Akademie der Hexen - Kapitel 9

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Man bemerkt gar nicht die Herkunft der Trommeln, der verschiedenen Instrumente, die dem Ganzen das Gefühl geben, es sei ein epischer Endkampf aus einem Film. Direkt fühlt man sich mitgerissen, fiebert direkt mit. Die Zwillinge schicken einen großen Schmetterling aus Wasser los, welche über die Köpfe der neuen Hexen hinwegfliegt. Kleine Tropfen fliegen auf die Köpfe, aber das stört keinen. Alle staunen, aber viele Augen blicken sofort wieder auf Serena. Rachel fragt sich immer noch, warum sie abgesehen von ihrer Schönheit so bewundert wird, aber bald wird sie es wohl im Alltag erfahren. Sie spielt mit einer Flamme in der Hand. Passend zu der Musik vollführt sie eine hübsche Armbewegung. Mehrere Flammenartige Schlangen schießen in die Luft und explodieren in sicherer Entfernung in buntem Feuerwerk. Aus der Hand formen sich aus Flammen Rehe, Hirsche, Hunde, Katzen, Fledermäuse, Bären und Vögel. Allerdings gefrieren sie sofort und laufen funkelnd durch die Gegend. Sie laufen durch das Publikum und Serena berührt ein Reh, damit die anderen sehen, dass sie friedlich sind und nicht alles direkt gefrieren. Die Musik wird ruhiger und auch wenn die Tiere alle bekannt sind, berühren einige diese, wegen der Zaubers. Jane schaut neugierig zu Rachel, die auch gespannt auf die lieben Wesen schaut. "Nanu?" Rachel schaut neugierig auf ihre Schulter. Dort sitzt eine Katze aus Eis und schnurrt sie an. Sie sieht so detailgetreu aus, trotz, dass sie nur aus Eis besteht. Sie krault die Katze, weiß sehr wohl, von wem die Katze stammt. "S...Serena", fragt sie ganz leise, als stelle diese kleine Frage mehr als eintausend. Ihr Blick fällt auf die Bühne, zu Serena. Erneut treffen sich ihre Augen. Die Rothaarige blickt sie einige Sekunden an, ehe sie ihre Magie benutzt, um die magisch erschaffenen Wesen zu kleinen Kristallen zerplatzen zu lassen. Sie schießen zwar schnell auseinander, aber sie tun keinem wirklich weh. Die kleinen Kristalle, die aus Eis bestehen und auf Rachels Gesicht schmelzen, kommen ihr nicht vor wie normales Wasser. Es fühlt sich an, wie eine intensive Berührung, ein streicheln über ihre Wange von einer so unglaublichen Frau. Zeit, Raum, Geräusche, alles um sie herum wird still. Ihr Mund öffnet sich leicht, ein hauchen entfährt ihr, ein sinnliches, ein verliebtes, ein Leidenschaftliches. Durch dieses geschmolzene Eis fühlt sie Serena, deutlich, mehr als deutlich. Sie schließt die Augen, lässt sich von dem Gefühl treiben. Dieses Gefühl, alles, was sie gerade fühlt, sind etwas ähnliches wie zarte Küsse. Leichtes zittern überkommt sie, ihr Herz rast vor Aufregung, aber wie. "Serena", stöhnt sie zärtlich auf, leise, nur hörbar für sich selbst. Das geht noch kurz so weiter, bis sie an der Schulter berührt wird und aus ihrem Traum erwacht. "Alles klar? So gruselig, dass du nicht hinsehen kannst?" Rachel erschrickt kurz und blickt zu Jane. Das Schauspiel vorne auf der Bühne schien schon längst weiterzugehen. "Rachel?" Jane schaut sie durchdringend an, aber immer noch undurchschaubar. "J...Jane?"
"Was ist los. Du warst wo ganz anders." Rachel stockt kurz. "Ich ehm... war in Gedanken schätze ich einfach mal", kontert sie relativ locker. "Verstehe. Sehe nach vorne." Jane zeigt nach vorn. Aus Serenas Hand formt sich eine feurige Wolkenschlange. Sie steigt in die Höhe, wird immer länger, scheint kein Ende zu nehmen. Erstaunlicherweise ist sie auch nicht heiß, als würde sie das Element selbst manipulieren, seinen Zustand komplett verändern. Die Wolkenschlange brüllt, Serena schaut sie genau an, scheint sie mit viel Liebe zu formen. Jede einzelne Schuppe ist erkennbar, jedes Detail pingelig genau, als wäre es von einem sehr guten Maler gezeichnet. Gut dreißig Meter ist sie nun lang, als Serena die Sequenz der Erschaffung löst. Die Schlange brüllt wild, aber freundlich. Sie fliegt herum, brüllt freundlich und fliegt in den Himmel. Dort explodiert sie in einem funkelnden Feuerwerk in dutzenden Farben. Die Menge staunt, applaudiert, andere kreischen wieder für Serena und brüllen ihren Namen. Die Show ist zu Ende. Auf der Bühne nehmen sie eine Pose ein, die alle noch mehr zum Jubeln bringen. Man kann der rothaarigen Frau aber ansehen, dass diese ganze Show ihr einfach Scheiß egal ist. Rachel erkennt dies, beobachtet sie genau. Serena hasst diese Show, sie hasst es, im Mittelpunkt zu stehen, dass man für sie jubelt, dass sie verehrt wird und geliebt wird. Sie hasst es so sehr, so sehr. Doch warum ist sie so? Stand sie schon immer im Licht? Ist es ihre Schönheit, ihr Talent, ihre Ausstrahlung, die alle so anziehend finden? Hasst sie es deshalb?
Serena verlässt voreilig die Bühne und zieht sich zurück, ohne einen Blick auf die Zuschauer zu werfen, egal, welche Altersgruppe. Einige wollen sie ansprechen, aber sie geht einfach weiter. Schlussendlich kommt sie vor der Direktorin zum Stehen, beobachtet durch einige aufdringliche Leute und Rachel. Die Direktorin scheint sie zu loben, der Frau allerdings schläft beinah das Gesicht ein. Doch das eigentliche Gespräche bekommt niemand mit.

"Madame Cairne", begrüßt Serena die Schulleitung etwas pampig. Ihre Stimme klingt etwas tiefer, nicht hoch oder sanft, aber auch nicht brummig, dennoch ein schönes, weibliches Klangbild. Die Schulleitung lächelt, aber dies ist nur Tarnung. Von außen scheint es, als lobe sie Serena außerordentlich. "Miss Raven. Etwas mehr Begeisterung wäre durchaus wünschenswert. Ich weiß, dass Sie dies nicht gern tun, aber es ist eine große Ehre. Niemand außerhalb des sechsten Jahrganges hat es bisher geschafft, also erwarte ich zumindest, dass Sie lächeln. Was sollen sonst die Schüler von Ihnen denken, junge Dame?" Serena steht mir verschränkten Armen vor ihr, ehe sie den Kopf schüttelt und an ihr vorbei geht. "Sie haben es doch gehört. Man jubelte, brüllte meinen Namen, wie bei jedem Auftritt. Wo ist Ihr Problem? Es fällt sowieso niemandem auf." Sie geht einfach vorbei und lässt die Schulleitung höchstpersönlich stehen, welche Serena etwas traurig hinterherschaut.

"Das waren Amber Sheran und Tessa Sheran, sowie Serena Raven! Ein Applaus für dieses wunderbare Feuerwerk." Die Zwillinge verbeugen sich und alle drei, auch wenn Serena außerhalb der Reichweite ist, erhalten den gebührenden Applaus. Lediglich Rachel klatscht nicht, Jane und Sarah halten sich ebenfalls zurück, da sie merken, dass irgendetwas Rachel belastet oder sie nachdenklich erscheinen lässt. Serena. Rachel hält sie für begabt, wunderschön, aber es scheint auch genau das zu sein, was sie vergiftet. Serena. Wie schwer mag es sein, eine Wolkenschlange zu beschwören mit diesen Details? Sie würde eine Lehrkraft fragen, um herauszufinden, ob sich ihre Theorie bestätigen würde. "Wir haben nachher etwas zu bereden, Rachel. Wir möchten dich etwas fragen, später aber." Darauf ertönt die Stimme wieder, die Schülersprecherin Jessica, die in ihrem goldenen Kleid glänzt. "Ich rufe nun eure Namen einzeln auf und Teile euch euren Klassen zu, dies ist meine Aufgabe als Schülersprecherin. Also, spitzt eure Hexenohren! Wenn ihr zugeteilt seid, wird es Zeit das Jahrbuch mit euren Gesichtern zu füllen!"

Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt