Maria sitzt in ihrem Büro am Schreibtisch, die Beine überschlagen. Sie korrigiert Leistungsmessungen des sechsten Jahrgangs. Einzig und allein ein klopfen an ihrer Tür bringt ihre Arbeit zum stoppen. "Die Tür ist offen. Herein", meint sie seelenruhig zu der unbekannten Besucherin. Sie schaut nicht auf, als die Tür geöffnet wird und sich wieder schließt. Die Schritte die sich ihr nähern benötigt sie gar nicht, sie weiß auch so schon, wer ihr Büro um ausgerechnet diese Uhrzeit betritt. Maria hat schon lange gelernt, die Aura von anderen Hexen wahrzunehmen. Selbst durch meterdicke Wände hindurch stellt dies für sie nicht einmal eine Herausforderung da. "Wie war dein Tag mit Madame Volkar, Rachel?" Die Feder, die mit Gedankenkraft die Arbeiten der Schülerinnen korregiert, wandert zurück in das rote Tintenfass und bewegt sich dann nicht mehr. "Sie ist zu alt", mault Rachel herum. Die Jägerin schafft etwas Luft zwischen sich und dem Schreibtisch mit ihrem Stuhl und lädt Rachel ein, sich auf ihren Schoß zu setzen mit leichtem klopfen auf die Oberschenkel. Die Einladung wird natürlich angenommen, wenn auch mit rotem Kopf und noch etwas schüchtern. Als sich Rachel auf Maria's Schoß gesetzt hat, wird ihr sofort durch die Haare gekrault. "Ich habe dich vermisst, kleine Rachel. Der Tag war viel zu lang." Maria küsst den Hals der Frau mit dem grünen Haar, welches immer noch wie die Natur strahlt und scheinbar nie an Glanz verlieren wird, wie die Frau, zu der die Haare gehören. "War er. Und er war eigenartig, Maria." Die Jägerin hört sofort auf, Rachel mit Küssen zu überhäufen und schaut interessiert drein. "Ist dir was merkwürdiges passiert? Oder hast du etwas nicht verstanden? Erzähl ruhig." Die angehende Hexe mit der Gabe der Naturkontrolle überlegt einen Moment, ehe sie Antwort gibt. "Wir haben heute über den Hexenrat und die Regierung unserer Welt gesprochen und ich habe mir viel notiert. Ich kam aus dem Lesen nicht mehr heraus. Dabei ist mir aber etwas eigenartiges aufgefallen, anscheinend fiel dies niemand anderem auf. Es gab immer nur weibliches Mitglieder des Hexenrats und sie verfolgten alle ähnliche Ziele. Sie haben die Mauer zu dem verbotenem Land immer weitet ausgebaut, immer mehr befestigt. Und es läuft immer nach einem gleichen Muster. Ist das alles Zufall oder ist an meinen Gedanken etwas wahres?" Rachel erschrickt, als Maria plötzlich sehr ernst sie anblickt. Im Kopf ihrer geliebten Klassenleiterin drehen sich mehr Räder, als man erahnen mag. Die Tür zum Büro schließt sich mit einem Klicken, um neugierige Zuhörer auszusperren. "Du bist Scharfsinnig, Rachel und das ist einer der Gründe, warum ich dich liebe. Aber um deiner Frage nachzukommen: Das Schwarze Land ist nicht nur Heimat von Betrügern und Wahnsinnigen. Der Zirkel der Dämonen lebt dort." Sie pausiert kurz und seufzt aus. Rachel schluckt schwer. "Der Zirkel hatte vor Jahren einen Krieg begonnen. Sie bestehen aus den mächtigsten Hexen und Zauberern. Ich habe damals einmal ein Mitglied des Zirkels gesehen. Ihre Fähigkeiten grenzen an absolute Zerstörung und ihre Macht ist unvorstellbar groß. Sie verschwanden eines Tages einfach und wir gewannen den Krieg. Bis heute weiß man aber nicht, ob sie tot sind oder immer noch leben. Ihre Ziele sind bis heute unklar, noch, wer der Anführer ist. Wir Jäger arbeiten mit dem Rat zusammen und sie haben Angst, Rachel. Und wenn der Hexenrat sich vor dem Zirkel der Dämonen fürchtet, weißt du ja, was für eine Bedrohung sie sind. Eines Tages tauchen sie wieder auf. Und noch etwas Rachel. Bisher gab es nur einen Hexenrat. Es sind seit Jahrhunderten die gleichen Hexen, die niemals sterben. Niemals. Aber warum, weiß ich nicht. Eines solltest du aber noch wissen: Niemand darf erfahren, was ich dir erzählt habe. Sage kein Wort darüber und äußere dich nicht zum obersten Hexenrat, nicht einmal zu mir. Ich will nicht, dass dir etwas passiert, Rachel. Deshalb darfst du mit keinem darüber sprechen, mit keinem!" Das muss die junge Hexe erst einmal verdauen. Da draußen gibt es also Leute, deren Kraft größer als die des obersten Rates ist. Beängstigend, sehr beängstigend. Was diese Leute wohl Vorhaben? Zerstörung ist unwahrscheinlich. Wenn sie so mächtig sind, wie Maria behauptet, dann könnten sie einfach alles vernichten. Was haben die vor? "Seid ihr Jäger ihnen gewachsen? Und warum darf ich darüber nicht reden?" Ist Rachel in etwas gestolpert, dass an Geheimhaltung grenzt? Warum? "Es gibt Dinge, die kann nicht einmal ich beantworten. Ich weiß nur, dass es strafbar ist und nicht fair verurteilt wird. Was genau sich der Rat dabei denkt, weiß ich nicht. Wir dürfen nur hier darüber reden. Das Zimmer ist sicherer als alles andere. Und zu deiner zweiten Frage. Wir Jäger sind sehr magiebegabt, aber es gibt kaum welche, die gegen den Zirkel ernsthaft wehren könnten. Serena, du und ich wären Beispiele für Personen, die eine Herausforderung eventuell darstellen, wobei wir wahrscheinlich gegen den Anführer trotzdem lächerlich aussehen würden." Ein kleines Puzzleteil setzt sich in ihrem Kopf zusammen, aber eine große Rätseltür steht vor ihr. Irgendetwas ist faul an der Sache. "Wir werden also eventuell abgehört, habe ich das richtig verstanden?" Rachel schaut Maria ausdruckslos an. "Nun, weder ja noch nein. Es ist verboten, aber unter bestimmten Bedingungen ist Spionage erlaubt, zum Wohle der Welt. Wie du siehst ist diese Welt in manchen Dingen denen der Menschen nicht unähnlich." Immer noch sitzt die junge Frau auf dem Schoß ihrer Geliebten. Sie ist fassungslos. "Maria? Was zum Teufel versteckt der Hexenrat?"
"Ich bin auch schon auf den Gedanken gekommen, Rachel. Du kannst in deiner Position nichts tun. Du müsstest schon Jägerin oder ein hohes Tier sein, um überhaupt an Gerüchte zu kommen und selbst das wird schon bestraft. Sei vorsichtig Rachel. Ich kann dich nicht immer beschützen. Also schweige bitte darüber und sprich mit niemandem darüber. Ich meine es verflucht ernst Rachel. Kein Wort, nicht eines. Und wenn dich jemand fragt, stell und verkaufe dich dumm."
Sie nickt als Antwort zuerst, bevor sie ihrer Liebsten antwortet. "Ich verspreche nichts zu sagen und auf mich aufzupassen. Sonst könnte ich auch nicht mehr bei dir sein." Ein Lächeln ziehrt Maria's Lippen, welche sie sofort auf die von Rachel legt, um sie zu küssen, natürlich mit Zunge, aber eher sanft und liebevoll, um ihre gemeinsame Zugehörigkeit zum Ausdruck zu bringen. Wenn sich beiden küssen, scheint die Welt zu verschwimmen, sie wegwehen, wie ein starker Tornado Häuser fortweht. Es gab nur sie beide. Nur sie. Rachel. Maria. Rachel und Maria.
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Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]
FantasyRachel war schon immer anders. Die Natur schien mit ihr zu reden, sie konnte Dinge verwandeln, ihre Haarfarbe ändern wie und wann sie wollte. Sie fühlte sich stets in der Welt der Menschen fremd und ist heilfroh, ihre zwölfte Klasse abgeschlossen zu...