Kapitel 54

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Edwin schluckte die Kugel, die sich in seinem Hals gebildet hat, runter. Vor ihm standen tausend Männer, bewaffnet und bereit Zayns Burg zu überfallen.

„Ich kann nicht!", krächzte er. Bellareine und Alastair drehten sofort den Kopf zu ihm. „Was meinst du, du kannst nicht?", wollte Bellareine wissen. Sie bemerkte wie Edwins Knien zitterten.

„Ich kann diese Leute nicht führen! Was wenn sie alle sterben, weil ich eine falsche Entscheidung getroffen habe? Sie haben Kinder, Frauen..."

„Edwin!", knallte Alastairs Hand auf Edwins Rücken. Edwin suchte krankhaft nach Luft. Wenn Edwin schon so reagierte, dann wie wird er im Kampf sich verhalten?

„Edwin", sagte nun Alastair sanfter, „Du bist nicht alleine! Ich stehe neben dir und werde dich beraten. Alles wird gut! Glaub mir. Beruhige dich. Glaub mir, diese Männer sind genauso aufgeregt wie du. Aber es wird ihnen nichts nützen, wenn sie dich verängstigt sehen! Denn dann werden sie dir nicht vertrauen."

Edwin nickte und versuchte seine Angst auszublenden. Er kam sich auch wenig kindisch vor in Vergleich zu Alastair. Sie waren ungefähr im selben Alter. Jedoch zeigte sich Alastair viel reifer als er.

„Sie warten, dass du etwas sagst.", flüsterte Alastair ihm ins Ohr.

Edwin nickte und schaute auf die Truppe. Die meisten waren junge Männer. Sie sahen sehr verkrampft aus. Du packst es Edwin!

„Eh...Hallo...ich bin Edwin Solaris. Mein Freund hier Alastair, der Prinz wie ihr bereits alle wisst und ich sind euch sehr dankbar, dass ihr uns hilft. Ich werde euer Anführer sein. Ich habe keine graue Haare noch, also bitte last es mit den Formalitäten."

Der letzte Satz löste Gelächter bei den Männern. Die Atmosphäre wurde lockerer durch Edwins Scherz, was eigentlich kein Scherz sein sollte. Edwin erinnerte sich an den Worten seines Vaters: „Dein schlechter Humor wird dich noch von vielen Situationen retten."

‚Vielen Dank Dad! Du hattest vollkommen Recht!', grinste er innerlich.

Edwin, Alastair, Bellareine und die Truppe wurden von Hyginus durch den Wald geführt. Sie bestiegen die Drachenberge bis sie aus der Ferne die Burg erspähten. Hyginus blieb stehen. Seine hellblaue Haare, die ihm bis zu den Schultern kamen, wehten im Wind. Edwin fand der Typ sah aus wie ein Elf mit seiner blassen Haut und lila Augen. „Die Burg steht dort oben.", sagte er.

„Das sehen wir.", verdrehte Alastair die Augen. „Wie kommt man am besten dorthin ohne gesehen zu werden?"

„Nicht weit befindet sich ein Fluss. Wenn ich mich nicht irre, läuft der Fluss an der Burg vorbei."

„Was mit dem Wachposten?", fragte Edwin.

„Meine Männer haben herausgefunden, dass in jeder Ecke von der Burg vier Tatriker stehen. In einem Radius von zwanzig Meter läuft immer eine Truppe von dreißig Tatriker."

„OK, wir machen folgendes.", sagte Alastair und wandte sich zu Edwin. „Wir teilen die Truppe in zwei. Eine Gruppe wird die Tatriker ablenken und die andere schleicht sich in die Burg ein."

„Ich hätte eine Idee, wie wir die Tatriker ablenken könnten.", mischte sich Bellareine ein. Sie zeigte einen Beutel. „Da drin befindet sich Schlaffpulver. Ich werde die Männern begleiten und gemeinsam die Tatriker in einer Falle locken. Dort werden wir sie mit dem Schlaffpulver überraschen."

„Dann überlas ich dir die Ablenkung.", sagte Edwin. „Und wir", er deutete auf Alastair und Hyginus, „Wir werden die Burg überfallen, den König und die anderen Gefangenen befreien und sollten wir auf Zayn stoßen, ist unsere erste Priorität, die Gefangenen in Sicherheit zu bringen."

Edwin ging zu der Soldatentruppe und teilte sie genau in zwei. „Männer, ihr werdet der Hexe Bellareine aus Dahlum gehorchen. Mission: Tatriker ablenken, damit wir in die Burg ungesehen rein schleichen können."

„Ja Sir!", riefen sie. Die Truppe mit Bellareine ging vor. Sobald sie ihren Plan umsetzten, war Truppe zwei an der Reihe.

Bellareine und die Männer schlichen sich bis sie den Geruch von Erbrochenen rochen. Dieser Gestank war nicht auszuhalten. „Was ist dieser Geruch?", wunderte sich einer der Soldaten, der neben Bellareine stand. „Das sind die Tatriker. Sie müssen nicht weit von hier sein." Bellareine wandte sich zu den Männern. „OK Jungs, hört zu. Wir werden einen Feuer entfachten und die Tatriker hierher lenken.", sie zeigte mit ihrem Finger auf dem gemahlten Kreis auf dem Boden, den sie vor einpaar Sekunden mit ihrer Magie heraufbeschworen hat.

„Sobald die Tatriker in diesem Kreis stehen, werden sie nicht in der Lage sein sich zu bewegen. Alles klar?"

Alle nickten und machten sich auf die Arbeit. Zwei Soldaten kletterten auf einem Baum und hielten Ausschau, während die anderen Holz sammelten. Bellareine warf auf dem Haufen eine Feuerkugel. Die Flame sprang nach oben und ragte über die Bäume. Das müssten die Tatriker gesehen haben und Edwin ebenfalls. Denn das war der Startsignal.

Ein Grölen war zu hören. „Sie kommen.", riefen die zwei Soldaten vom Baum aus.

„Macht euch Kampf bereit!", sagte Bellareine. 

Macht euch keine Sorgen! Es wird immer besser, denn es wird viel Unerwartetes passieren!

Die letzte WahrsagerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt