Kapitel 61

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Als Zora ihre Augen öffnete fand sie Alastair neben sich legen. Verwundert rückte sie mit dem Kopf nach hinten. Wie kam sie hier her? Alastairs Augen öffneten sich ruckartig. Er legte seine Hand auf ihre Hüfte und zog sie zu sich. „Pass auf nicht zu fallen.", sagte er verschlafen. Zora stellte fest, dass sie fast auf der Kante vom Bett lag. Jedoch was sie mehr störte war Alastairs Arm um ihr Bauch. „Atme.", sagte Alastair.

„Tue ich doch.", sagte sie verwirrt und merkte erst jetzt, dass sie die Luft anhielt. Verlegen blickte sie auf dem Bett. Sie spürte wie Alastairs Brustkorb vor Lachen bebte. „Ich werde dir nie etwas antun Zora. Ich werde dich nie verletzten und ich werde dich auch immer beschützen."

Zora blickte direkt in Alastairs blauen Augen. Sie konnte nur Ehrlichkeit und Zuneigung lesen. Er meinte es vom tiefsten Herzen. Sie streichelte mit ihren Fingern über Alastairs Wange. „Das was du gestern erfahren hast", fing sie an zu sagen und spürte wie Alastair sich spannte, „tut mir Leid. So etwas sollte niemandem passieren. Ich kann mir nicht vorstellen wie du dich fühlst, aber wenn du darüber reden willst, bin ich da."

Alastair betrachtete Zora für eine kurz Zeit. „Hasst du mich nicht?", fragte er schließlich.

„Warum soll ich dich hassen?", wunderte sie sich.

„Ich bin Schuld, dass deine Eltern und deine Tante tot sind. Hätte ich euch Solaris nie aufgesucht, werd ihr noch alle glücklich und vereint."

„Das ist nicht deine Schuld.", schüttelte sie den Kopf und wischte sich die Tränen weg. „Zayn wollte unbedingt den Schlüssel und hat mich erpresst. Das Leben meiner Eltern für den Schlüssel. Aber genau so gut weiß ich, dass es auch das Ende von Amera sein würde, wenn ich ihm den Schlüssel übergebe. Also haben meine Eltern ihr leben geopfert, damit ich nicht zwischen ihr Tod und den von den Ameranern entscheiden muss."

„Es tut mir Leid, dass du sie sterben sehen musstest.", sagte Alastair mitfühlend und zog Zora näher an sich.

„Das war nicht das Schlimmste. Es hat nicht gereicht, dass meine Eltern tot waren. Nein! Er musste ihre Körper noch vor meinen Augen verbrennen.", schluchzte Zora wütend. Alastair umarmte Zora und versuchte sie zu trösten. Dieses zärtliches Mädchen musste so viel aufgeben und so viele schlimme Sachen erleben. Jedoch zeigte sie sich immer stark und furchtlos. Selbst gestern hat sie keine einzige Träne verloren und hat sich um ihn gekümmert. Dabei hatte sie genug Gründe es nicht zu tun, sich zu verkriechen und zu trauern. Aber das tat sie nicht! Zora versuchte ihre Tränen in Griff zu kriegen. Als sie sich beruhigt hat hob sie ihren Kopf hoch und blickte Alastair. „Es ist nicht deine Schuld Alastair.", versicherte sie ihm, „ich bin froh dich kenn gelernt zu haben." Unbewusst, formte sich ein kleines Lächeln auf Alastairs Gesicht. „Ich bin auch froh dich kenn gelernt zu haben.", gab er zu.

Zora lächelte nun ebenfalls bis ihr eine ernste Frage einfiel. „Was mit Xander und deine adoptiv Familie? Wie wirst du dich gegenüber sie nun verhalten?"

Alastairs lächeln verschwand und er blickte wieder grimmig in die Leere. Er stützte sich aufrecht mit dem Ellbogen auf dem Bett und überlegte. „Amyntas und Alexis kann ich unmöglich hassen. Wir mögen vielleicht nicht das selbe Blut tragen, aber für mich sind sie noch immer meine kleine Geschwister.", antwortete Alastair.

„Was mit Alexandra?"

Alastair seufzte. „Sie kann auch nichts dafür. Sie...wurde von Xander verhext zu glauben, dass ich ihr Sohn war. Ich weiß nicht, ob sie mich als ihr Sohn akzeptieren wird, wenn sie die Wahrheit erfahren wird."

„Und Xander?", fragte sie sanft.

„Am liebsten würde ich ihn umbringen.", funkelten seine Augen vor Zorn, „Aber dass kann ich nicht tun. Denn immer hin ist er Alexis und Amyntas Vater. Wer bin ich um zu entscheiden, ob Xander weiter leben soll oder nicht. Ich bin nicht einmal der Kronprinz von Amera.", murmelte er den letzten Satz leise vor sich hin.

Mitfühlend nahm Zora Alastairs Gesicht in ihre Hand und zwang ihn sie anzuschauen. „Du bist Alastair, einer der stärksten und mutigsten Magier, die diese Welt je gesehen hat. Du bist der Mondprinz und kein niemand! Du bist du und du hast das Recht dein Leben zu leben. Du wurdest vom König adoptiert. Der Thron steht dir rechtmäßig. Du bist der Prinz von Amera! Und ich bin mir sicher Alastair, dass wenn die Ameraner dein Wahres – Ich kennen lernen, würden sie dich sofort als König akzeptieren! Außerdem", fügte Zora mit einem Grinsen und zog Alastair zu sich, „bist du der Beschützer von der letzten Wahrsagerin. Das ist doch die größte Ehre die man haben kann."

Alastair grinste verschmitz. „Wirklich? Das wusste ich nicht. Glaubst du die Wahrsagerin vertraut mir so sehr?"

„Oh ja! Sie vertraut dir ihr Leben an.", grinste Zora. Die grauen Wolken, die in Alastairs Kopf schwebten, verschwanden und sein Herz fühlte sich leichter an. Zora wusste ganz genau wie man jemanden wie Mut machte. Er mochte vielleicht nicht Xanders Sohn sein, aber es hieß lange noch nicht, dass er niemand war. Da hatte Zora Recht. Die Zeit ist gekommen wieder gerade auf seinen Beinen zu stehen mit gehobenem Kopf. Er war vielleicht nicht der Kronprinz, aber das Wohlbefinden von Amera lag ihm sehr am Herzen. Zayn musste gestoppt werden um jeden Preis und das wird er auch tun, an der Seite von Zora, die noch immer in Gefahr schwebte, da sie die Wächterin vom Schlüssel war. Ein Gegenstand, dass Zayn unbedingt für sich haben will.

Die Sonnenstrahlen tanzten über Zoras und Alastairs Köpfe. „Ich glaube es wird Zeit, dass wir aufstehen.", sagte Alastair.

Zora nickte. „Können wir nach dem Frühstück bei Edwin vorbei schauen?"

„Das machen wir." Alastair hielt Zora seine Hand entgegen. „Wo du hin gehst, werde ich dir folgen." Zora nahm zufrieden Alastairs Hand. Der alte Alastair stand nun vor ihr wieder. Der Alastair, den sie so sehr mochte und schätzte. 

Die letzte WahrsagerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt