Kapitel 70

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„Vor sechshundert Jahren", fing Orion zu erzählen, „lebte ich friedlich als Archäologe in Miradel. Die meisten in meiner Familie waren Musiker, jedoch mich interessierten mehr die Steine und die Geschichten, die sie verbargen. Eines Tages hörten wir, dass ein Magier ein verbotenes Ritual durchgeführt hätte. Er hat tausende tote Seelen erweckt. Sie waren in der Lage sich in einem Menschen zu versetzten und ihn somit kontrollieren. Kurz danach tauchte der König Xavier, Vater von König Xander. Er bat meinen Vater eine Waffe herzustellen, die ermöglicht tote Seelen zu kontrollieren. Angeblich hörten sie gerne die Flöte. Mein Vater hat an dieser Waffe gearbeitet. Ich half ihm bis er eines Tages eine Entscheidung treffen musste."

„Welche Entscheidung?", wollte Zora wissen und bemerkte Orions eisiger Blick.

„Die Flöte brauchte ihre eigene Magiequelle. Ein Magier mit starkem Charakter musste geopfert werden.", Orion zögerte kurz. Er erinnerte sich ganz genau an den Worten seines Vaters und wie sehr ihn an diesem Augenblick verachtet hat. „Mein Vater hatte vier Söhne. Ich war der jüngste und sein Misserfolg, da ich nicht die Familientradition fortführen wollte. Er hat mich also ausgewählt. Ich war der Opfer."

Zora runzelte bestürzt die Stirn. Was für ein Vater würde es seinem eigenen Sohn antun?

„Das...tut mir Leid.", sagte Zora und näherte sich Orion. Zora nahm tröstend Orions Hand. „Was ist dann passiert?"

Orion blickte auf Zoras Hand. Sie war warm. Er sprach weiter ohne seinen Blick abzuwenden. „Ich war gefangen in einem leeren Ort, wütend und einsam. Viele Magier benutzten die Flöte, um die Seelen zu kontrollieren. Dabei wurde meine Magie ausgeschöpft. Ich war müde und mich nervte es, dass die Menschen mich einfach so ausnutzen. Also habe ich die Magier bestraft, die nur böse Gedanken hatten und irgendwann hieß es das die Flöte gefährlich sei und nur ihren Besitzer ihre Kraft schenkte. Die restliche Geschichte kennst du."

Ja, die kannte sie. Die Flöte wurde als ein verbotenes Artefakt gestuft im Schloss des Fürsten von Dalum bewahrt.

„Ich habe dich beobachtet Zora. Du bist mutig und stark. Du würdest alles tun für deine Familie und Freunde. Jedoch füllst du dich allein und einsam, weil keiner dich irgendwie versteht. Dir fällt es schwer einzusehen, dass du eine Magierin bist. Aber weißt du was am lustigsten an dieser ganzen Sache ist?"

Zora schüttelte den Kopf. Orion blickte sie direkt mit seinen blauen Augen an. „Du bist nicht nutzlos."

„Doch das bin ich!", widersprach ihm Zora, „wäre ich stärker, hätte ich meine Freunde retten können. Ich hätte sogar eine Vorahnung haben können und..."

„Und was? Sie davor warnen?", grinste Orion traurig, „Die Wahrsagerei kann dir nicht immer alles vorsagen. Du selbst kannst nicht immer alles voraussehen!", tippte er mit dem Zeigefinger auf Zoras Stirn. „Das Leben ist wie ein Baum. Es kann sich in tausenden Richtungen verzweigen und am Ende weiß man doch nicht wo man landet. Vielleicht wenn du das Leben deiner Freunde gerettet hättest, wäre Zayn trotzdem im besitzt der Mondmagie oder noch schlimmer, des Schlüssels! Was dann?"

Daran hat Zora nicht gedacht. Orion hielt Zoras Hände und legte sie genau auf ihrem Herz. Sie fühlte das schnelle Schlagen. „Du lebst Zora! Du hast alles was du brauchst um Zayn zu vernichten und deine Freunde zu retten. Du bist nicht alleine. Sie sind noch immer bei dir ob du es willst oder nicht. Versuch dich zu erinnern an allen schwierigen Situation, die du gemeistert hast. Du hast sie alleine bestanden!"

Zora erinnerte sich an der Sylphe, an den Seeteufel, an den Nixen...

Diese Tests hat sie alleine überwunden ohne die Hilfe ihrer Freunde. Vielleicht hatte Orion Recht. Sie war nicht so schwach und nutzlos wie sie glaubte.

Die letzte WahrsagerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt