James, ihr Vater und ihre Mutter Christine haben einen schicken Tisch im Restaurant reserviert, ein toller Schuppen, in dem ein Wein schon mehr kostet als ein normales Essen in einem klassichen Restaurant, welches Familien am Wochende besuchen, um zu entspannen und sich kulinarisch verwöhnen zu lassen. Ihre ganze Familie ist da, mit Onkel, Tante, Cousins und Cousinen und ihre Großeltern sowie die Brüder und Schwestern ihrer Verwandten. "Heute ist dein Tag! Wir sind alle so stolz auf dich meine Kleine. Du hast mit Bravour bestanden", meint ihr Vater voller stolz. Doch Rachel steckte immer wieder die Nase in ihr Handy, in welches sie die Geschichte eines Zauberers geladen hat, der nach der ewigen Unsterblichkeit sucht und dabei Drachen, Kobolden, Riesen, Seeungeheuern und anderen Wesen begegnet. Zentauren, Zyklopen, Gorgonen, Schimären und aber vielen Wesen. "Rachel? Packe doch dein Handy bitte weg und feiere diesen Abend mit uns gemeinsam", spricht ihre Mutter positiver Stimmung. Ihre Tochter blickt auf, gelangweilt, desinteressiert. Dies alles kümmert sie nicht. Klar ist sie froh, ihre Familie zu sehen, aber irgendwie glücklicher fühlt sie sich nicht. Leere ist in ihr, die sie nicht ausfüllen kann. "Rachel? Alles in Ordnung?"
"Ja klar. Ich könnte vor Freude platzen", entgegnet sie schlecht gelaunt. Sie hatte die Nase gestrichen voll von dieser ganzen Scheiße, sie hat einfach keinen Bock mehr. "Rachel? Du hast dein Abitur mit Glanz bestanden, deine ganze Familie liebt und schätzt dich und du führst ein ruhiges, friedliches Leben." Doch Rachel schüttelt den Kopf. Die Augen schließt sie meist, wenn sie verneint, eine alte Angewohnheit von ihr. "Ich habe das Gefühl, ich gehöre nicht hierher. Ich habe sogar manchmal das Gefühl, dass ihr gar nicht meine richtigen Eltern seid, nicht meine Familie seid, meine Blutsverwandten. Es gibt Tage, da spüre ich es deutlich, wie heute." Ihre Mutter schaut sie schief an. "Was redest du da? Natürlich sind wir deine Familie, ich habe dich auf die Welt gebracht meine..." Ihre Mutter redet natürlich noch weiter, aber sie hört nicht mehr zu. Das alles erscheint ihr mit jedem Tag eine riesige große Lüge, in die man sie gequetscht hat, warum auch immer. Langsam hat sie das Gefühl leichter Übelkeit, als ihre Mutter da vor sich her redet. Diese Menschen haben sie aufgezogen, richtig, aber sie sind ihr alle fremd. "Ich muss an die frische Luft. Lass mich kurz allein."
"Rachel...", sagt ihre Mutter leise. Sie würde ihre Tochter kurz an die frische Luft lassen, ihr Zeit allein geben. Diese benötigt sie gerade.Rachel lehnt sich mit demselben Kleid wie zum Abschluss ihres Abiturs gegen die Wand des Restaurants, die Augen geschlossen, den Kopf gesenkt. Was ist das nur für ein Leben? Ein sinnloses, ein trostloses, kein erwähnenswertes und lohnendes. Sie ist anders als die Menschen, die hier sind. Sie gehört nicht hierher zu den normalen Menschen. "Ich hasse mein beschissenes Leben. Ich hasse es so sehr." Tränen schießen über ihr Gesicht, Tränen der Trauer, der Verzweiflung. Sie fühlt sich so allein, so einsam, wertlos, ihre wahren Ressourcen unterdrückend. Warum muss diese Welt nur so grausam sein? "Rachel, richtig", fragt eine Frau neben ihr, aber die Frage ist eher eine Feststellung. Rachel blickt zu der Frau in bunter, unpassender Kleidung. Sie sieht damit etwas lächerlich aus, scheint aber großes Selbstbewusstsein zu besitzen und ein ausdrucksstarkes Gesicht. "Die Zeit ist reif, Rachel." Sie übergibt ihr einen Brief, mit einem hübschen Schleifchen drum herum. "Da steht alles, was du benötigst, um dein wahres Potential zu entfalten."
"W... wer sind sie? Was ist in dem Brief?" Doch die Frau neben ihr lächelt nur. "Alles, was du brauchst, steht dort, auch, wer ich bin und was meine Aufgabe ist. Ließ ihn heute Abend in deinem Zimmer Rachel, wenn du allein bist und ungestört. Und überlege gut. Diese Entscheidung verändert dein Leben für immer. Du wirst dich richtig entscheiden und dein Herz zieht es ohnehin nicht hierher, auf die Erde, oder?" Die junge Frau zwinkert ihr zu. Rachel schaut kurz auf den Brief und denkt nach. Erst auf dem Zimmer öffnen... "Aber, wer bist... Hallo?" Sie schaut wieder zu der Stelle, wo die Frau stand. "Wo sind Sie hin? Hallo?" Mehrmals schaut sie sich um, die Straße hinab, nach rechts und links und auf Gebäude. "Habe ich das geträumt?" Erneut blickt sie auf ihre Hand. Der Brief existiert in ihren Händen. Wohin auch immer die Frau verschwunden ist, der Brief sollte angeblich ihr Leben verändern. Aber in welcher Form? Warum jetzt, genau an diesem Tag, wo sie einen nächsten... "Lebensschritt gehen soll", beendet sie ihren Gedankengang im Selbstgespräch. Sie nimmt an, dass diese Frau ihr keinen Platz in einer Geheimeinrichtung oder einer Universität angeboten hat. Es ist etwas anderes, das kann sie spüren. Allein schon der Brief verrät ihr dies. Am liebsten wöllte sie ihn jetzt sofort öffnen. "Scheiß doch auf im Zimmer lesen. Echt eh." Ihre Neugier ist viel zu groß. Schnell versucht sie den Brief aufzureißen, aber es geht nicht. "Verlassen mich schon die Kräfte, dass ich nicht mal mehr einen Brief aufbekomme?" Doch egal wie sehr sie reißt, ihn versucht in zwei Hälften zu teilen, aber nichts funktioniert, als sei der Brief verzaubert... "Nein. Doch nicht etwa...?" Ist es möglich, dass er magischen Ursprungs ist? Das sie Magie in sich trägt und anders ist, als alle anderen Wesen auf dieser Erde? Ist es wirklich denkbar? Anders kann sie sich den Brief nicht erklären, der nicht aufgehen will. Vielleicht hatte die Frau recht, sich den Brief nur auf ihrem Zimmer ansehen zu dürfen. Er würde sich dort vielleicht öffnen lassen. Alles, was sie tun muss, ist ein paar Stunden durchzuhalten. Vielleicht würde sich dann ihr Schicksal endlich erfüllen. Endlich. Wenn nicht, würde ihre letzte Hoffnung zusammenbrechen, in einem riesigen Scherbenhaufen aus Schmerz und Leid. Und sie selbst wird dieser Scherbenhaufen sein, sie selbst würde sich ihr Leben nehmen, wenn es so kommen sollte.
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Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]
FantasyRachel war schon immer anders. Die Natur schien mit ihr zu reden, sie konnte Dinge verwandeln, ihre Haarfarbe ändern wie und wann sie wollte. Sie fühlte sich stets in der Welt der Menschen fremd und ist heilfroh, ihre zwölfte Klasse abgeschlossen zu...