Zora spürte wie ihre Glieder immer schlapper wurden. Ihre Augen wurden schwerer. Sie spürte wie ihre Magie schwächer wurde. Bald wird ihr Schild brechen und dann kann sie sich von dieser Welt verabschieden. Was für eine grausame Art und Weise zu sterben! Zora Solaris, zerfleischt und verspeist von wildhungrige Monster. Das sie noch darüber sarkastische Kommentare machen konnte, bewies nur zu gut, dass sie die Tochter ihres Vater war. Wie würde er reagieren wenn er von ihrem Tod erfahren würde? Sie schüttelte den Kopf. Darüber wollte sie erst gar nicht nachdenken! Sie musste diese Sache hier überleben! Für ihre Mutter!
Zora blickte sich um. Es gab immer ein Weg! Man musste es nur finden! Und sie saß darauf! Der Seeteufel! Sie müsste ihn aufwecken.
„Aber Zora warte!", hielt Selena sie auf. „Was macht dich denn so sicher, dass der Seeteufel die Sirenen jagen wird und nicht dich?"
„Gar nichts! Aber ich kann nicht länger hier wehrlos stehen! Sonst werde ich am Ende wirklich sterben!"
„Dann lass mich dir behilflich sein.", sagte eine dunkele, tiefe Stimme. Zora erkannte diese Stimme sofort. Es war die Flöte.
„Wie kannst du mir helfen?", wollte Zora wissen.
„Du musst mich nur spielen und der Rest wird sich schon ergeben."
Zora zögerte kurz. Könnte sie der Flöte wirklich vertrauen? Was wenn die Flöte diese Gelegenheit ausnutzt um sie umzubringen?
Die Flöte merkte Zoras Unentschlossenheit. „Wahrsagerin ich versichere dir, dass dir nichts passieren wird. Meine Melodie wird dem Seeteufel alles erklären."
Zora atmete tief ein. Was hatte sie schon zu verlieren? Ihr Schild war fast zerbröckelt. Viel Zeit hatte sie nicht!
Sie zog den Armband aus, der sich sofort in die Flöte transformierte. Seine ursprüngliche Form. Zora fing an die Flöte zu spielen. Eine angenehme, melancholische Melodie erklang. Die Sirenen hörten mit ihrem Geschrei auf. „Du kannst jetzt aufhören zu spielen.", sagte die Flöte.
Zora hörte auf. Eine unangenehme Stille entstand. Es war ruhig. Sehr ruhig.
Plötzlich wackelte der Boden unter Zoras Füßen, oder besser gesagt der Körper des Seeteufels. Die Sirenen entfernten sich einwenig. Ihre Instinkte warnten sie vor einer Gefahr. Jedoch vor ihren Augen konnten sie nichts anderes als das rothaarige Mädchen sehen.
Ein riesiger Schatten umhüllte ihre Köpfe. Zora blickte das riesige Ungeheuer, das genau hinter den Sirenen stand. Seine giftgrüne Augen mit den enormen Pupillen blickten zornig die Sirenen an, die noch immer nicht bemerkt haben wer genau hinter ihnen stand. Der Seeteufel öffnete sein Maul und zeigte seine prachtvollen Zähne. Er wisperte. In dem selben Moment drehten sich die Sirenen erschrocken um. Ihre Augen weiteten sich aus. Selbst Zora hatte vor diesem Ungeheuer Angst. Er hatte kleine Nasenlöcher aus denen kleine Blasen raus kamen. Seine Haut war so schwarz wie die Nacht, schuppig und mit vielen Blasen. Eine lilane Zunge schlängelte sich um einer der Sirenen. Ohne zu zögern wurde sie in seinem Maul verschluckt. Man hörte am Ende nur das Zermatschen und Knacken von Knochen.
„Zora nichts wie weg!", schrie Serena. Erwacht aus ihrer Starre schwamm Zora zurück zum Ufer. Dabei wagte sie einen letzten Blick nach hinten. Der Seeteufel jagte den schreienden Sirenen hinterher.
„Danke Flöte.", murmelte Zora vor sich hin.
Die Flöte verwandelte sich zufrieden wieder in einem Armband und Selena verschwand auch aus Zoras Unterbewusstsein. In dem tiefen Wasser, wo wieder Stille herrschte war Zora nun allein. Sie schwörte sich eins: Das war das letzte mal, dass sie zum See ging.
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Die letzte Wahrsagerin
Fantasi„Meine lieben Kinder. Wenn ihr diese Nachricht seht, heißt es dass mir etwas zugestoßen ist. Ich weiß, dass ich mich immer auf euch zählen kann. Vorallem du Alastair. Du bist der älteste in der Familie. Pass auf Alexis und Amyntas gut auf. Nun komme...