Kapitel 64

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Die Holztür knallte hinter ihnen zu. Erschreckt, drehten sich alle fünf um. Auf der Tür war der Kopf eines Adlers zu sehen. Zora streifte mit ihrer Hand die feinen Konturen seines Schnabels. Plötzlich öffnete sich der Schnabel des Adlers und seine Augen leuchteten bläulich. Zora sprang nach hinten und blickte mit großen Augen den Adler an. "Seid willkommen Solaris.", sprach der Adler mit einer tiefen Stimme. „Ich bin Urdos, der Wächter der Bibliothek."

„Schön dich kenn zu lernen.", kamen langsam die Wörter aus Zoras Mund. Der Adler, der aus Holz geschlitzt war, verzog sein Gesicht. „Ich spüre ein großes Unbehagen. Habe ich etwas falsches gemacht?"

Zora und die anderen schüttelten den Kopf. „Nur überrascht.", erklärte Edwin.

„Oh! Tut mir Leid. Das letzte mal als ich mit jemandem gesprochen habe war...seit einpaar Tagen."

„Tagen?", runzelte Edwin verwirrt, „wer war denn hier zuvor?"

Zora fühlte die Augen des Adlers auf sich. „Niemand", zögerte er, „wahrscheinlich eine Ewigkeit."

„Dann werden wir uns mal in der Bibliothek umschauen.", sagte Edwin noch immer verwirrt. Immerhin hatten sie nicht so viel Zeit und der Wächter schien ziemlich eigenartig zu sein.

„Natürlich! Wenn ihr Fragen habt, fühlt euch frei mich zu fragen."

„Danke Urdos.", bedankte sich Zora bei dem Adler. Sobald die Fünf ihren Rücken zum Wächter kehrten, leuchteten die Lichtkristalle über ihre Köpfe. Die Fünf blieben mit offenem Mund stehen. So eine überwältige, schöne Bibliothek hat keiner von ihnen jemals gesehen. Unter ihren Füßen breiteten sich schwarze und weiße Fliesen in dem Styl eines Schachbrettes. Die Wände waren nicht zu sehen. Sie wurden von goldbraunen Regalen, überfühlt mit Büchern, versteckt. Die Regale waren verziert mit eigenartigen Mustern und verliehen somit einen edlen Scharm der Bibliothek. Recht und links führten Treppen aus weißem Marmor und Gold zu den verschiedenen Etagen, wo man jeweils drei große Tische mit bequemen Stühlen fand. Auf jedem Tisch lagen feine, dunkelgrüne Tischbänder aus Seide. Von jeder Etage konnte man auf die große Eingangshalle sehen. Dabei fielen die dunklen und hellen Holzskulpturen sofort auf. Sie standen wie Soldaten bereit zum Schachspielen. Zora hob ihren Kopf und betrachtete die wunderschöne Decke. Sie war mit Ölfarben bemalen und zeigte ein riesiges Kunstbild. Man sah wunderschön, bekleidete Frauen und Männer, die um ein kleines Mädchen tanzten. Jeder von ihnen hielt etwas in der Hand. Eine Blume, eine Kerze, ein Baby, ein Korb mit Früchten, ein Tuch, eine Vase, ein Schwert, ein Speer, ein Schild, eine Perlenkette und noch viele andere Sachen. Alle ihre Blicke waren auf das Mädchen gerichtet. Das Mädchen im weißem Kleid hielt ein Kompass in der Hand und blickte nach oben. In die Sonne, wo ein Lichtkristall steckte und leuchtete. Eigenartiges Bild, dachte Zora. Ihr Blick fiel wieder auf dem Kompass. Es sah aus wie ihr Kompass, der Schlüssel!

„Die erste Wahrsagerin und Wächterin des Schlüssels hat dieses Bild gemalt.", hörte sie eine Stimme sagen. Zora drehte sich überrascht um. Urdos stand neben ihr in voller Pracht aus Holz. Er war so groß wie sie. „Magst du es Leute zu erschrecken?", fragte sie ihn.

„Manchmal.", gab der Adler belustigt zu.

„Die erste Wahrsagerin ist dieses kleines Mädchen auf dem Bild?", fragte Zora.

„Ja. Sie hat ihre Gabe mit zehn entdeckt. Sie war nicht immer glücklich. Die Leute aus ganz Amera besuchten sie, um mehr über ihre Zukunft zu erfahren. Sie wollten wissen ob ihre Kinder gesund sein werden, ob sie einen Krieg gewinnen würden, ob sie erfolgreich und wohlhabend werden. Dafür wollte sie nicht ihre Gabe verwenden. Deswegen hat sie diese Bibliothek erschaffen, um sich zu isolieren und ihre Ruhe zu finden."

„Ein Ort wo nur sie und ihre Familie betreten können.", verstand nun Zora und blickte wieder die Gegenstände in den Händen der Menschen. Jeder Gegenstand sollte den Wunsch der Person symbolisieren.

„Was ist am Ende passiert?", wollte Zora wissen.

„Sie hat einen Mann geheiratet, ein Wissenschaftler. Zusammen sind sie gereist und haben jedes Buch, jede Schrift und Pergamentpapier gesammelt und es hier aufbewahrt. Diese Mission übergaben sie ihren Nachkommen. Es wurde zu einem Beruf innerhalb der Solaris Familie. Sie wurden die Sucher genannt."

Die Sucher, das war ein guter Stichwort! „Urdos, meine Freunde und ich sind hier, weil wir nach Antworten suchen.", erklärte sie dem Wächter. Alleine würden sie nie etwas in dieser großen Bibliothek finden. Dafür hatten sie nicht genügend Zeit.

„Nach was suchst ihr?", wollte Urdos wissen.

„Wie kann man die Schwarze Magie besiegen?"

Urdos breitete seine Flügel aus. „Folge mir.", sagte er nur. Er flog bereits hoch in die höchste Etage. Die vierte. Zora wusste nicht wo die anderen waren. Sie haben sich aufgeteilt, um schneller Informationen zu finden. Sie folgte dem Adler und keuchte sobald sie endlich in die vierte Etage ankam, auf dem linken Flügel. Der Adler stand in der Mitte und zeigte mit seinem Flügel auf einer Tür, die mitten im Regal sich befand. „Öffne die Tür. Als eine Wahrsagerin Zora, hast du das Recht diese zu öffnen."

„Woher weißt du wie ich heiße?", runzelte Zora die Stirn.

„Ich kenne dich bereits."

„Aber wir haben uns nie getroffen.", wunderte sie sich.

Der Adler neigte seinen Kopf. „Willst du endlich die Antwort auf deine Frage finden oder mehr über dich und mich reden?"

Zora blickte den Wächter verwirrt. Es dauerte einpaar Sekunden bis ihr Gehirn endlich die Kontrolle übernahm. „Die Tür öffnen.", murmelte sie vor sich hin.

Sie drehte aufgeregt die Klinke und betrat den Raum gefolgt vom Wächter. Der Raum war dunkel. Die einzige Lichtquelle befand sich mitten im Raum auf dem schwarzen Boden. Es war ein goldenes Buch, dass auf dem Boden lag und leuchtete.

„Was ist dieses Buch?", wandte sich Zora zum Wächter.

„Das Buch der Vergessenen."


Also erstens, hallo alle! Ich bin wieder von meinem Urlaub zurückgekehrt. Nach 40°C Spanien fühlt man sich wie im Winter. :)

Wie dem auch sei, wie fandet ihr Urdos? Udn mich würde es freuen eure Theorien zu höhren über folgende Sachen:

1. Woher kennt Urdos Zora?

2. Was wird das Buch der Vergessenen Zora zeigen? 

Fühlt euch frei mir zu schreiben! :) Und viel Spaß beim weiterlesen!

Die letzte WahrsagerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt