"Serena?" Rachel hat gerade die Tür hinter sich geschlossen und sieht Serena in die Augen. Ihre grünen Augen sind von rot gezeichnet. "Hast du geweint", fragt Rachel sie leise. "Dasselbe könnte ich dir auch vorwerfen." Ihre Stimme klingt leise, verletzt, scheinbar ist sie wie Rachel geschwächt von dieser Prüfung. "Wie hart war es für dich", fragt Rachel sie immer noch verletzt. "Sieh in meine Augen. Du weißt es bereits."
Beide schauen sich an. "Wir haben es aber geschafft. Jetzt müssen wir nur noch den goldenen Kelch holen und verschwinden, ja?" Serena nickt. Zeit haben sie noch genug, aber beide bewegen sich nicht. Sie schauen sich gegenseitig an, ein paar wenige Minuten, die ihnen vorkommen wie Sekunden. Rachel bricht die Stille, was die doch selbst ein wenig überrascht. "Schnappen wir uns den Kelch und verschwinden dann." Serena schaut Rachel an. Sie kommt der Frau mit dem grünen Haar näher, langsam, einen Fuß vor den anderen setztend. Rachel schaut sie verwirrt an. Was hat Serena nur vor?
Zwei angenehme, warme Arme schlingen sich um sie. Die mächtige Hexe, die mit dem Feuer spielt, als sei es ihr Werkzeug schließt ihre Augen und drückt Rachel ihre Lippen auf, während sie beide nah aneinander geschmiegt sind. Rachel weiß gar nicht, was geschieht, aber in der nächsten Sekunde fühlt sie Serenas Zunge in ihrem Mund, welche wild mit ihrer tanzt. Sie selbst ist noch etwas zurückhaltend, gibt sich aber schnell der gemeinsamen Leidenschaft hin. Sie kann es nicht fassen. Serena Raven küsst sie gerade! Diese unglaubliche Frau schenkt ihr einen Kuss, einen so innigen, so vertrauten, so liebevollen. Davon hatte sie geträumt, sich danach gesehnt, es aber nie für möglich gehalten, dass Serena sie wirklich mal küsst. Hatte sie gefallen an ihr gefunden oder war es schon der erste Tag, an dem sie sich sahen? Ihr Kopf spielt verrückt, Miss Raven drückt sich noch fester an sie, löst den Kuss aber nach einigen Sekunden. Nur langsam öffnet sie ihre Augen, als wolle sie an dem Traum von gerade eben noch lange zehren. "Serena", flüstert Rachel überrascht. "Warum?" Die Frau mit dem feuerrotem Haar lächelt sie an, die Arme immer noch um sie geschlungen. "Wieso stellst du eine Frage, wenn ich dir die Antwort schon gegeben habe? Ich werde dir später mehr erzählen, aber wir haben noch etwas zu erledigen. Ich musste in der Prüfung mein Schicksal akzeptieren, meine Vergangenheit anerkennen und endlich verstehen, um mich dir zu öffnen. Du bist anders, als die anderen. Du hast mich verliebt angeschaut, ja, aber trotzdem war in deinen Augen stets etwas reines. Du wolltest mich nicht, weil ich so berühmt bin, so mächtig. Deine Augen Rachel." Serena streichelt ihre Wange mit dem Handrücken. "In deinen Augen sah ich so viel mehr, als nur Begehren und Liebe. Du hattest von Anfang an das Gefühl, dass du jemandem begegnet bist, den du nicht loslassen kannst. Du hast es nicht infrage gestellt. Du hast von mir Tagträume gehabt, du hast für mich die Blumen wachsen lassen, nur für mich. Du hast deine Arbeit nicht der Schule gewidmet, sondern mir. Ich habe es gespürt, wenn ich dich angesehen habe. Du willst nicht nur Sex von mir, mich nicht nur nackt sehen. Du bist jemand, der meine Seele sehen möchte, mein Herz begehrt." Rachel weiß gar nicht was sie sagen soll. Sie hat den Kuss immer noch nicht verarbeitet, geschweige nicht die Worte, die Serena ihr gab. Das war praktisch schon eine Liebeserklärung! Was soll sie jetzt tun? Sie hatte nie damit gerechnet, schon gar nicht mitten in der Prüfung! "Serena, ich..." Ein Finger legt sich auf die Lippen von Rachel und bringt sie zum Schweigen. "Psssssst. Höre auf, dich herauszureden, dass doch alles nicht so sei, wie es zu sein scheint. Ich weiß, dass du mich oft beobachtet hast und deine Gedanken oft bei mir waren. Und jetzt lass und die Prüfung beenden, Rachel. Wenn das hier vorbei ist, will ich mit dir eine Beziehung. Eine, die auf Vertrauen und Liebe basiert, die auf uns aufgebaut ist."
Meinte sie das wirklich ernst? Sie will eine feste Beziehung? Aber was wird aus Maria dann? "Lass uns erst einmal diese Prüfung schaffen, Serena. Ich kann dir gar nicht richtig antworten. Ich bin zu durcheinander. Das ist alles so...plötzlich, weißt du?"
"Ich weiß, Rachel. Wir beenden jetzt diese Prüfung und bestehen als die ersten beiden. Zusammen." Rachel nickt ihr zu mit verliebtem Blick. Sie lassen voneinander ab und wenden sich den Kelchen zu. "Zwanzig Kelche, zwanzig Teilnehmer", bemerkt Serena schnell. "Und auf jeder steht ein Name!" Die Kelche sind, wie Rachel feststellt, aus purem Gold. An dem Kelch sind Rubine eingearbeitet in einer Reihe, um den Kelch herum. Ihr Name ist eingraviert, aber der Nachname fehlt, bei Serena aber nicht. Hinter dem Kelch steht eine gruselige, kleine Steinstatue einer Gargoyle. Eine dämonische Statue, mit Flügeln, Klauen und einem Kopf wie ein Höllendämon persönlich. Beide nehmen eilig ihren Kleich. "Jetzt lass uns schnell den gleichen Weg zurückgehen. Das ist das sicherste. Wenn deine Wurzeln gehalten haben, sind wir relativ sicher. Wir sollten etwa noch etwas über eine Stunde Zeit haben. Die Prüfung des Schicksals hat uns ziemlich viel Zeit geraubt, aber wenn wir schnell gehen, sollte das alles kein Problem sein." Rachel und Serena sind zuversichtlich. Gemeinsam verlassen sie mit ihrem Kelch die kleine unterirdische Festung, in der sie die Prüfung des Schicksals bezwungen haben. Schlussendlich erkannte Serena, dass sie ihrer grausamen Vergangenheit nicht entkommen kann. Und Rachel hat erkannt, dass Entscheidungen im Leben manchmal schmerzen und andere verletzen. Sie kann zwar zwei Frauen lieben, aber nur mit einer zusammen sein. Für Rachel steht fest, dass sie bei Serena bleiben will. Maria verletzen ist eine unangenehme Begegnung, die sie noch haben wird. Davor fürchtet sie sich. Ihre Gedanken gelten aber dem Bestehen der Prüfung mit ihrer baldigen festen Freundin.
Beide gehen etwas ihren Gedanken nach. Aber keiner der beiden bemerkt, dass sie mit der Entwendung des Kelches einen Mechanismus aktiviert haben, der sie verfolgt. Das Ziel dieser letzten Prüfung ist es, dass jeder Schüler versagt. Niemand soll durchkommen. Dieser Befehl wurde ihnen einprogrammiert. Rachel. Serena. Sie dürfen das Ende nicht erreichen. Sie müssen versagen.
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Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]
FantasyRachel war schon immer anders. Die Natur schien mit ihr zu reden, sie konnte Dinge verwandeln, ihre Haarfarbe ändern wie und wann sie wollte. Sie fühlte sich stets in der Welt der Menschen fremd und ist heilfroh, ihre zwölfte Klasse abgeschlossen zu...