Kapitel 50

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Orel landete genau auf dem Bauch. Er suchte schmerzhaft nach Luft. Hustend setzte er sich auf. Er lag auf einem Keramikboden, der kochend heiß war. Er stand sofort auf, um nicht wie ein Steak gegrillt zu werden. Die Sonne schien ganz hoch am Himmel. Keine Wolke war weit und breit zu sehen. Stattdessen sah man überall Sand. Er war in der Wüste. Da gab es kein Zweifel. Als seine Augen sich an das starke Licht gewöhnten, bemerkte er, dass er eigentlich auf einer Art Terrasse befand. Er ging vor bis zum Rand. Er befand sich zwanzig Meter über dem Boden. Wie soll er jetzt bloß runterkommen? Er grübelte kurz nach und haute sich gegen die Stirn. Er war ein Magier. Er konnte schweben! Er schüttelte den Kopf und regte sich über sich selbst auf, während er runter schwebte. Auf dem Boden gelandet, stellte er fest, dass er mitten in einer Ruine stand. War es das Tempel von dem die Schamanin gesprochen hat? Er vernahm vom weitem eine Stimme. Orel versteckte sich schnell hinter einem großen Felsen.

„Laura, halt meine Tasche!", hörte er eine Männerstimme sagen.

Laura?

Er beugte sich einwenig vor und erblickte einen muskulösen Mann, mit schwarzen Haaren und einer langen Narbe unterhalb sein Auge.

„Zayn!", murmelte er wütend. Wie sehr würde er jetzt gerne Zayns Herz aus seinem Brustkorb reißen und es den Geiern zum fressen geben!

Sein Blick wanderte zu der Frau neben ihm. Sie trug ein langes, schwarzes Kleid, das ihre Kurven betonte. Ihre braune Haare wellten sich über ihre Schultern. Sie sah wunderschön aus. Er kannte sie. Es war Laura, seine Frau! Die Frau, die er mit siebzehn kenn gelernt hat und sich in sie verliebt hat. Er liebte alles an ihr. Ihr Lachen, ihre Stimme, ihre Schönheit und Lieblichkeit und vor allem ihre Augen, die immer ihn liebevoll ansahen. Jedoch gerade sah man nichts als Kälte. Es war nicht Laura! Ihre Seele war wo anders. Was hat Zayn mit seiner Frau bloß angestellt?

Orel war so wütend und in seinen Gedanken verloren, dass er nicht den Tatriker über ihn bemerkte. „Boss!", rief der Tatriker, „Essen hier!", sagte er.

Zayn schaute sofort in die Richtung und grinste breit. „Bring unseren Gast her!", befahl er dem grünen Schleimmonster. Orel wurde am Kragen gepackt und zu Zayn gebracht.

„So, so!", lachte Zayn, „der Ehemann ist hier! Wo ist deine Tochter?"

„Weiß ich nicht!", presste Orel seine Lippen zusammen vor Schmerz, da der Tatriker dabei war sein Nacken zu zerquetschen. „Was hast du meiner Frau angetan?"

Zayns Grinsen wurde noch breiter. Er streichelte mit seiner Hand über Lauras Wange. „Deine wunderschöne Frau ist nun meine. Liebling!", wandte er sich zu Laura, „sag bitte deinem Exgeliebten wen du nun liebst."

Laura blickte mit einem verlassenen Blick auf Orel. „Sie, eure Hoheit.", sagte sie.

„Nicht wahr!", schrie Orel und befreite sich aus dem Griffen des Monsters, indem er ihn mit einer Lichtkugel nach hinten schleuderte. Er packte Zayn am Kragen und riss ihn runter. Die Schnelligkeit in der sich Orel bewegte, überraschte Zayn. Er war für eine kurze Sekunde überwältigt von der Kraft, die Orel in sich hatte. Er musste sich an der Szene mit Zora erinnern. Die Kleine hat ihn auch so runter gepackt.

Interessant!

Orel hob seine Faust hoch und wollte Zayn damit erschlagen, doch Zayn hielt ihn auf. Die beiden Männer wälzten sich auf dem Boden und versuchten den anderen zu erwürgen.

„Was hast du ihr angetan?", fragte Orel wütend und steckte sein Ellbogen genau in Zayns Kehle. Zayn suchte hilflos nach Luft. „Ich...ich...habe sie...", krächzte er.

„Was hast du gemacht?", schrie Orel und drückte seinen Ellbogen noch fester nach unten.

„Verhext!", kam es kaum hörbar aus Zayns Mund.

„Wie?"

„Schwarzer Spinnentrank!", lachte Zayn. Orel kniff seine Augen zusammen. Er könnte Zayn jetzt umbringen und das wird er auch jetzt tun!

Orel formte eine Lichtkugel und bohrte sie in Zayns Brustkorb. Zayn schrie auf. Er fühlte wie sich seine Haut verbrannte. Er spuckte Blut und versuchte sich aus Orels Griff zu befreien, jedoch war dieser Kerl stärker. Er spürte wie seine Muskeln nach einander zerreisten. Er konnte seine Beine, dann seine Arme nicht mehr bewegen. Es war eine qualvolle Art zu sterben. So etwas hat er in seinem ganzen Leben noch nie erlebt. Seine Lungen fühlten sich mit Blut und kurz danach bekam er keine Luft mehr. Seine Augen wurden immer schwerer. Er tauchte in das Dunkele und fühlte nur noch sein warmes Blut in der Kehle.

Zayns Griffe wurden lockerer.

Er war tot. Doch Orel konnte ihn nicht loslassen. Er war wütend, aufgebracht, angeekelt und vor allem blutdurstig. Wegen Zayn ist seine Schwester Gloria gestorben! Er hat sie umgebracht. Er hat seine Frau entführt und sie verhext und Gott weiß ob er sie jemals befreien wird. Er hat seine Tochter angegriffen und sie fast umgebracht! Das alles war unverzeihlich! Orel bohrte weiter die Lichtkugel in Zayns Körper. Er konnte bereits das Knacken von Knöchern hören.

„Dad!", rief eine bekannte Stimme. „Dad hör auf! Er ist tot!", hörte er die stimme seiner Tochter sagen. Eine warme Hand hielt ihn am Arm fest und versuchte ihn zu stoppen. „Hör auf Dad! Er ist tot!", wiederholte sie.

Er blickte auf zu den grüntürkisen Augen. Sie weinte. Seine Tochter weinte. Orel schaute wieder auf seine Hände. Sie waren rot vom Blut. Er stand auf und nahm seine Tochter in die Arme. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.", wimmerte seine Tochter. „Ich habe schon befürchtet, Zayn hätte dich und Mom umgebracht."

„Das wird nie passieren.", murmelte er und drückte ihr einen Kuss auf dem Scheitel. „Lass uns wo anders hingehen."

Zora nickte. Der Anblick von Zayns Leiche war gerade nicht so sehrappetitlich.     

Die letzte WahrsagerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt