Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]

Akademie der Hexen - Kapitel 24

"Weiter Rachel. Entfessel dich. Wir sind auf einem magisch abgesicherten Übungsgelände der Akademie. Lass dich heraus, zeige, was in dir steckt, was du die letzten Wochen gelernt hast." Schon seit circa einem halben Jahr besucht Rachel die Schule für Hexen. Ihr Leben könnte nicht besser laufen. Mit Maria lief es beinah zu perfekt. Sie verstehen sich, können gut lachen, sind oft zusammen und ihre Nächte sind einfach nur traumhaft. Heute allerdings ist Maria Madame Ash, ihre Lehrerin. In dem letzten halben Jahr hatte sie rasant und schneller als die anderen gelernt, ihre Kräfte zu nutzen. Sie benötigt nicht einmal Runenschrift, um ihre Magie in magischen Zeichen zu bündeln. Sie sprudelt über vor Magie. Maria Ash meinte, sie sei ein Talent, beinah wie Serena Raven, die aber noch eine ordentliche Portion Flexibilität mehr an den Tag legt. Rachel scheint sich auf ihre Naturmagie zu spezialisieren und das reicht auch für die Prüfungen aus. Die meisten beherschen eine Art der Magie, nicht mehr. Es ist extrem selten, dass Hexen mehrere Elemente meistern. "Ich will Tornados sehen. Ich will Tsunamis. Ich will Stürme, Vulkane, Rachel. Ich will, dass du den Zorn der Natur kontrollierst. Ich will, dass du alles aus dir lässt, alles auf einmal und mehr. Tu es, Rachel." Maria beobachtet die konzentrierte Rachel genau, welche die Magie mittlerweile mühelos fühlen und kontrollieren kann. "Ich will nicht zerstören, Madame..." Doch sie wird sofort unterbrochen. "Wären wir im zweiten Jahr, hätte ich dich angegriffen. Jetzt tu es endlich, Rachel. Sonst wird es eines Tages dein Feind tun. Und wenn der schneller ist, bist du tot. Und jetzt leiste keinen kindlichen Widerstand und befolge die Anweisungen der Lehrkraft." Maria ist deutlich strenger geworden. Die letzten Wochen hat sie bei ihren Schülerinnen die Messlatte deutlich angehoben. Immer noch ist sie beliebt, frisch, jung und heiß, aber ihre Strenge nimmt mehr und mehr zu. Und dabei sagte sie eigentlich, dass sie erst später gnadenlosen wirken würde. Sie ist jetzt schon streng, was würde wohl später sein? Nun, sie ist sicherlich nicht umsonst Jägerin in ihrem Alter geworden.  "M...", setzt Rachel an, doch sie wird wieder unterbrochen von Madame Ash in ihrer Lehrerrolle. Diesmal klingt sie wütend und verleiht ihrer Stimme einen Unterton, der gehorsam verlangt. "RACHEL! ES REICHT!" Kurz verliert Rachel die Beherrschung und schaut Maria entsetzt an. Sie hatte sie noch nie angeschrieben. "Ich habe dir zu Anfang gesagt, dass du Privat und Beruf trennen sollst. Und jetzt schau nicht so überrascht, sondern übe deine Magie aus, wie ich es von dir verlangt habe, hast du verstanden oder soll ich es mir auf den Rücken schreiben auf Latein, was du sicher nicht lesen kannst?" Sie hebt eine Augenbraue und schaut ihre Schülerin streng an, die nun gehorsam folgt. Die Magie, welche sie für diese enorme Naturkatastrophe benötigt, ist enorm, aber immer noch ein Witz im Gegensatz zu ihrer gesamten Magie im Körper. Sie selbst hält nicht viel auf sich, auch wenn sich mittlerweile herumspricht, dass sie wohl nach Serena die gefährlichste Schülerin an der Schule ist. Das hat zumindest kurzzeitig die Aufmerksamkeit der rothaarigen Schönheit geweckt, sie hatte Rachel nach dem Namen gefragt und ging dann wieder. Ach, warum war dieser Moment so schnell vorbei. "ES REICHT RACHEL! WENN DU NOCH EINMAL TRÄUMST, SITZT DU EINMAL BEI MIR NACH! DANN WIRST DU NIE WIEDER NACHSITZEN WOLLEN! HAST DU MICH NUN ENDLICH VERSTANDEN?" Maria brüllt sie laut an, sehr laut und wütend. "Wenn du träumen willst geh zurück in die Menschenwelt und freue dich dort deines Lebens. Hier bist du in MEINEM Unterricht. Ich bilde dich zu einer mächtigen Hexe aus, also höre endlich auf mit dem Kindergarten. Ich habe euch gewarnt und auch Madame Cairne hat dies getan. Wir sind hier nicht auf der Erde." Sie seufzt aus und ihre Stimme wird wohl etwas ruhiger, beinah schon liebevoll. "Rachel. Ich will, dass du eine der besten Hexen des Landes wirst. Du hast so viel Potential in dir. Du wirst es nie entdecken, wenn du tagträumst oder dich meinen Anweisungen entgegen stemmst. Du musst begreifen, dass ich aus dir keine Killerin machen will. Eines Tages wird der Zirkel wiederkommen. Und wenn du überleben willst, musst du jetzt mit aller Kraft an dir arbeiten, zusammen mit mir. Schaffst du das?" Rachel überdenkt ihre Gedanken. Maria hatte Recht. Ihr scheint es ebenfalls schwer zu fallen, Nähe und Distanz zu bewahren. Aber beide müssen über sich stehen und das hier als dienstliche Angelegenheit ansehen, sonst zerbricht ihre Beziehung auf kurz oder lang. "Entschuldigung. Ich habe verstanden." Kein Wort wird mehr gesprochen, nachdem Rachel vier Worte gesagt hatte. Die Lehrerin zeigt sich überaus zufrieden mit dieser schnellen Einsicht, sie hatte ohnehin damit gerechnet, Rachel anschreien zu müssen. Wenige Sekunden später verliert sie fast den Boden unter den Füßen. "Was zum..." Ein Erdbeben, aber was für eins. Dazu verfinstert sich sofort der Himmel auf dem abgeschirmten Übungsplatz. Der Himmel donnert vor Zorn, der Boden bricht auf und das Wetter dreht komplett durch. Die Wolken scheinen sich zu drehen und gleiten in mehreren Spiralen zu Boden. Selbst Maria Ash scheint überrascht. Ein entstehender Tornado war wohl nicht genug, da enstanden etwa fünf Stück. Zum Glück ist dieses magische Feld groß genug, größer als drei Fußballfelder. Maria muss keine Magie einsetzen, den sämtliche Magie ist hier ungefährlich, aber das Beben war deutlich fühlbar, sowie sie die Stürme fühlt. Blitze schlagen in den Boden ein, der an einigen Stellen aufgrund des Erdbebens aufbricht und endlos in die Tiefe führt. "Das ist unglaublich", staunt Maria leise, sodass es Rachel nicht hört, die schon klitschnass ist. In ihren sonst freundlichen, ruhigen Augen tobt der Sturm. Tornados, Erbeben, Vulkane, Tsunamis, Donner und Blitz. "Wie ausgewechselt." Nicht, dass Rachel nun eine Mörderin ist, aber sie zielt ihre Magie gezielt ein. "Ich habe noch nie davon gehört, dass jemand wie du die Natur so kontrollieren kann. Lass den Sturm enden, Rachel." Irgendwie verstand Rachel die Worte Maria's, die nicht gegen den Sturm ankam. Wenige Sekunden später hört alles auf. Die Tornados lösen sich auf, die Beben erlöschen und die Wolken verschwinden, als würden sie sich auflösen. "Hab ich alles richtig gemacht, Maria?" Sie verwendet doch einmal den Vornamen. Sie scheint besorgt, dass sie ihre Liebste enttäuscht hat. "Rachel. Du bist an der... ich kann es kaum glauben." Rachel schaut sie verwundert an. "Was ist den, Maria?"
"Ich weiß nur nicht, wie ich deine Kräfte noch steigern soll. Du hast deine ganze Kraft darin gelegt und keinen Funken Magie verschwendet. Ich habe noch nie jemanden die Natur so lenken sehen. Rachel. Das war perfekt. Du hast jede einzelne Handlung gesteuert, schon perfekt. Ich weiß zwar nicht, was du für Gene hast, aber deine Mutter muss ziemlich mächtig sein. Schade, dass diese Schrift von uns nicht lesbar ist, sonst wüssten wir näheres. Das war absolut hochrangige Magie, Rachel. Würde die Theorie nicht im Weg stehen, du wärst bei den Jägern mit Kusshand genommen." Rachel starrt Maria an. War das etwa ihr ernst? War sie beinah perfekt in der Ausführung ihre Magie? Und ob das wohl stimmt? Ist ihre Mutter auch so mächtig? Wenn ja, wer muss diese Frau sein? Sie muss eine wahrlich unheimlich mächtige Hexe sein.

Serena ist doch Aufmerksam geworden. Sie beobachtet aus einiger Entfernung das Unwetter, dass sich über dem Übungsplatz gebildet hat. Wie üblich ist sie allein, ohne Gesellschaft, die ihr ohnehin hinterherrennen wie verliebte Pubertierende. "Bist du das, Rachel? Beeindruckend. Du kannst stolz auf dich sein." Sie streicht eine rote Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Die junge Hexe scheint also die Natur perfekt zu steuern. "Nicht einmal ein Jahr hier und schon so weit. Es wird mir eine Freude sein, dich bald in Aktion zu sehen." Bald gab es nämlich eine Aufgabe für sie. Da sie ohnehin Jägerin werden will, wird sie wohl auf Rachel treffen, hofft sie zumindest. Diese Frau an ihre Grenzen zu bringen würde eine Herausforderung werden. Sie selbst ist ja hier ebenso unterfordert.