Akademie der Hexen - Kapitel 34

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Keiner der beiden spricht ein Wort. Schweigend verlassen die beiden die Festung. Ihre beiden Gesichter sind glücklich, verliebt. Diese Prüfung hat sie reifer werden lassen. Beide sind sich bewusst, dass sie zusammen gehören, obwohl es noch viel Redebedarf gibt. Die Zeit vergeht wie im Flug, der Tunnel erscheint kürzer, als er vorher war, als sie diese unterirdische Festung betreten haben. Nach dieser kurzen Zeit erblicken die beiden schon wieder das Licht des Tages. Der bekannte Gestank des Sumpfes dringt wieder in ihre Nase. "Süße Freiheit, Rachel. Ich glaube, ich benötige eine Dusche. Hoffenlich nicht allein." Sie zwinkert Rachel du, die knallrot anläuft. Duschen? Mit Serena? Allein bei der Vorstellung wird ihr schön schwindelig. Sie fasst diesmal Mut. Dieses Mal wird sie einen Schritt über sich hinaus gehen. Sie wird diese Einladung annehmen. "Serena. Ich nehme gern deine..." Ein brüllen unterbricht Rachel. Nein. Nicht ein brüllen. Es ist das heulen zweier Kreaturen aus den tiefsten der Hölle, die gierig nach den Seelen der beiden lechzen. "Serena? Was ist das?" Beide drehen sich sofort aus Reflex zu dem Eingang der unterirdischen Festung. Ob es der alten Frau gut geht? Was ist, wenn ihr etwas passiert? "Was auch immer es ist, ich glaube es verfolgt uns, seitdem wir die Kelche aufgenommen haben. Ich will mich ungern damit anlegen. Rachel? LAUF!" Das reicht Rachel. Beide rennen im Eiltempo zurück, so schnell es geht. Das Brüllen hinter ihnen wird deutlich lauter. Rachel will einen Blick hinter sich werfen. "Schau nach vorn und renne. Blicke nicht zurück", ruft Serena ihr zu, während sie rennen. Rachel nutzt stattdessen ihre Gabe, um mit der Natur und den Lebwesen zu kommunizieren. Was sie erblickt, erschrickt sie. Die Statuen sind zum Leben erwacht. Monster mit Flügeln und Klauen verfolgen sie. Rote, leuchtende Augen verfolgen ihre Ziele. "Sie... sie nehmen an Körpergröße zu," stellt die Frau mit dem grünen Haar erschrocken fest. "Je größer die Kreaturen werden..."
"...desto schneller und größer werden ihre Schritte", beendet Serena den vorherigen Satz von Rachel. Die beiden haben die eingewurzelten Gegner hinter sich gelassen und rennen immer weiter. "Scheiße, die kommen näher." Rachel hat zwar Ausdauer, aber sie bezweifelt, dass sie es bis zum Ende durchhält. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die beiden Gargoylen sie einholen und sie mit ihren Klauen packen. Zwar würde ihnen laut der Aussage des Prüfers nichts passieren, aber ganz wohl fühlt sich die junge Hexe nicht dabei. Das Risiko zu sterben muss sie nicht eingehen oder durch die Prüfung zu fallen. Oder Serena zu verlieren. Diese angsterfüllten Gedanken geben Rachel die nötige Kraft, die Natur zu entfesseln. Blitze zucken auf die Gargoylen nieder. Auch Serena entfesselt Flammenstürme und wirft sie auf die dämonischen Wesen. Aber egal, was sie tun. Blitze und Feuer lassen diese Wesen jedoch nur taumeln. Teilweise werden sie sogar gestoppt. Aber das hindert sie nicht daran, zu wachsen. Mittlerweile sind sie halb so groß wie die meterhohen Bäumen des dichten Dschungels, der nur wenig Licht durchlässt. "Serena! Wir müssen was unternehmen!"
"Ich weiß! Ich bin ratlos!" Selbst Serena weiß nicht, wie sie aus dem Schlamassel herauskommen. Beide rennen weiter, immer noch verfolgt von den beiden Kreaturen der Hölle, die weiter wachsen. Irgendwann sind sie so groß, dass ihre Klauen die beiden jungen Frauen locker erreichen. Was tun? Was sollen sie unternehmen? Sie Schritte werden immer lauter, das brüllen immer gewaltvoller. "Serena! Lass den Kelch los! Ich habe eine Idee!" Serena lässt den Kelch los. Sie vertraut Rachel voll und ganz. Rachel lässt auch los. Sie rennen weiter, aber nach einigen Schritten verstummt das Brüllen und die Schreie, inmitten des Sumpfes. Rachel dreht sich um und lächelt siegessicher. Serena ist noch ein paar Sekunden verwirrt, bis sie überrascht schaut. "Du bist genial, Rachel." Sie ist wirklich ertaunt. Die Kelche liegen auf dem Boden, dahinter sind die Gargoylen, wieder zu winzig kleinen Statuen geschrumpft. Sie wachen hinter den Kelchen. "Sie reagieren auf die Kelche, nicht auf uns. Ihre Aufgabe ist es zu verhindern, dass wir die Prüfung meistern. Und das tun sie, indem sie uns die Kelche mit aller Macht abnehmen und sie bewachen. Gargoylen sind Wächter, steinern. Sie bewegen sich nur, wenn sie kontrolliert werden oder wir eben das entwenden, was sie bewachen." Serena tritt näher an die Statuen heran, hebt ihren Kelch aber nicht wieder auf. "Ich verstehe. Du hast echt ein gutes Wissen über die Mythologie und magische Wesen. Und lass mich raten. Wir versenken die Statuen jetzt im Sumpf uns spazieren gemütlich hier raus?"
"Du hast es erfasst Serena. Das sollte die beiden zwar nicht aufhalten, aber bis sie so groß sind, dass sie sich befreien können, sind wir schon lange weg." Serena gefällt diese Idee. Zudem hatte sie Rachel unterschätzt. Sie wusste zwar, dass sie Intelligent ist, aber aus einer Paniksituation einen Ausweg zu finden ist schon beachtlich. Hätte sie darauf auch nicht selbst kommen können? "Dann hoffen wir mal, dass diese Idee funktioniert." Beide gehen die wenigen Schritte auf die erste Statue zu, die den Kelch von Serena Raven bewacht. Sicherheitshalber heben beide die Statue an. Sie stellen fest, dass diese gar nicht so schwer ist und versenken die erste im Sumpf, wenige Sekunden später die zweite. "Jetzt schnappen wir uns die Kelche und dann müssen wir schnell rennen, bevor uns eines der Wesen wieder einholt." Rachel nickt Serena zu, beide nehmen ihren goldenen Kelch und rennen, als wäre Satan persönlich hinter ihnen her. Sie wissen genau, wo sie lang rennen. Die durch Magie erschaffenen Blumen und die toten Körper der Schlangenhaie weisen den beiden den Weg. Irgendwo weit hinter sich hören sie das Brüllen zweier sehr wütender Gargoylen, doch die zwei sind zu weit weg. Ein Glück, dass der Sumpf so tief ist. Serena und Rachel sind befleckt mit Dreck und Schlamm. Ihre Schönheit verblasst durch Schmutz im Haar und an ihrer Kleidung sowie ihrem Gesicht. Doch eines kann man den beiden nicht nehmen. Die glücklichen, leuchtenden Augen, als sie den Rand des Dschungels erreicht haben. Für beide bedeutet das den Sieg. Nur Rachel weiß, dass ihr Sieg einen Preis hat. Maria Ash wartet auf der Wiese, an der sie gestartet sind. Und sie hat keine Ahnung, was Rachel ihr sagen wird.

Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt