Kapitel 19

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Eine Frau in ganz weiß mit einem roten Umhang, lief durch den Wald. Es war kurz vor dem Sonnenaufgang. Die meisten mochten schlafen, doch sie war in dieser Zeit immer wach. Sie liebte es so vor in der frischen Luft zu laufen, unbemerkt vor den neugierigen Blicke der anderen. Andere sahen die Einsamkeit als der fatale Untergang, doch nicht für sie. Vielleicht lag es, weil sie ihre ganze Kindheit der Öffentlichkeit zeigen musste. Keine Privatsphäre, keine Intimität, nur Intrigen und Tratsch . Sie befand sich nun vor dem See. Ein wunderschöner Ort in der Dämmerung. Die schwachen Lichtstrahlen wurden vom Wasser reflektiert und der leichte Nebel gab dem ganzen Bild noch ein mysteriöser Effekt.

Ruhe.

Nicht einmal die Tiere machten irgendein Geräusch. Ein wahrer Paradies für die Ohren.

Sie lief über das Wasser bis in der Mitte vom See stand. Sie klopfte mit dem Fuß drei mal leicht auf dem Wasser. Leichte Wellen formten sich und unter ihr öffnete sich ein Portal. Sie ließ sich ein saugen. Als sie ihre Augen wieder öffnete stand sie in einer Hölle, die nur aus weiß schimmerten Kristalle bestand.

Weiß stand für Rein und Wahrheit, zwei Sachen die sie liebte und schätzte. Sie lief in die Hölle tiefer bis sie zu einem Wasserfall ankam. Es ist ein wunder, dass so tief in der Erde sich ein Wasserfall befand. Sie zog ihren Umhang aus. Rotgoldene Haare, fielen ihr bis zu den Hüften. Ihre grüne Augen funkelten vor Hoffnung. Sie war eine Wahrsagerin, die jedoch nicht zu der Familie Solaris gehörte, sondern der Luna, dem Mond. Sie war die letzte ihrer Familie. Sie waren alle tot. Nur sie ist übrig geblieben. Sie wurden verraten vom Vertrauten den Königs. Er hat ihnen so viel versprochen, doch nichts eingehalten. Er hat sie ausgebeutet. Sie sollen mehr über die schwarze Magie forschen. Das haben sie, jedoch ohne zu wissen, dass er es für seine böse Zwecke verwenden wird. Sie waren naiv. Warum hat sie es nicht in gesehen? Sie hätte alle retten können. Doch da musste sie sich an das erinnern was ihr Vater gesagt hat. Die Wahrsagerei lässt uns nicht alles voraussehen, sonst gebe es nicht das was man Schicksal nennt. Voreinpaar Tagen, hat sie mitgekriegt, wie die Solaris von Amera verbannt worden sind. Zu ihrer Erachtens, waren die Solaris unschuldig. Sie könnten niemals Mörder sein. Sie haben viel für die Gesellschaft gemacht ohne jemals im Gegenzug etwas zu erwarten. Sie haben Armen und Obdachlosen geholfen wieder ihr Leben in der Hand zu halten. Sie schützten die Natur und Rechte der Menschen, die nicht in der Lage sind zu währen. Es war alles seine Schuld! Und was sie in der Zukunft sieht, wird nicht besser sein. Denn seine Gier nach Macht, wird den furchtbarsten Monster erschaffen, die die Welt je gesehen hat. Jetzt konnte sie nicht viel tun, aber sie konnte später, in der Zukunft helfen. Aber dafür muss sie sich selbst opfern. Sie tauchte in das kalte Wasser ein und nahm ein spitzes, weißes Kristall in der Hand. Sie verzauberte es mit einer uralten Magie, die nur ihrer Familie bekannt war. Ihr wissen wird sie den Solaris weiter geben. Aber dafür muss sie wiedergeboren werden. Ohne viel nachzudenken stach sie den Kristall in ihr Herz. Ihr Körper versank in die tiefe und löste sich auf.

Zora riss ihre Augen weit auf. Sie lag in ihrem Bett, neben ihre Mutter. Sie mussten gestern Abend eingeschlafen sein. War das ein Traum, eine Vorahnung oder hat sie in die Vergangenheit geblickt. Sie nahm das Skizzenbuch, dass Opa ihr gegeben hat. Sie zeichnete die Frau, die sie gesehen hat. Ihr Blick wanderte zu ihrer Mutter. Dann wieder auf die Skizze. Zora blinzelte einpaar mal. Ihre Mutter und diese Frau sahen sich sehr ähnlich. Sie konnte unmöglich die eine und die selbe Person sein! Sie blickte wieder zu ihre Mutter. „Ich glaube ich fange an verrückt zu werden."

„Hattest du ein Albtraum?", fragte plötzlich ihre Mutter.

Zora schüttelte den Kopf. „Hab ich dich aufgeweckt?"

„Nein, ich wollte so oder so aufstehen."

„Mom?", entschied sich schließlich Zora, „warum kenne ich nicht meine Großeltern aus deiner Seite?"

Lauras Augen weiteten sich aus. Sie schluckte hart runter. „Ich habe keine Eltern mehr. Sie sind gestorben als ich elf war.", flüsterte sie geschämt.

Zora verkrampfte sich. Auf so eine Antwort hat sie nicht erwartet.

„Tut mir Leid. Willst du darüber sprechen?", kaute Zora auf ihre Unterlippe.

„Es muss dir nicht Leid tun. Es ist schon vor langer Zeit passiert. Ich habe nun meine eigene Familie. Ich habe dich und dein Vater."

Zora umarmte ihre Mutter fest. „Für was ist die Umarmung?", wunderte sich Laura.

„Es ist um dir zu zeigen wie sehr ich dich liebe. Wie viel mal hat man dir gesagt, dass man dich lieb hat?"

„Hm, mal überlegen. Nicht so oft."

„Dann sag ich es noch mal. Liebe dich.", und Zora gab ihr ein Kuss auf die Wange. Und das wiederholte sie vie mal.

Laura platzte in ein lautes Lachen. „OK, das reicht!", blickte sie ihre Tochter warnend. „Jetzt bin ich dran."

Zora sprang vom Bett auf und rannte aus dem Zimmer. Zora wusste nur zu sehr wie erwürgend die Umarmungen ihrer Mutter waren. Laura rannte ihrer Tochter hinterher. „Bleib stehen. Ich will mein kleinen Engel einen Kuss geben!", lachte sie.

„Nicht wenn du mich wie ein Grislibär erdrückst!", scherzte Zora und rannte in den Garten. Laura sprintete los und fing ihre Tochter. „Komm her zu Mama Grisli!"

„Mom! Ich bin nicht mehr ein Baby!", blickte Zora ihre Mutter schockiert an.

„Du bist immer mein Baby bleiben.", drückte Laura Zora ganz fest an sich und gab tausend Küsschen. 

Die letzte WahrsagerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt