte ihren Opa verwirrt an. „Siehst du! Vielleicht kommt er aus einer Irrenanstalt?"

„Hey!", sagte sie zum Jugendlichen vor ihr. Er schaute sie verwirrt an. „Weißt du was das her ist?", sie zeigte auf dem riesigen, schwarzen Plasmafernsehen. Er zuckte mit den Schultern.

„Eine Art flache Unterhaltungsbox?"

„Und das dort?", deutete sie auf die Musikanlage.

„Ein Ding?"

„Ein Ding?", wiederholte Zora trocken. Sie drückte auf der Fernbedienung der Musikanlage. Sofort hallte der laute Bass einer Gitarre das Wohnzimmer. Der Luchs und der Junge sprangen fast aus der Coach. „Das Ding ist eine Musikanlage! Damit hört man Radio...Musik, und das da, ist ein Fernsehen!" Zora verdrehte ihre Augen als der Junge noch immer nicht verstand über was sie sich aufregte.

Zora blickte ihren Opa wieder an und zog ihre Augenbraue hoch.

„OK, vielleicht hast du Recht!", gab Elior zu, „Aber das würde nicht erklären weshalb er ein Luchs bei sich hat."

„Vielleicht sollten wir auch den nah legenden Zoo anrufen?"

Alastair musterte das Mädchen und den alten Herrn. Die Beiden unterhielten sich über ihn, als ob er gar nicht anwesend wäre. Er räusperte sich. „Ich bin noch hier!"

„Oh...ja! Also Junge wie heißt du?", fragte Elior verlegen.

„Ich bin Prinz Alastair von Amera. Ich bin hier, da ich eure Hilfe brauche Magier Elior.", stellte sich Alastair vor.

Zora blickte Alastair als ob er vom Himmel gefallen wäre. Wo lag bitte schön Amera? Und seit wann war ihr Opa ein Magier?

Hat er etwa zufiel Amaretto-Eis gegessen und da bei ist sein Gehirn so der Maßen eingefroren, dass er nur an Amaretto dachte?

Elior dagegen verspannte sich und blickte den jungen Mann vor ihn durch gekniffen Augen.

„Wir Solaris sind der Königsfamilie nichts schuldig und Amera ebenfalls nicht. Wir wurden verbannt und gejagt obwohl wir unschuldig waren und es bis heute sind.", sagte er giftig.

Alastair ballte seine Hände zu Fäuste und versuchte seine Ruhe zu bewahren. Jeder weiß doch, dass die Solaris am Tatort sich befunden haben und es gab auch handfeste Beweise, dass sie die Mörder waren. „Ich bin nicht hier um über die Vergangenheit zu sprechen.", versuchte Alastair höfflich zu klingeln. „Mein Vater wurde entführt und man hat versucht mich und meine Geschwister umzubringen. Die Leute, die hinter uns her sind, wollen den Schlüssel stehlen."

„Was für ein Schlüssel?", wollte Elior wissen.

„Der Schlüssel, der zum Zeittempel führt."

„Unmöglich!", stand Elior auf. „Meine geliebte, verstorbene Mutter hat diesen Schlüssel gut versteckt."

„Mag sein, aber mein Vater hat es gefunden.", sagte Alastair.

„Was hat aber der Schlüssel mit uns zu tun? Wenn es darum geht die Königsfamilie zu beschützen, da denke ich, nein da bin ich mir sicher, dass sie viele begabte Ritter an ihrer Seite stehen haben, die Sie schützen könnten."

„Der Schlüssel wird Tag zu Tag wärmer. Mein Vater ist der Meinung, dass es bald explodieren könnte und nur jemand aus ihrem Blut, könne den Prozess stoppen."

„Dann lass den Schlüssel doch explodieren!", sagte eine Männerstimme. Alastair drehte sich um und fand einen Mann mit grünbraune Augen und blonde Haare vor der Tür stehen. Er betrachtete Alastair misstrauisch. „Orel! Sohn, komm setzt dich hin.", stand Elior auf und zog seinen Sohn am Arm. „Hallo Dad.", begrüßte Zora ihren Vater, der überraschend heute früh nach Hause kam. „Zora, gehst du bitte hoch in deinem Zimmer."

Orels Blick zeigte keine Widerrede. Zora nickte enttäuscht und ging hoch. Dabei wollte sie so gerne wissen, ob diese ganze Geschichte wahr war. Ihr Opa sprach nicht oft von seiner Kindheit. Nach dem Gespräch, kamen er und dieser Alastair aus dem selben Ort. Amera...Aber dieser Ort existierte nicht auf der Erde außer wenn...Zora schüttelte den Kopf. Nein, nein, nein! Sie dürfte nicht einmal daran denken! Das würde dann heißen, dass sie selbst eine Außerirdische wäre und das war nur in Filmen möglich! Ihr Vater hat wahrscheinlich die Polizei angerufen, damit sie diesen Jungen abschleppen und Opa spielt nur den Spiel mit ihm bis sie kommen. Was Zora jedoch nicht wusste, dass ihr Opa gar kein Spiel mit Alastair spielte. Im Gegenteil er glaubte diesem schwarzhaarigen Burschen. „Nach all die Jahren taucht ihr hier auf und wollt, dass wir euch helfen?", hackte Orel wütend.

„Wenn Sie uns nicht helfen wollen, schön, ich verstehe, glauben Sie mir, aber dann machen Sie es für Amera. Sollte der Schlüssel explodieren, wird ganz Amera verschwinden und wer weiß, was für Auswirkungen, es noch haben wird.", versuchte Alastair die beiden Männer vor ihm zu überreden.

„Ich weiß nicht.", sagte Elior. „Lass mich darüber überlegen."

„Wir haben aber..."

„Du hast mein Vater gehört!", unterbrach Orel Alastair.

Alastair hat noch nie solche hasserfüllte Augen gesehen. Dieser Mann machte ihm Angst. Er traute sich zum ersten mal in seinem Leben nicht in die Augen einer Person zu sehen. Es ist als ob er ihn lebendig verbrennen würde.

Alastair stand auf und Lily ebenfalls. „Ich verstehe. Ich werde in zwei Tagen zurück kommen und ich hoffe bis dahin, dass Sie mir helfen werden.", sagte er und verschwand durch den Portal, das Lily geöffnet hat. 

Die letzte WahrsagerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt