Akademie der Hexen - Kapitel 40

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"Überrascht?" Maria Ash grinst breit, als sich Rachel und Serena nebeneinander gesetzt haben. "Ich... hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass ihr beide privat zusammen eure Zeit verbringt." Rachel klingt etwas leise. Ein paar Meter neben ihrem Tisch landet ein brauner Schuh mit offenen Schnürsenkeln. Der Besitzer muss verflucht große Füße haben. "Aber genau das habe ich dir doch schon einmal gesagt, oder etwa nicht? Naja, ist egal. Jetzt sitzen wir hier. Was gibt es heute, Serena? Wie immer?" Maria ist locker wie immer. Die Schulter mit ihrem Tattoo einer Fledermaus ist freu, ihr Haar offen, ihre Ausstrahlung dominant, schön, heiß. Rachel liebt Serena und würde sich immer für diese Frau entscheiden, aber die Anziehungskraft von Maria auf sie ist unglaublich groß. Ihr zu Widerstehen ist ehrlich gesagt eine Herausforderung. Bilder beherschen ihren Kopf. Das gleiche ist ihr passiert, als sie mit Maria zusammen war. Sie stellte sich Serena vor und das nicht nur in einem ganz normalen Kuss. Und nun tauchen Bilder von Maria und ihr auf, wie sie sich küssen, gegenseitig zum stöhnen bringen. Scheiße Rachel. Was willst du eigentlich? Wieso hatte sie die Prüfung des Schicksals bestanden, wenn an ihr nun doch wieder Zweifel nagen? Wo soll sie bitte gereift sein? Toll, sie hatte mit beiden Frauen unglaublichen Sex, aber soll dies ihre persönliche Reifung sein? Nein. Warum hatte die alte Dame sie bestehen lassen? Welchen Grund hatte sie? Sie muss ganz genau gewusst haben, dass Rachel innerlich immer noch zerissen ist. "Ja, wie immer, Maria. Ich liebe dieses Getränk einfach. Wann gehen wir eigentlich mal wieder in den Park? Das Wetter ist doch schön." Rachel folgt dem Gespräch wieder. Sie beobachtet Maria und Serena, die sich unterhalten, als wären sie seit Jahren die besten Freunde. Irgendwie kommt sie sich fehlplatziert vor. Was will sie hier? Stört sie die beiden nicht sowieso schon genug mit ihren Selbstzweifeln und ihren Gedanken? Stört sie nicht die besten Freunde? Und was zur Hölle passiert mit ihr? So kennt sie sich gar nicht! Was geschieht hier nur? Ist es Maria, Serena oder etwas anderes? "Hmmm, klingt gut. Dir wird der Park gefallen, Rachel. Stell dir die reine Natur vor. Bäume, Insekten, Vögel, Hasen, Füchse und viele Wesen, die du gar nicht kennst. Es wird dir gefallen." Rachel lächelt etwas künstlich und versucht ihre Sorgen zu unterspielen. "Meinst du?" Maria nickt. "Natürlich. Er ist voller Leben. Es wird dir gefallen." Sie lächelt Rachel an. Dieses hübsche, liebevolle Gesicht zwingt Rachel dazu, wegzuschauen. "Ich wollte keine alten Wunden aufreißen, Rachel. Entschuldige." Serena schmiegt sich an Rachel heran. Die Frau mit dem grünen Haar kommt sich so dumm vor. Hier wird gelacht und gefeiert und sie verbreitet hier negative Stimmung. Sie fühlt die warmen Arme der Frau mit dem roten Haar und dem Feuerelement an sich. Die Hexe Rachel wird umarmt und an Serena gezogen. "Was hast du, Rachel. Ist dir das hier zu viel?" Serena klingt wahrlich besorgt. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt Rachel. Bevor sie antworten kann, wirft Maria Ash ihr Kommentar ein. "Ich kenne euch zwei ziemlich gut. Ich denke, deine Rachel ist immer noch zerfressen und weiß nicht wohin. Es ist schwer, zwei Frauen zu lieben. Ich spreche aus eigener Erfahrung." Serena schaut Maria verblüfft an. Warum könnte verschiedene Gründe haben. Sie widmet sich sofort wieder ihrer kleinen Rachel zu. "Willst du reden? Wir sind alle Freunde, Rachel. Wir drei halten zusammen. Ich habe mich am nächsten Tag nach unserem ersten Abend zwei Stunden mit Maria unterhalten. Wir sind ein Team, wir halten zusammen. Ist es, wie Maria es sagte? Fühlst du dich wegen uns geteilt?" Tränen fließen über Rachels Gesicht. Sie kneift die Augen zusammen und nickt stumm. Sie kann keine der beiden Frauen ansehen. Was baut sie nur für eine Scheiße? Sie rammt Maria ein Messer ins Herz und nun tut sie es wieder mit Serena. "Ich bin dir nicht böse, Rachel. Ich habe meine Schwächen, du deine. Bei dir ist es die kürzliche Trennung und unser zusammen kommen. Vielleicht ging das alles etwas zu schnell. Du konntest nicht nachdenken, nichts verarbeiten. Wie könnte ich dir das zum Vorwurf machen? Ich habe mich meinen Gefühlen hingegeben und bin weggerannt beleidigt, anstatt mit dir und Maria zu reden. Ihr seid die einzigen Menschen, die ich noch in meinem Leben habe." Während Maria den beiden aktiv zuhört, nimmt sie stumm die Getränke entgegen. Die Frau an der Bar bemerkte schon, dass die Situation angespannt war und ließ die beiden in Ruhe. Die Cocktails die mit einer Orange samt Strohhalm verziert waren, stellt Maria zwar auf den Tisch, hört aber den beiden wieder zu. Serena tröstet Rachel und wirft gleichzeitig einen Hilfe suchenden Blick Madame Ash zu, der neuen Schulleitung. Maria selbst schaut überlegt aus. "Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder du gehst mir aus dem Weg Rachel oder ich überlege mir mit Serena etwas. Eine Lösung, die uns allen passt und dir hilft." Rachel reißt die Augen auf und blickt zu Maria. Sie muss erbärmlich aussehen mit ihrem von Tränen benetzten Gesicht und ihrer traurigen Art. "Nein. Ich will euch beide in meiner Nähe. Ich will keinen von euch aus meinem Leben lassen!" Da ist Rachel entschlossen. Serena streichelt Rachel durch die Haare. Einzig und allein Maria versteht die unterschwellige Botschaft, die Rachel unbewusst von sich gegeben hat. Keinen von euch aus meinem Leben lassen, sagte sie. "Pass auf, Rachel. Tatsache ist, dass du eine innerlich sehr gefühlvolle und emotionale Frau bist. Genau das ist der Grund, warum ich  dich wollte, warum Serena dich will. Ich weiß nicht, ob du es jemals schaffst, mich loszulassen und ich will auch nicht eure Beziehung zerstören. Ihr gehört zusammen, dass ist Tatsache. Du hängst aber immer noch an mir, sehnst dich nach der Berührung." Serenas Blick verfinstert sich, doch Maria reagiert darauf schnell. "Du weißt es schon, seitdem Rachel dir hinterhergerannt ist. Sei froh, dass sie sich für dich entschieden hat, Serena. Aber sie kann einfach nicht loslassen. Du müsstest das eigentlich verstehen, von uns allem am meisten, nicht wahr, Serena Raven?" Irgendetwas deutete Maria damit an, etwas, was so tief in Serena liegt, dass ihr finsteres Gesicht verschwindet und sie komplett gefühlvoll werden lässt. "Du hast Recht. Ich kenne Rachels Gefühle nicht, aber ich verstehe es. Aber was soll ich tun, Maria? Ich liebe sie doch. Ich würde für sie sterben." Allein diese Worte berühen schon Rachels Herz. Serena sagt dies so voller Liebe, mit tausenden Gefühlen für sie. Warum kann sie Maria nicht loslassen? Ist es wirklich die Liebe... "Oder die Lust", beendet Maria Ash den gedachten Satz von Rachel. "Deinen Augen ist jede Silbe abzulesen. Wir oder du müssen dafür eine Lösung finden. Da du nicht Abstand nehmen willst, lasse ich mir etwas einfallen. Keine Sorge. Vertraue mir. Und ich werde in der Hinsicht auch mit deiner Freundin arbeiten. Es geht schließlich um dich." Rachel wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. "Womit habe ich euch beide verdient?  Ich schade euch doch nur." Serena schmiegt sich an Rachel heran. "Nicht mir. Du bist, wie du bist. Nichts und niemand ist perfekt, weder Maria, noch ich. Du wirst auch merken, dass wir zwei Makel haben. Dir scheint es zwar unglaubwürdig, dass wir nicht perfekt seien, aber lass dich nicht von unserem äußeren täuschen. Maria und ich haben auch unsere Schwächen. Die wirst du noch kennen lernen."
"Kopf hoch. Du bist stark, Rachel. Stärker als Serena und ich." Sie schiebt ihr einen Cocktail vor die Nase. "Versuchen wir, etwas gemeinsam zu entspannen. Probier mal. Kennst du sicher aus der Menschenwelt. Tequila Sunrise." Maria nimmt ihr Glas und trinkt aus ihrem rosafarbenem Strohhalm gemütlich ein paar Schlucke. "Ich werde dich immer lieben, Rachel. Ich werde dir helfen, so wie du mir geholfen hast. Vergiss das nicht." Rachel blickt Serena an und ist schon in einem einfachen Kuss auf die Lippen gefangen. Es war kein wilder Zungenkuss, sondern ein vertrauter, liebevoller Kuss. Rachel schließt die Augen  und genießt diesen Kuss. Maria verschwindet aus ihrem Kopf. Vielleicht ist das die Medizin, die sie benötigt, um Maria zu vergessen. Liebe und Zweisamkeit. Und sie würde Serena alles geben, was sie kann. All ihre Liebe und ihr Herz. "Endlich hast du es verstanden", flüstert Maria ganz leise zu sich selbst. Sie lächelt. Natürlich würde Rachel Maria nicht vergessen und die Anziehung würde noch eine Weile so bleiben, aber Serena hilft ihr. Zufrieden trinkt sie ihren Tequila weiter. Das ist die Zukunft, die sie sich für diese beiden Frauen gewünscht hat.

Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt