Akademie der Hexen - Kapitel 65

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Der Kampf beginnt relativ schnell. Baltasar greift wie befohlen in den Kampf ein, während der Rest auf ein Zeichen Mias wartet. Maria Ash ist außergewöhnlich still und wirft ab und an Blicke zu Rachel, welche deutlich mehr sagen, als man vermuten könnte. Auch Rachel schenkt ihr fühlende Blicke und fixiert die Augen der Schulleiterin. "Du kommst nicht über sie hinweg, oder?" Serena streichelt über Rachels Taille und blickt ihre feste Freundin an. "Es ist schwer, gleichzeitig zwei Menschen zu lieben. Maria... Wie kommt sie damit klar?" Schwer seufzt die Feuermagierin mit dem roten Haar aus. "Wahrscheinlich gar nicht. Sieh sie dir an, Rachel. Sie hat mit mir nicht darüber gesprochen, wie schwer es ihr nach der Prüfung fiel, dich gehen zu lassen. Du wärst heute noch immer mit ihr zusammen, wenn sie es gewollt hätte, doch wollte sie, dass du mir nachkommst und mich wählst. Hast du eine Ahnung, was das bedeutet? Die Liebe zu dir ist so groß, dass sie dich aufgab, damit du und ich gemeinsam glücklich werden. Ich bin mir sicher, dass ihre Liebe tiefer ist als es meine je sein kann. Maria ist einsam, wirklich einsam." Rachel blickt erst ernst zu Serena. Hatte sie gerade behauptet, dass sie weniger liebt, als Maria? Doch dann fällt ihr gleichzeitig ein, wie weich diese sonst kühle Frau wurde, wenn sie zusammen sind. Sie gab sich Rachel hin, wurde zu Wachs in ihren Händen und ruhte sich bei ihr aus. "Maria..." Gerade, als Rachel die Hand nach ihr ausstrecken will, unterbricht Mia sämtliche Gedanken. "Es geht los. Volle Konzentration. Das gilt auch für euch beide." Damit meinte sie wohl Maria und Rachel. "Dicht hinter mir bleiben. Erika übernimmt die Nachhut." Murrend stimmt jene zu. Eigentlich wollte sie an der Schlacht teilnehmen und alle Feinde zerstückeln, aber aus zukünftig politischen Gründen ließ dies Mia nicht zu. Schnell und leise folgen alle, im sicheren Abstand zur Schlacht. Rachel wirft einen kurzen Blick auf dieses Feld. Sie alle sind nur Figuren des Spiels, einfache Soldaten, die Mia auch mit einem einzigen Zauber auslöschen könnte. Ist dies Krieg um die Freiheit? Andere zu rekrutieren, um sie aufzustellen und sie wie Bauern auf einem Schachbrett zu opfern? Ist es das wirklich wert, sich die Freiheit mit dem Blut tausender zu erkaufen, die auf ihre Anführer vertrauen und auf eine bessere Zukunft hoffen? Es ist grausam, findet Rachel. Menschen werden ausgenutzt, bekämpfen sich und sterben. Rachel erinnert sich, dass Mia meinte, sie habe dies alles lange und weitsichtig geplant. Wenn man bedenkt, dass alles zu ihrer Zufriedenheit verläuft, fragt sie sich doch, was ihre Mama den für ein Mensch ist. Ist jene wirklich so gewissenlos, dass kein Opfer genug ist, um seine Ziele zu erreichen? Sie könnte in innerhalb weniger Minuten den Kampf beenden und einfach alle bewusstlos werden lassen, aber wieso muss es den der Kampf sein? Hinter sich hört sie Erika wüten. Natürlich bemerkte man die kleine Bande, welche auf den Turm des Hexenrats zurast. Und jeder, der sie entdeckt und attackiert, wird von Erikas Wahnsinn hingerichtet. Worauf hat sich Rachel eingelassen? Hatte sie einen Fehler begannen? Sie ist nicht länger Unschuldig, schließlich weiß sie, was hier geschieht und das bei vollem und klarem Bewusstsein. Sie könnte versuchen, es zu verhindern, aber der Preis wäre zu hoch. Sie hätte den Rat und Mia als Feind und dies wäre ihr sicherer tot. Ihr passt es nicht, dass dieser Krieg von den Starken gesteuert wird und die Schwachen sich unterzuordnen haben. Keineswegs ist sie Schwach, aber gegen die Mächte, die diesen Kampf in den Händen halten, ist sie vollkommen machtlos. Außerdem könnte sie sich niemals gegen ihre eigene Mutter stellen. So ziehen sie weiter. Der Turmeingang wird von etwa zwanzig hochrangigen Magiern bewacht, wie es scheint. Doch Mia scheint damit kein Problem zu haben. Noch bevor die Verteidiger handeln können, fallen sie einfach Tod um. Weder sind die verbrannt, noch eines natürlichen Elements gestorben. Doch wie kann das sein? Serena scheint die Gedanken Rachels von ihrem Gesicht ablesen zu können. "Todesmagie. Sehr finster, sehr dunkel und vor allem verboren. Manchmal musst du wissen Rachel, dass endgültiger Frieden nur durch Tod erkauft werden kann. Erinnerst du dich an meine Geschichte? Nur durch meine Magie kam ich an Freiheit. Es forderte Tote. Ich glaube kaum, dass deine Mutter sich daran erfreut, alle Menschen zu opfern, die ihr Vertrauen. Frieden erfordert immer Opfer. Sieh dir den Verlauf der Geschichte an. Jeder Friedensvertrag ist mit hunderten oder abertausenden Toten verknüpft. Dir gefällt das hier nicht, Liebste Rachel, dies weiß ich. Aber es gibt nur einen Weg. Und egal ob du Krieg oder Frieden wählst: Beide Wege sind auf ihre Art und Weise mit Blut bemalt." Der Weg zum Turm ist frei und Rachel bleibt nichts anderes, als tief durchzuatmen. Serenas Worte erscheinen logisch und sie gibt ihrer festen Freundin recht. Dennoch behagt ihr der Gedanke immer noch nicht, zukünftig Blut an ihren Händen kleben zu haben. "Du bleibst vor dem Eingang, Erika. Jeder wird getötet, der in dieses Gebäude will und unser Feind ist, verstanden?" Mias Befehlston ist grob und duldet keinen Widerstand. Die sadistische Frau nickt und lächelt kurz Maria verliebt an, welche ihr aber nur ein freundliches Lächeln schenkt. "Maria kennt ihr Aufgabe. Rachel und Serena? Ihr folgt mir auf Schritt und Tritt. Fasst nichts an, berührt nur das, was ich berühre. Lasst euch nicht täuschen und bleibt Aufmerksam. Und jetzt kommt." Mia sprengt mit einem riesigen Feuerball die Tür auf und betritt den Turm, gefolgt von Maria, Serana und Rachel bildet das Schlusslicht. Rachel ist klar, auf welche beiden Kontrahenten sie hier treffen würde. Sie betet zu Gott, dass sie hier alle lebendig wieder herauskommen.

Akademie der Hexen | girlxgirl [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt