Die Klingel des kleinen Einfamilienhauses läutet. Rachel versucht diese zu ignorieren, aber anscheinend will man nicht locker lassen. Immer wieder ertönt das nerventötende Geräusch der Klingel. Murrend erhebt sich Rachel aus ihrem Bett. Anstatt sich zu strecken und erst einmal die Welt zu sortieren, um klare Gedanken zu schaffen, ist ihr Ziel direkt die Tür ihres Hauses. Schön wäre es jetzt, gemütlich mit Serena zu frühstücken und diesen Samstag Morgen in Ruhe und Gemütlichkeit zu verbringen. Wo ist sie eigentlich? Im Bett lag sie jedenfalls nicht. Jedenfalls öffnet sie ihre Haustür, lediglich in Unterwäsche gekleidet. "ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!" Kaum wird ihre Tür geöffnet, brüllt sie eine Meute von Leuten an, die ihr nur zu bekannt vorkommen. Ihre Mutter, Serena, Sara sowie Jane stehen vor ihrer Tür. Ebenso Maria ist gekommen, welche nicht eine Minute gealtert scheint. Bis heute ist ihr nicht wirklich bekannt, welches Wesen Maria Ash nun ist. "Ich habe heute Geburtstag", fragt Rachel verwirrt. "Deine Frau ist wie immer zuckersüß, Serena. Gehen wir herein und feiern dich, Rachel", gibt Jane kichernd von sich. Es ist nun zwanzig Jahre her, dass Rachel gegen den Rat der Hexen kämpfte. Sie nahm eine Berufslaufbahn als Lehrkraft für fortgeschrittene Magie an und unterrichtete an jener Schule, die Maria Ash bis heute leitet. Serena wurde eine mächtige Jägerin mit Rang und Namen. Vor ungefähr zehn Jahren haben die beiden dann den Bund der Ehe geschlossen, aber ihr Freundeskreis hat sich kaum erweitert. Rachel hielt ihr Versprechen, mit Jane und Sara Bande zu knüpfen. Zusammen zogen sie dann in ein kleines Haus in der Vorstadt und führen eine glückliche Beziehung. Keine Geschenke gibt es für Rachel, aber einen wundervollen Geburtstagskuchen. Ihre gemeinsame Tradition ist es, für das jeweilige niedlich getaufte Geburtstagskind einen Kuchen zu backen und dieses damit zu überraschen. Rachel hat scheinbar Geburtstag. Ein Tag, welchen sie aufgrund ihrer unglücklichen Zeit auf der Erde immer wieder vergisst und verdrängt. Peinlich ist ihr allerdings, dass sie nicht bemerkte, dass Serena nicht mehr im Bett neben ihr lag. Nach der Reihe betreten alle ihr Haus und übermitteln noch einmal ganz persönlich ihre Glückwunsche. Serena gab ihr einen intensiven Kuss und behauptete, dass es das Geschenk erst in der Nacht gebe, wenn sie beide allein sind. Die Frau mit dem roten Haar hatte sich bis auf das Alter kein bisschen verändert. Sara und Jane folgen. Die beiden betreiben eine Bar in der Stadt, die vor allem Leute aufsuchen, die etwas bunter sind. Nach einer langen Umarmung ihrer beiden folgt Mia, die ihre Position als Vertreterin aller Hexen, Zauberer und Magier sehr ernst nimmt. Die Welt blüht unter ihrer Hand auf. Auch sie hatte sich nicht wirklich verändert sowie die letzte Person, die ihr alles Gute zum Geburtstag wünscht. Maria Ash. Die Spannung zwischen den beiden hat keinen Tag nachgelassen, im Gegenteil. Rachel und Maria zog es jede Sekunde minimal intensiver zueinander. "Du siehst wie immer gut aus, Rachel. Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, in welcher ich dich unterrichtet habe." Sie lächelt nett auf, aber der Hauch Liebe, welcher in diesem Blick steckt, hatte sich in den letzten zwanzig Jahren nur verstärkt. Die anderen sind anscheinend schon alle in die Küche gegangen, weshalb sie jetzt ein Gespräch mit Maria führen kann, ohne gleich erwischt zu werden. Die Feierstimmung bei den anderen animierte sie wohl, gleich die Küche einzudecken. "Maria. Wir hatten das doch schon damals geklärt. Du liebst Mia und ich Serena. Da gibt es keinen Stein zu verrücken", erklärt Rachel, jedoch deutlich unsicherer, als sie eigentlich wollte. "Wie lange wollen wir das noch durchhalten? Wie lange wollen wir noch leugnen? Ja, wir lieben unsere Partner über alles und würden sie nie betrügen. Aber ich halte diese Spannung nicht mehr aus, Rachel. Ich kann und will es nicht mehr." Maria packt Rachel an den Schultern und blickt sie mit einer Mischung aus unendlich vielen Gefühlen an. Schmerz, Trauer, Liebe. So könnte man es am schnellsten und ehesten beschreiben. Selbst die Hexe mit dem grünen Haar kann es nicht mehr leugnen. Die Spannung war schon immer zwischen den beiden da, doch in den letzten Jahren drohte sie beinah zu zerreißen. Immer wieder geriet Rachel in Gewissenskonflikte mit sich selbst. Sie liebt Serena Raven mehr als alles andere auf der Welt, sehnt sich aber gleichzeitig so sehr nach Maria Ash. Es ist wie eine Sucht, die schlimmer wird, wenn man die dazugehörige Droge nicht konsumiert. "Ich habe dich damals als Schülerin kennen gelernt. Ich liebe deine Wesenszüge, deine Art. Du bist im inneren die stürmischtse Böe, der gewaltigste Sturm und der lauteste Donner der Welt. Doch meistens gibst du dich eher sanft zur Schau, einfühlsam, liebevoll und herzlich. Du bist menschlicher, als jede Person, die ich kenne. Weißt du eigentlich, wie schwer es mir fiel, dich damals an Serena abzugeben, dich loszulassen? Ich brauche dich, Rachel!" Bevor Rachel noch etwas erwidern kann, presst sich ein geöffneter Mund auf ihre Lippen. Eigentlich wollte sich Rachel wehren, aber dieser Widerstand verschwindet so schnell, wie er aufkam. Ihre beiden Zungen treffen sich, tasten sich das erste mal nach über zwanzig Jahren wieder ab. Ganze angestaute Gefühle und Emotionen lassen sie in den Kuss fahren und wären sie jetzt allein, hätten sich beide gemeinsam auf die Couch geschlichen und hätten sich ihrer gegenseitigen Lust und Liebe hingegeben. Nach einem kurzen, aber leisen aufstöhnen der beiden Frauen lösen sie den Kuss. Zum Glück der beiden sind sie immer noch allein und wurden nicht erwischt oder gesehen von jemandem. Schwer atmen beide und ihre Herzen rasen wie verrückt. Erregung breitet sich in Rachel aus, welche sie versucht, zu unterdrücken. "Ich liebe dich, Rachel Raven. Vergiss das niemals. Wir können uns nicht ewig davonlaufen. Das weißt du genauso gut wie ich." Sie haucht einen letzten Kuss sanfter Natur auf die Lippen ihrer einstigen Schülerin, ehe sie das Haus betritt und Rachel zurücklässt. Sie starrt nur Maria hinterher und kaut nervös auf ihrer Lippe. "Scheiße", entfährt ihr nur das Schimpfwort. Sie wusste zwar, dass sie Maria liebt, aber so sehr...? Bewusst wird ihr jetzt erst, dass zwischen Maria und ihr mehr ist, als sie eigentlich dachte. Die einfache Beziehung einer Schülerin und Lehrerin war wohl doch noch viel mehr, als sie ursprünglich dachte. Irgendwann würde sie mit ihrer jetzigen Vorgesetzen in das Bett fallen und sich dem Spiel der Liebe hingeben. Die Frage ist nur wann und wie sie aus dem Dilemma herauskommt. Den dann steht es erneut zur Debatte: Rachel oder Maria. "Alles Gute zum Geburtstag", flüstert Rachel selbst zu sich. Aber ihr Stimmklang ist deprimiert und niedergeschlagen.
Mehrere hundert Kilometer von diesem Drama entfernt, verbeugen sich die Priester der Echsen vor ihrem König Ik'thal. "Wenn wir es ausgraben mein König, können wir unseren alten Gott wiedererwecken. Dann können wir die Menschen und ihre einfältige Magie hinwegfegen. Sie vertrauen uns und wir könnten sie so leicht zerstören." Der König erhebt sich von seinem Trohn und gibt ein reptillienartiges Zischen von sich. "Grabt weiter. Verdoppelt die Wachen. Wenn uns dieses Artefakt gehört, können wir den Dschungel wieder Herr über diese Welt werden lassen. Und dann wird unsere lange Geduld belont. Die Hexen und Zauberer werden sterben. Futter für unsere Bestien! Niemand wird unsere überlegene Streitmacht aufhalten. Weder Wind, noch Feuer, noch Sturm, noch Erde oder Eis!" Sein lautes lachen erschallt mit seinen Hohepriestern im Thronsaal. Rein gar nichts konnte mehr schiefgehen. Diese Welt würde endlich nach Jahrtausenden wieder unter die Herrschaft der Echsenmenschen fallen und ein neues, Goldenes Zeitalter einläuten, in welcher die Echsen die Herrenrasse sind und die Menschen nicht mehr als Sklaven und Futter enden werden.
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Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]
FantasyRachel war schon immer anders. Die Natur schien mit ihr zu reden, sie konnte Dinge verwandeln, ihre Haarfarbe ändern wie und wann sie wollte. Sie fühlte sich stets in der Welt der Menschen fremd und ist heilfroh, ihre zwölfte Klasse abgeschlossen zu...