"Ist sie tot?" Nur schwach drängen die Stimmen in ihren Geist vor. Zeit und Raum scheinen sich aufgelöst zu haben und ihre Existenz bedeutungslos. Ist dies das Ende, wie man es sich vorstellen kann? "Keine Sorge. Ich habe sie nur bewusstlos geschlagen, damit diese Katastrophe da draußen aufhört. Ihr verursachtes Chaos hätte sonst uns alle getötet, zumindest ist dies wahrscheinlich." Maria? Ist es Maria, die da spricht? "Gut. Also sind alle wohlauf. Rachel erwacht auch. Wurde auch Zeit, schließlich war sie fast einen Tag ohne Bewusstsein." So langsam kommt Rachel auch zu sich. Ihre Gedanken ordnen sich nur langsam und ihr Schädel fühlt sich an, als würde eine Horde Trolle mit Kriegstrommeln durch marschieren. Trotz allen Schmerzes und Schwindel reißt sie ihre Augen rasch auf. "Serena!" Die ersten Bilder sind die, mit den schrecklichsten Erinnerungen nach dem erwachen. Ihre Freundin wurde von eine dieser Waffen Tiras getroffen und vergiftet. Es sah so als, als wäre Serena gestorben, da sie dort schon verringerte Lebenszeichen ausgewiesen hatte. "Schön, dass du wach bist, kleine Rachel. Wie geht es dir?" Maria Ash strahlt breit und glücklich ihre Schülerin und ehemalige Freundin an. Keine Wunde zeichnet Maria. Immer schaut sie makellos aus, immer ist ihre Schönheit voll und ganz in Geltung gesetzt. Zu Rachel setzt sie sich auf das Bett und streichelt ihren Rücken. "Wo ist Serena?" Keine Begrüßung, keine Freude. Sie fragt sich nicht einmal, wie der Tag ausgegangen ist, an welchem sie kämpften. Nur die Frage, wie es der wichtigsten Person in ihrem Leben geht, brennt im Kopf der jungen Hexe. Selbst ihre Mutter scheint vergessen zu sein in all der Aufregung. "Es geht ihr gut, keine Sorge. Ich habe das Gift entfernen können." Erleichtert atmet Rachel aus und lässt sich zurück in das weiche Bett fallen. "Du hast alles in einem Umkreis von zwei Kilometern verwüstet, Rachel. Dennoch hast du Tira erledigt. Den Kessel habe ich zerstört und anschließend haben wir Elma aus dem Weg geräumt. Es ist alles gut ausgegangen. Der Rat der Hexen ist beseitigt und eine Stellungnahme in der Öffentlichkeit erfolgte bereits. Mia wird als Heldin gefeiert und wird einen neuen Rat aufbauen." Maria erzählt kurz das wichtigste, den ihr ist wohl bewusst, dass es Rachel recht egal sein muss, was die aktuelle politische Lage ist. Jeder einzelne ist froh, überlebt zu haben, abgesehen von Erika, die nicht genug getötet hatte laut ihrer Aussage. "Es ist vorbei, Rachel. Du hast überlebt, Mia hat überlebt, Serena und ich haben auch überlebt. Deine Fähigkeiten haben selbst Mia überrascht. Selbst sie weiß nicht, was genau deine Verbundenheit mit unserer Hexenwelt verursacht hat. Vielleicht bist du eine Art Halbgöttin oder doch ein riesiger Zufall." Rachel selbst kann sich diese Frage nicht beantworten und es würde wohl sicherlich auch ihr restliches Leben niemand können. "Ich will nur Serena sehen. Bitte... ich will sie einfach nur sehen." Maria versteht vollkommen, was sie den gerade beschäftigt. "Gut. Ich werde sie holen." Keine Worte fließen mehr zwischen den beiden und auch die junge Hexe liegt nur im Bett und starrt die Decke ihres schlichten Krankenzimmers. Nach ein paar Momenten setzt sich eine Frau neben sie auf das Bett und streicht über die Wangen von Rachel. "Du hast Tira geschlagen, Liebste. Ich war selbst Schuld, dass du so krank vor Sorge warst. Maria rettete mich, schlug dich bewusstlos, damit die Stürme endeten. Sie hat mir nicht verraten, wie sie das Gift aus mir herausbekommen hat. Ich hatte erst die Vermutung, dass sie ein Vampir oder etwas ähnliches sei, aber sie lachte nur und behauptet, ich käme selbst mit dir nicht darauf, was sie sei." Ein lächeln umspielt ihre Lippen und sie versucht die Stimmung merklich aufzubessern. Der Tag vor der Schlacht und dannach sind immer die schwersten, egal, wie es nun ausging. Für Mia ist dies ein Sieg auf ganzer Linie, für Rachel hatte er einen bitteren Beigeschmack. War es wirklich ein vollkommener Sieg? "Es ist mir ehrlich gesagt gleich, was sie ist. Ich schulde Maria so viel. Beigebracht hat sie mir vieles und mich beschützt und nun hat sie dich gerettet. Niemals kann ich es bezahlen." Serena schweigt ein paar Minuten und krault ihre Liebste. Sie beide sind stark geschwächt. So viele Stresshormone und Adrenalin wurden freigesetzt. Rachel hatte einen halben Nervenzusammenbruch und Serena erholt sich noch von den Strapazen des Gifts. "Sie liebt dich noch immer, Rachel. Und selbst wenn ihr Schicksal bei Mia ist und deines mit meinem verbunden ist würde sie alles tun, um dich glücklich zu sehen. Wir beide unterschätzen Maria sehr. Sie würde weit gehen, sehr weit, damit wir beide glücklich sind."
"Und wie geht es nun weiter?" Rachel kommentiert nicht, was Maria alles tun würde für ihr Leben. Dankbar ist sie natürlich, aber gerade kann sie keine klaren Gefühle und Gedanken zeigen, weshalb sie Serena gleich mit der nächsten Frage bombardiert. " Mia wird sicherlich mit Maria und Balthasar den Rat übernehmen und eine neue Regierung aufbauen, die Bevölkerung umstrukturieren, dass alte System umbauen und sicher die Welt jenenseits des schwarzen Walls wieder zu einer strahlenden werden zu lassen." Serena legt sich nun neben Rachel und schmiegt sich eng an sie. "Weißt du, wie froh ich bin, dass ich noch am leben bin und bei dir sein kann, Rachel. Ich hatte solche Angst, dich zu verlassen und zu sterben." Rachel wendet ihren Kopf nach links zu der Frau, welche so eng an ihr liegt, dass man glauben könnte, Serena besitze keine harte Schale, sondern nur einen weichen Kern. "Ich bin froh, dass es endlich vorbei ist, Serena. Gestern dachte ich noch, ich hätte dich verloren und heute bist du wieder bei mir. Es ist ein göttliches Geschenk, dass ich dich immer noch haben darf, immer noch lieben darf und nicht um dich trauern muss." Dieser gemeinsame sinnliche Austausch von Worten verursacht, dass sich beide wie schon so oft in die Augen sehen. "Ich liebe dich, Rachel. Tochter der Stürme", tauft Miss Raven ihre Liebste mit einem neuen Titel. Mit glitzernden Augen blickt sie in die grünen Smaragde, die Spiegel der Seele ihrer festen Freundin. "Ich liebe dich, Serena Raven, Herrin des Feuers, Rabenfürstin", haucht man ihr zu. Wenige Sekunden später schließen sich beide Augenpaare der Frauen, ihre Köpfe legen sich leicht schräg, um mit offenem Mund aufeinander zu prallen und ihre Zungen zu vereinen. Der Sturm der Natur und das wilde Feuer treffen und küssen sich innig und heftig. Es ist ein Start in ein neues Leben. Ein Leben der Liebe. Ein Leben der Freiheit ohne Krieg, Tod und Angst. Ihre Herzen werden eindlich eins und sie können durchatmen, denn allem Gefahren und Prüfungen zum Trotz, hat ihre Liebe selbst nach dem Tod noch Bestand.
DU LIEST GERADE
Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]
FantasyRachel war schon immer anders. Die Natur schien mit ihr zu reden, sie konnte Dinge verwandeln, ihre Haarfarbe ändern wie und wann sie wollte. Sie fühlte sich stets in der Welt der Menschen fremd und ist heilfroh, ihre zwölfte Klasse abgeschlossen zu...