Kapitel 5

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Kapitel 5

Zora horchte in der dunklen Stille. Sie lag in ihrem Bett und blickte die Decke an. Ein weiterer Albtraum. Sie verstand nicht weshalb sie diese Albträume immer wieder hatte. Sie seufzte. Nachdem was sie alles geträumt hat, konnte sie unmöglich weiter schlafen. Zora verließ ihr Zimmer und ging in die Küche. In der Regel naschte sie nicht Nachts aber gerade hatte sie nur Lust auf eine leckere Portion Eis. Stracciatella oder Schoko? Beides!

Sie nahm beide Packungen raus und fühlte sich ein Eisbecher mit vier Kugeln von jeder Sorte.

„Du hast doch nicht in ernst vor alles aufzuessen?", hörte sie ihren Vater fragen. Zora drehte sich unschuldig um und bejahte zuckersüß. „Ich kann nicht schlafen."

„Das sehe ich. Und zwar seit langem! Hast du Probleme in der Schule? Bereitet ihr etwas Sorgen?" Orel setzte sich neben seiner Tochter hin. Dabei löffelte er ebenfalls eine Portion Eis.

„Ich dachte du machst Diät?", grinste Zora.

„Nur wenn deine Mutter hinschaut. Sobald sie es nicht tut gönne ich mir einpaar Kalorien.", zwinkerte er.

„Lass es dir schmecken.", lachte Zora über das kindliche Verhalten ihres Vaters und löffelte sich einen Eis in den Mund.

„Willst du über deinen Albtraum sprechen?", fragte Orel wieder ernst.

Zora nickte. „Ich wollte schon seit langem mit Opa darüber reden..."

„Und nicht mit mir?", schmollte Orel.

„Ich will dich nicht belasten. Du hast genug mit der Firma zu tun."

„Stimmt. Aber meine Familie kommt immer als erstes.", sagte Orel und blickte seine Tochter besorgt an. „Du weißt wie sehr ich dich liebe und für meine kleine Prinzessen alles tun würde!"

„Das weiß ich Dad!", rief Zora, „Ich bin auch deine einzige Tochter!"

Orel grinste. Er hat seit langem nicht mehr mit seiner Tochter so gesprochen. Seine Arbeit hielt ihn davon immer ab. Späte Anrufe, Termine um den halben Globus. Manchmal wünschte er sich einfach Zuhause zu sein und mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen.

„Ich werde von Albträumen seit einem Monat gejagt.", beichte Zora ihrem Vater. Orel wandte seine Aufmerksamkeit seiner Tochter zu. „Über was träumst du?"

„Ich sehe wie Kinder geschlachtet werden und wie ganze Städte verbrannt werden von irgendwelche komische Gestallten. Ich sehe immer eine Frau mit türkisen Augen und lange blonde Haare. Sie rennt durch einen Wald und wird von Wölfen verfolgt. Dabei findet sie eine Schlucht und vergrabt einen Kompass in den Boden."

„Einen Kompass?", richtete sich Orel auf. Hat etwa seine Tochter vom Schlüssel geträumt?

„Wie sieht es aus?", wollte er wissen.

Zora versuchte sich zu erinnern. „Es war aus Silber und die Zeiger waren in einander verschnörkelt in rot. Auf dem Rücken des Kompass war ein Symbol graviert. Es sah aus wie eine Sonne...Das ist alles..."

Zora bemerkte den schockierten Blick ihres Vaters. „Habe ich etwas falsches gesagt?", fragte sie irritiert.

„Nein!", antwortete schnell Orel. Seine Tochter hat wirklich über den Schlüssel geträumt! Aber warum? „Seit wann hattest du diesen Traum? Etwa heute?"

Zora schüttelte den Kopf. „Nein es war vor drei Wochen aber heute war es extrem."

„Was meinst du?"

Zora zögerte kurz. Nur die Vorstellung, dass so etwas passieren könnte, verursachte ihr einen Schauder. „Zora?" Orel blickte seine Tochter besorgt an. „Sag mir bitte Schatz, was du geträumt hast?"

„Ich habe...ich habe gesehen wie ihr alle stirbt!", platzte es aus ihr heraus.

„Was meinst du Schatz?"

„So ein Typ mit einer großen Narbe ist Zuhause aufgetaucht und hat Mom und Opa umgelegt und als du eingetroffen bist, kamen plötzlich zwei Gestalten in Form von Hulk und köpften dich einfach ab. Er hat dann irgendetwas über Invasion und Schlüssel gesprochen ist dann aber auch wieder verschwunden."

Orel nahm seine weinende Tochter in die Arme und hielt sie ganz fest. Er flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Seine Tochter war eine Wahrsagerin. Die letzte Person in der Familie war seine Großmutter. Die Tatsache, dass sie ihre Großmutter in ihre Träume gesehen hat, beweist, dass sie die nächste Wächterin des Schlüssels war. Sein Vater und er müssten Zora die Wahrheit erzählen. Die Frage jedoch ist, wer dieser Typ mit der Narbe war und wann er auftauchen würde.

Die letzte WahrsagerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt