Akademie der Hexen - Kapitel 41

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"Fällt es dir schwer?" Das frische Paar Serena Raven und Rachel sitzen zusammen auf dem Bett der begabten Feuermagierin, die sehr wohl spürt, dass Rachel nicht ganz von Maria loslassen kann. Auf die Frage nickt die junge Hexe mit dem grünem Haar nur. Der Nachmittag im Glitzernden Topf mit den beiden war unterhaltsam. Die angespannte Haltung konnte Rachel lösen und unter einem leichten Alkoholeinfluss lockerte sich ihre Stimmung zusätzlich. Doch es fiel ihr immer noch schwer. Sie wiederholt ihre Gedanken tausendfach. Sie liebt Serena, aber Maria Ash hat eine verdammt hohe Anziehungskraft, die sie sich nicht erklären kann. Sie würde niemals Serena verlassen, niemals. Aber die Sehnsucht nach Maria und ihrer Domminanz, die Sehnsucht nach der Berührung der Lippen sind groß und fressen ein Loch in sie. "Zerbrich dir nicht den Kopf, Rachel." Serena streicht zärtlich, liebevoll und fürsorglich durch das grüne Haar der Frau neben sich. "Dir fällt es schwer loszulassen, nicht? Du kannst ihre Berührungen nicht vergessen, ihre Lippen, ihre Art und Weise, nicht wahr?" Rachel schaut sie traurig an. War das der Moment, in dem Serena beschließt, sie vor eine harte Wahl zu treffen? Ist ihr Traum nun entgültig vorbei? Rachel beginnt zu zittern vor Angst. Alles zu verlieren, was sie hat. Für sie ist Serena alles, die tiefe Beziehung zu Maria. Mehr hat sie nicht. Gut, sie hat zwei gute Freundinnen, Sarah und Jane. Aber die emotionale Bindung zu Maria und Serena ist weitaus tiefer. "Ich möchte dir etwas erzählen. Du hast sicher schon gehört, dass ich nebenbei meine finanziellen Mittel wie Maria mit Modeln aufstocke. Ich dachte mir damals nichts dabei, als ich im ersten Jahrgang war. Wer hätte schon gedacht, dass jeder zweite auf diesem Planeten dann deinen Namen kennt und dich plötzlich heiß findet oder gar liebt? Egal, dass ist nebensächlich. Ich traf dort auf Maria Ash überraschenderweise. Ich kannte sie nur als meine Lehrerin, mehr war da auch nicht. Doch dort war sie... anders. Herzlich, witzig, unglaublich anziehend. Sie wusste ihren Körper zu nutzen und ich muss sagen, sie ist die einzige Frau im Leben, die ihren Körper scheinbar perfekt beherrscht. Jeder Hüftschwung, jede Armbewegung, jedes lächeln. Du kennst sie, Rachel, vielleicht sogar besser als ich selbst. Maria ist eine Frau mit vielen Geheimnissen, denen ich ebenso erlag, wie du. Es war abenteuerlich, sich auf ihre Art einzulassen, sich ihrer Kontrolle hinzugeben." Rachel hört genau zu. Etwas überrascht scheint sie, aber lieber hört sie zu, als dumme, kindische Fragen über das vergangene Liebesleben ihrer Freundin zu stellen. "Ich konnte sie wochenlang nicht vergessen. Es zog mich zu ihr, wie eine Sucht, eine Droge. Ich wollte mehr, viel mehr. Ich wollte sie immer wieder spüren, egal welchen Preis ich zahlen müsste. Kraft hat es mich gekostet, ihr zu widerstehen und nicht dem Verlangen nachzugeben. Ich wusste, dass sie etwas an mir gefressen hatte, ich war kein billiges Spielzeug. Aber je mehr man sich ihr hingab, desto mehr versank man im Strudel, wurde aber gleichzeitig auch wieder unheimlich glücklich. Mit einem Tag auf den anderen, ließ es nach. Es war verschwunden. Ich stellte sie zur Rede, welchen Zauber sie benutze, welche Magie, welchen Trick. Ich habe nämlich noch nie gesehen, dass solch eine Abhängigkeit natürlichen Ursprung hat." Serena pausiert kurz, als denke sie darüber nach, was sie sagen wolle, ob das wirklich glaubhaft sei. "Was ist den, Serena? Was ist mit Maria", fragt sie ihre Freundin leise und schmiegt sich näher an sie. "Maria Ash ist kein Mensch." Es trifft Rachel wie ein Schlag ins Gesicht. Maria Ash ist kein Mensch? Was den bitte dann? Zombie? Ghul? Gestaltwandlerin? Vampir? "Serena? Wie kommst du bitte darauf? Sie soll kein Mensch sein?" Rachel ist natürlich etwas erbost. Maria ist eine Frau, die sie sehr schätzt. Wie kommt Serena auf solche Gedanken, auf so eine absurde Theorie? "Ich weiß, was du denkst. Wie kann ich nur so über Maria reden? Aber eins musst du darüber wissen. Sie hat es mir selbst verraten." Die Blicke der beiden sind ernst, Rachel schluckt schwer. War das wirklich ihr ernst? "Was ist sie?"
"Dies hat sie mir nicht verraten. Maria meinte nur, dass ihre Gestalt die ist, die wir sehen. Allerdings war ihre Mutter angeblich wie sie eine Menschenfrau, wie Maria. Aber sie war ein anderes Wesen, eines, dass recht unbekannt ist. Anscheinend sind die Echsenmenschen nicht die einzigen Lebewesen mit uns. Wer weiß, was hier noch so lebt." Rachel kaut auf ihrer Lippe nachdenklich. Es gibt keinen Grund, warum Serena lügen sollte, aber warum hat Maria ihr so etwas verheimlicht? Was ist der Grund dahinter? Was ist Maria? Magische Anziehungskraft auf eine Person, unglaubliche Schönheit und perfekte Eleganz. Da fallen ihr nur ein paar Wesen ein, von denen sie einmal gelesen hatte. Amazonen, Vampire, Sirenen oder Elfen würde ihr spontan einfallen, was auf Maria zutreffen könnte. Alle diese Wesen haben ihre eigene Art zu Leben, wirken aber in den verschiedensten Werken der Autoren allesamt ähnlich: Wunderschön mit einer magischen Anziehung der Menschen auf sie. Was auch immer Maria Ash ist, sie ist ein unbekanntes Wesen, welches Jägerin ist und dazu noch die Akademie der Hexen leitet. Wie Intelligent muss sie sein, um sich verbergen zu können vor dem Hexenrat? Welche Kräfte liegen hinter der Jägerin mit dem berüchtigten Ruf, die Beste der Besten zu sein? "Warum hat sie mir das nie verraten", fragt Rachel leise, etwas traurig. Wieso nicht? Vertraute Maria ihr nicht gänzlich? Eine Hand gleitet über ihre Wange und streichelt ihr Gesicht. "Sie vertraut dir und würde dich niemals hintergehen. Ihr selbst fällt es schwer, damit zu leben. Sie wäre gern menschlich, mehr wie wir, meinte sie einmal zu mir. Es fällt ihr sehr schwer, darüber zu sprechen, weißt du? Wie eine Last, die auf ihr ruht, verstehst du? Stell dir vor, wie es ist, ein Wesen zu sein, welches allein unter Menschen ist. Wie würdest du dich fühlen?" Rachels Gedanken strömen durcheinander. Maria. Nicht natürlich, allein, ein fremdes Wesen unter unzähligen Menschen. Sie kann den einsamen Schmerz nachvollziehen. "Sich verstecken zu müssen ist sicherlich nicht angenehm. Manchmal frage ich mich, wie stark Maria ist, rein emotional und seelisch gesehen, weißt du?" Serena streichelt weiter über die Wange ihrer Freundin. "Sie ist sehr stark, glaub mir. Ihre Schwächen zeigt sie nur sehr selten und sie wird diese weder dir noch mir noch jemand anderem entblößen, da bin ich mir sicher." Eine Weile sitzen sie schweigend da. Rachel kuschelt sich immer mehr an Serena, umarmt sie, als habe sie Angst, die rothaarige Frau mit dem Feuerelement zu verlieren, von welcher sie auch gestreichelt wird. "Serena?" Leise klingt Rachels Stimme, gefühlvoll. Sie hängt an dieser Frau einfach, mehr, als an Maria, dass ist ihr bewusst. "Was den, mein Naturwunder", betitelt sie die grünhaarige niedlich. "Warum sind eigentlich deine Augen immer so verletzt, Serena? Ich habe manchmal das Gefühl, als schaue ich in einen tiefen Ozean der Liebe und ein andern Mal für wenige Sekunden sehe ich diese Einsamkeit und den Schmerz. Ich habe ihn schon damals gesehen und sehe ihn heute immer noch. Was ist passiert?" Rachel schaut sie an, Serena kaut auf ihrer Lippe. Sie wirkt mit einem Mal angespannt und deutlich nervös. "Serena?"
"Rachel. Was ich dir jetzt erzähle, habe ich nicht einmal Maria erzählt. Ich vertraue dir und liebe dich. Du bist die erste Person seit langem, die mich von meinen Sorgen befreit hat, von meinen seelischen Wunden, die du heilst. Ich werde nicht unbedingt alles ausschmücken und dir mein ganzes Leben erzählen. Aber du hast gefragt, was mich belastet und ich werde es dir beantworten." Rachel war bereit zuzuhören, wobei sie es eigentlich doch nicht will. Sie hat nämlich das Gefühl, Dinge zu hören, die sie niemals hören will.

Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt