Der Raum ist finster und düster. Kaum erkennt man die eigene Hand vor Augen und dennoch wagen sich die beiden jungen Hexen in die drohende Gefahr hinein. Beide bewegen sich still und leise, sodass man sie kaum hört. Der Raum scheint bis auf ein paar Fackeln an der Wand leer, wobei die Fackeln nur sehr schwaches Licht von sich geben. Für eine magische Welt mit dutzenden Möglichkeiten Licht zu kreieren, erscheint Rachel diese altertümliche Herangehensweise doch sehr ungewöhnlich. Hier wartet auf sie eine der mächtigen Hexen des Rats der Welt Meliodae. Ausgerechnet sie beide sollen gegen ein Ratsmitglied bestehen? Rachel und Serena behagt dies nicht wirklich, aber es ist nötig, seitdem sie Mias Weg eingeschlagen haben. „Duck dich", spricht Serena hastig zu Rachel, welche sich gar nicht ducken kann, da sie von jener Hexe mit dem roten Haar mit auf den Boden gerissen wird. Etwas zischt über ihren Kopf hinweg und knallt in die Tür, durch welche sie den Raum betraten. Nach kurzem Umsehen erkennen beide, dass eine metallene Waffe in der Tür steckt. Es ist eine Art metallene Ringwaffe, welche silbern glänzt und ziemlich scharf zu sein scheint. Rachel hatte in einer ihrer vielen Fantasygeschichten etwas darüber gelesen. Eiserne Drossel nennt man die Waffe, so glaubt sie zumindest. Aber was tut sie in diesem Raum? Wer hat sie geworfen? „Wie nett, dass Mia jetzt schon kleine Kinder auf die Schlachtbank schickt. Wollen wir etwas Licht in das Dunkel werfen?" Der Raum erhellt sich rasant, wobei es keine Lichtquelle zu geben scheint. Mit Sicherheit wurde dieses Licht künstlich erzeugt und lässt nun diesen Raum erstrahlen. „Wenn ich mich kurz vorstellen darf: Mein Name ist Tira, euer Todesengel. Lasst mich das hier mit euch schnell beenden, schließlich haben wir alle nicht sonderlich viel Zeit, oder?" Mitten im Raum schwebt Tira. Sie ist eine Frau mit kurzem, braunem Haar, kantigem Gesicht. Sie trägt einen scheinbar maßgeschneiderten Anzug und wirkt kühl mit gleichzeitig tödlicher Effizienz. Um sie herum schweben dutzende Eiserne Drosseln, welche eine Art Schild bilden und gleichzeitig auch ihre größte Waffe bilden. „Denkbar schlechte Karten habt ihr gegen mich. Wenn ihr abhaut, vergesse ich, dass ihr da wart. Ansonsten töte ich euch. Keine Sorge. Ich bin nicht so grausam wie Cissica und Elma. Ich töte euch rasch, um unnötige Risiken zu vermeiden. Wie lautet nun eure Antwort?" Die Antwort folgt schnell. Ein riesiger Feuersturn umgibt Tira, welcher von Serena entfesselt wurde, doch rasch wird dieser durch eine Welle Wasser hinweggefegt. Der Raum ist voller Dampf und erschwert jedem einzelnen die Sicht. „Mächtig und schnell. Wie ich es erwartet habe. Beenden wir das nun aber. Leider fehlt mir die Zeit, um mit kleinen Kindern zu spielen." Sämtliche Eiserne Drosseln fangen an zu rotieren und sich im Raum auszubreiten. Rachels Instinkt, Serena zu beschützen, lässt sie Speere aus Eis beschwören und schickt sie gegen die Bewaffnung, um die Rotation zu stoppen, doch scheitert sie, da jene Waffen durch die Kraft von Tira angetrieben werden. Serena bombardiert ihre Gegnerin und verfehlt, so scheint es zumindest. Teile der Decke lösen sich und bröckeln nieder. Das Tira sich davon nicht treffen lässt und diese einfach mit einem explosionsartigen Zauber zerstört, war ihr vollkommen klar. Sie hätte gedacht, durch die Brocken und zusätzliches Feuer auf die Waffen könnte sie das Eisen verformen oder zerstören, doch da versagt sie zu ihrem Leidwesen. Rachel und Serena werfen sich schnell auf den Boden, als eine Welle von Waffen auf sie zurast. Kurz stöhnt Serena vor Schmerz auf, als eine der Waffen Tiras ihren Arm streift und ihr eine blutende, brennende Wunde hinterlässt. Panisch eilt Rachel zu ihrer Liebsten, um ihr beizustehen, während die gebrauchten Waffen zurück zu ihrer Eigentümerin wie durch Zauberhand fliegen, um jene wieder in Flug zu umkreisen. „Das ist er Zirkel der Dämonen? Ich hatte euch für stärker und mächtiger gehalten. Vielleicht habe ich mich getäuscht. Ihr habt genau sechzig Sekunden, um euch zu verabschieden. Ich sehe, dass ihr euch liebt. Ich trenne euch nicht voneinander, ohne dass ihr euch nicht ordnungsgemäß verabschiedet. Ihr habt genau sechzig Sekunden, dann töte ich euch ohne ein Wort. Bis dahin schweige ich." Etwas klischeehaft kommt ihr dieser Moment vor. Wo ist nur der geheime Held, der sie beide im letzten Moment rettet? „Serena? SERENA", brüllt Rachel die Frau an, welche sie in ihren Armen hält. Schwer atmet Serena in Rachels Armen. Ihre Augen sind geschlossen und ihr Gesicht verfärbt sich käseweiß. Ob sie Rachel überhaupt hört, ist unklar, da sie keinerlei Reaktion zeigt. Die Herzfrequenz von Serena ist stark erhöht, ihr Atem ist schnell, hastig und ihr Körper fühlt sich kühl an. „Was hast du mit ihr getan?" Rachel weint und weint vor Schmerz. Von Tira bekommt sie keinerlei Antwort. Schließlich hatte sie selbst behauptet, eine Minute zu schweigen. Rachel wartet wie in einem Film auf Hilfe, in der man gerettet wird. Doch all ihr flehen, all ihre Gebete und all ihr weinen bewirken gar nichts. Serenas Zustand verbessert sich nicht, verschlechtert sich aber auch nicht wirklich weiter. Was soll sie tun? Gegen Tira hatte sie nicht den Hauch einer Chance! Sie würde hier mit Serena sterben. Eigentlich wollte sie nur ein glückliches, erfülltes Leben genießen mit ihrer Liebsten, ihrer Mutter und Maria sowie Sara und Jane. Das alles zerfließt gerade zwischen ihren Händen. Der Traum von einem Leben in einer magischen Welt zerplatzt. Sie fühlt deutlich, wie Magie gewirkt wird. Die Eisernen Drosseln drehen sich schnell und rasen von einer Sekunde auf die andere zu. In wenigen Sekunden würde sie wohl sterben, weshalb Rachel die Augen schließt und ihr Gesicht auf Serenas Brust vergräbt. Der Tod ist ein weiterer Weg und sie ist bereit, ihn zu beschreiten. Mia würde den Kampf mit Maria gewinnen, dass wusste sie. Aber ihr Kampf war vorbei.
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Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]
FantasíaRachel war schon immer anders. Die Natur schien mit ihr zu reden, sie konnte Dinge verwandeln, ihre Haarfarbe ändern wie und wann sie wollte. Sie fühlte sich stets in der Welt der Menschen fremd und ist heilfroh, ihre zwölfte Klasse abgeschlossen zu...