Serena lag mittlerweile auf Rachels Schoß, als sie ihre Geschichte erzählte, die sie veränderte. Ihr Gesicht wird gestreichelt sowie ihre Arme. Das Gefühl, dass jemand für sie da ist mit Herz und Seele, beruhigt sie. Seitdem Clara sich umgebracht hatte, gab es für sie keine Liebe mehr. Maria hatte lediglich eine anziehende, sexuelle Aura auf sie, aber mit wahrer Liebe hatte dies überhaupt nichts zu tun. Rachel ersetzt niemals Clara, wie Clara niemals Rachel ersetzen könnte. Beide sind auf ihre Art und Weise wundervoll. Aber eines haben die beiden gemeinsam. Diese Menschen haben absolut ehrliche, große Herzen. Sie weiß sehr wohl, dass Rachel sie heiß und anziehend findet, aber da ist mehr, als nur körperliche Begierde. Die Frau mit dem grünen Haar will mehr, als nur das. Sie will Vertrauen, jemanden, der ihr zuhört, für sie da ist, dem sie alles und noch viel mehr geben und anvertrauen kann. Sie kann sich noch nach der Prüfung daran erinnern, wie traurig sie war, als sie mitbekam, was sich zwischen Maria Ash und Rachel abspielte. Sie rannte weg, fühlte sich eines Kusses betrogen und ihrer Liebe verraten. Doch alles kam anders. Rachel kam zu ihr, kämpfte und sah ein, dass ihr Herz stets Serena Raven gehörte. Einer Frau des Feuers. Feuer vereinte sich mit der Kraft der Natur. Ein unendlich großer Sturm der Leidenschaft. "Serena...", flüstert Rachel nachdenklich und leise. Diese Geschichte ging ihr sehr nah. Wie muss es sich anfühlen, wenn Herz und Seele zerstört werden, die Hoffnung versagt und man sich immer wieder fremden hingeben muss? Wie grausam ist nach der Freiheit der Verlust der Liebe sowie der Erkenntnis, dass dich dein eigen Fleisch und Blut verkauft hat. "Ich hoffe, ich kann dir helfen, diese Wunden zumindest etwas zu versiegeln. Es tut mir leid, was dir passierte. Gerne würde ich dir mehr Worte bringen, mehr Trost spenden, aber..." Sie bricht den Satz ab. Was könnte sie schon tun? Diesen unglaublich riesigen Schmerz könnte sie nicht einfach mit kuscheln oder einem Kuss wieder entfernen. Wie lebt Serena überhaupt noch? Wie kann sie noch fühlen, nach alldem? "Rachel." Die grünen Augen blicken Rachel verträumt an, wenn auch schwach, nach dieser Erzählung. "Maria hielt mich lange am Leben. Sie ist meine beste Freundin und riet mir, zu warten. Ich war eine Närrin. Ich sah dich am ersten Tag und wollte dich nicht. Ich hatte Angst, dass man mir erneut mein Herz bricht. Diese Verletzung hätte mich umgebracht. Doch... Ich weiß nicht, warum, aber ich habe dich ein paar mal aufgesucht, einfach so. Deine Nähe beruhigte mich. Ich habe bis zum Tag der Prüfung benötigt, um zu verstehen. Niemand konnte mir geben, was du mir gerade gibst." Die Augen von Serena Raven leuchten und ihre rechte Hand wandert an Rachels linke Wange, um diese zärtlich zu berühren. "Weißt du, wie es sich anfühlt, nach all dem von hunderten Leuten umgeben zu sein und im Licht zu stehen? Ich hasse es. Aber deine Augen... Wenn sie mich verliebt anschauen, gefühlvoll anblicken oder mich abtasten... Weißt du, wie schön dies ist, wenn du mich ansiehst?" Beide blicken sich gegenseitig in die Augen. Sekunden? Minuten? Wie viel Zeit verging wohl? "Warum ich, Serena? Es gibt sicher auch viele andere, die so denken, wie ich. Also warum?" Rachel wird immer leiser. Sie kann immer noch nicht glauben, dass Serena auf ihrem Schoß liegt und ihre feste Freundin ist. "Warum liebst du mich seit dem dem ersten Augenkontakt? Es gibt keine Antwort darauf, Rachel. Manchmal geschieht es einfach. Erinnerst du dich noch daran, was damals geschah? Der erste Tag, der Auftritt unserer Schule."
Rachel lächelt sanft auf. Sie kann sich erinnern. "Die Katze auf meiner Schulter. Die Kristalle aus Eis, die auf meiner Haut entlang geflossen sind."
"Das war unbewusst glaube ich. Aber ich war voll auf dich fokussiert. Es ist Schade, dass ich erst später erkannte, wen ich vor mir habe. So viel Zeit habe ich vergeudet." Rachel lächelt nicht. Ihre Augen glitzern und starren immer noch Serena entgegen. Die Worte der rothaarigen Frau verzaubern sie jedes Mal. "Manchmal, liebste Serena, geschehen Dinge einfach so. Ohne Erklärung teilt uns das Unterbewusstsein eine Botschaft mit, die wir nicht verstehen. Ich habe lange nicht geglaubt, wie ich liebe und ob ich es kann. Wir sind beide der Einsamkeit entkommen, dem Gefühl, allein zu sein, obwohl wir ständig Lebewesen um uns herum haben. Du hast recht. Es hat zu lange gedauert. Aber nun haben wir diese Prüfung geschafft. Wir sind hier. Zusammen." Es vergehen wieder einige Minuten, in denen sie sich unsichtbare Botschaften austauschen, welche sie sich gegenseitig aus den Augen ablesen. Liebe, Zärtlichkeit und Vertrauen sind nur drei von unendlich vielen Worten, die sie sich stumm mitteilen. "Küss mich, Rachel", bittet und fleht Serena sie leise an. Es dauert nicht lange, da drückt die junge Hexe mit dem grünen Haar die Lippen der anderen auf. Der Kuss und das Spiel ihrer Zungen waren eher besonnen und ruhig. Einfach nur Gefühle austauschen und keine Erotik und Lust. Nein. Beide haben immer noch nicht erfasst und können nicht glauben, dass sie diese Frau unter beziehungsweise über sich haben. Nichts könnte das Glück der beiden zerstören.
Doch weit tief im Land der Verbannten regen sich unbemerkt schwarze Gewitterwolken, die sich langsam auf das Land zubewegen. Kein Jahr würde es mehr dauern, bis eine Woge der Zerstörung über das Land fegt und über die endgültige Zukunft der magischen Welt entscheidet. Die Würfel sind gefallen und nichts könnte den Sturm mehr aufhalten.
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Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]
FantasiaRachel war schon immer anders. Die Natur schien mit ihr zu reden, sie konnte Dinge verwandeln, ihre Haarfarbe ändern wie und wann sie wollte. Sie fühlte sich stets in der Welt der Menschen fremd und ist heilfroh, ihre zwölfte Klasse abgeschlossen zu...