Schwer atmend und nach Luft ringend kommen die beiden auf der Wiese an. Der ursprüngliche Prüfer ist nicht zu sehen, stattdessen wartet Maria Ash auf die Prüflinge. Serena und Rachel werfen sich in die Wiese und gönnen sich eine kurze Atempause, ein kurzer Genuss des Sieges. "Ich bin beeindruckt. Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass auch nur einer von euch besteht. Ihr zwei habt es geschafft. Rachel und Serena Raven. Eure Zusammenarbeit muss hervorragend gewesen sein." Rachels Herz hämmert aufgeregt, aber eher weniger, weil sie verliebt ist. Sie muss Maria noch sagen, dass sie bei Serena bleiben wird. Das wird sicher für beide ein schwerer Tag.
Die beiden im Gras liegenden jungen Hexen haben die Prüfung bisher als einzige gemeistert. Vielleicht war viel Glück dabei, vielleicht auch nicht. "Die Prüfung sollte zum durchfallen dienen. Die Nachprüfung wäre milder gestaltet worden, natürlich mit der Prüfung des Schicksals." Serena ist die erste, die sich aus dem Gras erhebt und wieder auf die Beine kommt. Aufrecht steht sie da, blickt der Schulleitung entgegen. Gott, denkt sie sich. Sie muss einen erbärmlichen Eindruck machen. Aber so ist das Leben nun einmal. Blut, Schlamm, Regen. Das alles klebt an ihr. Sie würde sich mit einer Dusche wohler fühlen, aber sie ist auch etwas Stolz, auch wenn sie es nicht zeigt. Ohne Rachel hätte sie es niemals geschafft, sie wäre gescheitert. Was hat sie in der Prüfung eigentlich geleistet? Ein paar Schlangenhaie gegrillt und Tipps zum weiterkommen gegeben. Rachel hätte diese Prüfung auch ohne sie bestanden, darin besteht kein Zweifel. Mittlerweile hat sich auch Rachel wieder auf ihre Beine gekämpft. Sie wirkt etwas erschöpft, aber nicht komplett ohne Energie. Maria Ash. Die neue Direktorin. Wie immer strahlt sie eine Kraft aus, Eleganz und Schönheit. Bisher hatte Rachel sie selten Magie wirken sehen. Ob Maria stark ist? "Gut gemacht Serena." Sie tritt näher an die eben genannte Frau heran. "Du hast all die Hürden überwunden, all die Gefahren. Das sollten wir zu gegebenem Anlass feiern." Serena lächelt Maria freundschaftlich an, was Rachel ziemlich verwundert. Kennen sich die beiden etwa näher? "Schon gut. Ohne Rachel hätte ich das nie geschafft. Sie hat die größte Arbeit geleistet. Es war ihr Terrain, nicht meines sowie dies ihr Sieg ist." Die goldenen Kelche hebt Serena anschließend auf und reicht einen Rachel. "Verstehe. Tatsache ist, du hast bestanden. Freut mich." Sie wendet sich dann Rachel zu. "Ich weiß zwar nicht, was du da drin genau angestellt hast, aber diese Prüfung basierte mehr auf Logik, als auf Kampf. Es war ein Test, ob ihr mit euren Fähigkeiten die Fallen übersteht, die ich sorgfältig vorbereitet habe. Es sind noch exakt zwei Unterwegs, aber sie werden es im Zeitrahmen nicht mehr schaffen. Ihr zwei seid der Stolz unserer Akademie. Selbst auf der Akademie der Magier wird man von euch tuscheln. Ihr habt beide die Prüfung der besten Schülerinnen und Schüler als einzige bestanden. Gut gemacht, meine Kleine." Maria tritt näher heran. Sie haucht Rachel einen Kuss auf den Hals, zart sanft, wie der Wind, der durch das Haar streicht. Serena beobachtet dies. Ihre Augen schauen verwundert, dann Funkeln sie wütend und enttäuscht. Rachel und Maria. Das Rachel ihr einen Kuss stiehlt und ihr dann so in den Rücken fällt... Was hat sie sich dabei gedacht, sich Rachel zu öffnen? Serena steht auf. Sie funkelt beide wütend an und ballt die Fäuste zusammen. Nach wenigen Sekunden entspannt sie sich wieder und beherrscht sich. Ihr Blick ist kühl, distanziert und von Trauer zerfressen. Sie hat sich das erste mal jemandem geöffnet und war bereit ihr Herz offen zu legen mit allen Geheimnissen. Und jetzt das! Sie wendet sich von den beiden ab und geht. "Ich gehe duschen", teilt sie den beiden noch ohne eine Gefühlsregung mit. Maria starrt ihr fragend hinterher, während Rachel ihren Kopf zu Serena wendet. Sie hatte mitbekommen, was zwischen ihr und Maria lief. Sie hätte es sagen müssen. Sie hätte sagen müssen, dass sie mit Maria ihre Beziehung beendet, für Serena. Und nun das. Serena muss stinksauer und verletzt sein. Tränen fließen über ihr Gesicht. Mehrmals ruft sie den Vornamen von Miss Raven, mehrmals ruft sie ihr zu, zu warten. Doch Serena reagiert nicht. Sie läuft immer weiter. "Gibt es vielleicht etwas, dass du mir mitteilen möchtest, Rachel?" Maria schaut zu ihr. Rachel hatte es versaut. Ihr Gefühl selbst sagt ihr, dass jetzt bei Maria zu bleiben Verrat an beiden wäre, sowohl an Maria Ash, als auch an Serena Raven. "Ich..." Mehr bringt die junge Rachel mit dem grünen Haar nicht heraus. "Also Rachel. Höre mir mal zu. Ich habe gesagt, ich liebe dich und ich gebe dir alles, was ich kann. Du kannst mir alles erzählen, jedes Geheimnis, ich werde dich bestrafen oder hassen." Rachel drückt sich an Maria und umschlingt sie. Ohne wirklich zu wissen warum, fängt sie an zu heulen. Maria Ash streicht ihr durch die Haare, langsam, zärtlich, gefühlvoll. "Ich werde dich immer lieben, Rachel. Aber du musst auch auf dein Herz hören." Rachel schaut sie mit einem Gesicht voller Tränen an. Weiß Maria bescheid? Wie? "Jetzt schau mich nicht so doof an", neckt Maria sie lieb. "Ich wusste es von Anfang an, so wie ich wusste, dass Serena seit dem ersten Tag etwas von dir wollte. Sie hat es ewig unterdrückt. Zugegeben fällt es mir nicht leicht und es fiel mir nie wirklich einfach. Ich bin nicht dumm, Rachel. Ich weiß, wer du bist, ich kenne jeden Schüler. Nicht so wie dich, aber ich kenne sie. In deinen Augen war von Anfang an das glitzern von Serena. Du wärst nie auf mich zugegangen. Ja, du hast dich in mich verliebt, aber du hättest es nie getan, wenn ich dich nicht befreit hätte." Das lässt Maria erst einmal so stehen, bevor sie weiter spricht. "Serena und ich sind schon lange befreundet. Wir haben uns beim Modeln kennen gelernt, du kennst die Zeitung ja. Wir beide hatten mal eine gemeinsame Nacht, nie mehr. Es ist eine Freundschaft geblieben, wir waren aber nie wieder zusammen im Bett. Was ich sagen will, ist, dass dein Herz zwar für sie und mich schlägt, aber ich gehörte nie zu dir. Geh. Lauf Serena nach." Immer noch schluchzend schaut Rachel Maria an. "M-Maria...", stottert sie. "Ich..." Ihr wird ein Zeigefinger aufgedrückt. "Pssssssst. Ich weiß, dass du dir sehr unsicher warst. Du wusstest nicht, ob du Lesbisch bist oder doch auf Jungs stehst oder beides. Du hattest Angst, kein Selbstvertrauen. Du warst zerbrochen, aber du bist in diesem einem Jahr unter mir so stark geworden. Das wollte ich dir schenken, bevor wir uns eines Tages in unserer Beziehung trennen."
"Heißt das jetzt lebewohl?" Maria schüttelt den Kopf auf die Frage von Rachel. "Nein. Du kannst dich immer mit mir unterhalten. Mein Büro steht dir immer offen und ich helfe dir. Wir werden uns aber auch des Öfteren sehen, da ich außerhalb des Geländes Zeit mit Serena verbringe. Ob du Zeit mit ihr verbringst oder nicht, hängt davon ab, was du aus dem heutigen Tag machst." Maria Ash schaut ernst, aber liebevoll. "Maria..."
"Geh, Rachel. Ich werde dich kein Stück anders behandeln als sonst. Zwischen uns wird sich nichts verändern, außer, dass wir keine Beziehung mehr führen." Sie löst sich von Rachel und haucht ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Rachel spürt, dass dieser Kuss nicht mehr der ist, den sie von Maria so oft erhalten hat. "Geh", flüstert Maria ihr zu und löst sich von ihr. "Mach dir keine Gedanken um mich, Rachel. Jetzt gehe zu Serena. Eile ihr nach." Beide lösen sich voneinander. "Maria, ich..." Wieder wird sie unterbrochen. "Nichts da. Geh!" Rachel nickt ihr mit Tränen im Gesicht zu. Sie schenkt Maria einen einen entschuldigenden Blick, dafür erntet sie einen liebevollen Blick. Rachel atmet tief durch, wendet sich von Maria ab und rennt Richtung Schulgelände. Maria hatte sie als gute Freundin nicht verloren. Ob sie Serena verliert, würde sich in den nächsten Minuten zeigen. Rachels Herz hämmert, in ihrem Kopf ist ein nur Ziel: Serena Raven.
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Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]
FantasyRachel war schon immer anders. Die Natur schien mit ihr zu reden, sie konnte Dinge verwandeln, ihre Haarfarbe ändern wie und wann sie wollte. Sie fühlte sich stets in der Welt der Menschen fremd und ist heilfroh, ihre zwölfte Klasse abgeschlossen zu...