Akademie der Hexen - Kapitel 39

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Es war das erste Mal, dass Rachel in der Hauptstadt der gleichnamigen Welt Meliodae ist. Serena beherrscht die Teleportation ebenfalls, wie Maria. "Das wird dir gefallen heute. Vertraue mir." Als ob Rachel Serena nicht vertrauen würde. Es ist der Tag nach ihrem ersten, gemeinsamen Mal. Rachel hatte sich schon die schlimmsten Szenarien ausgemalt, aber Serena ist richtig glücklich, sie blüht auf, voll und ganz. Sowie Rachel Blumen zum blühen bringt, bringt sie anscheinend auch die Frau mit dem roten Haar zum blühen. Die kleine Überraschung ist Serena eigentlich schon gelungen. In die Stadt zu gehen ist schon toll genug, aber was für eine Überraschung hatte sie nur parat. Beide gehen sie durch die Straßen und Rachel schaut sich überrascht um. Sie hatte sich eine Hexenstadt immer anders vorgestellt, wie in einem Märchenbuch. Kleine Hexenhütten mit maximal zwei Stockwerken, ein bisschen altmodisch, okkult vielleicht. Doch irgendwie wirkt hier alles menschlich. Häuser an Häuser, Hochäuser, aber alles wirkt magisch. Auffällig ist, dass es jede Menge Galbis gibt. Straßenschilder, die sprechen und sich bewegen, lebendige Bushaltestellen  und viele mehr. Die Stadt scheint davon zu leben und mit ihnen zu leben. Ein Leben ohne die Galbis scheint ziemlich schwierig. Woher kamen sie gleich nochmal? Wer entschied dies gleich? Wie entstanden gleich Galbis? "Hey. Wir sind da, Rachel." Da wird die junge, grünhaarige Frau aus ihren Gedanken gerissen. "Wo? Was? Entschuldige. Ich war in Gedanken, Serena." Diese lächelt sie an, liebevoll. Sie stehen beide vor einer Tür. Die Innenschrift und damit der Name dieses... Gebäudes, welcher in goldenen Buchstaben auf der Tür leuchtet, lautet "Glitzernder Topf." "Serena? Wo gehen wir genau hin?" Von außen betrachtet kann man keinen Blick hinein werfen. Es wirkt beinah schon richtig gruselig. Ein Haus ohne Fenster. Wie soll man dort bitte lüften und für frische, angenehme Luft sorgen? Was ist das für ein zwielichtig aussehendes Gebäude? "Och du." Serena lacht kurz herzlich und offen, wie sonst nie innerhalb des Schulgeländes. "Lass dich überraschen. Sagen wir einfach, dass ist ein Ort, an dem wir unsere Ruhe haben." Rachel wollte schon widersprechen, aber da klopft Serena schon an die Tür. Zwei mal lang, drei mal kurz, fünf mal lang. Natürlich registriert Rachel das. Wohl eine Art Geheimcode oder so ewtas in dieser Richtung. "Das erste Mal, als sie mich hierhergeführt hat, habe ich genauso misstrauisch geschaut, wie du. Ich dachte, dieser Laden sei kriminell, voller Abschaum. Zugegeben geht es hier manchmal ganz schön rau zu, aber im Grunde ist das hier drin meistens wie eine kleine Familie." Serenas Freundin wollte nachfragen, wer den genau ihr diesen Ort das erste Mal gezeigt habe, aber da öffnet sich schon die Tür. Ein Mann öffnet die Tür, locker zwei Meter groß, breit, muskulös gebaut, furchteinflössend. Er grummelt zuerst und streicht sich durch sein kurzes, wirres schwarzes Haar, ehe er Serena scheinbar erkennt. Er spart sich die Begrüßung und schaut direkt zu Rachel. "Kennst du die mit den grünen Haaren", fragt er Serena in recht rauen, beinah schon abwertenden Tonfall. Scheinbar mag er keine Unbekannten, keine Neulinge. "Sie ist meine Freundin und kennt sie sehr gut." Der Mann nickt kurz. "Wie heißt du?"
Rachel schluckt schwer. Die Größe und sein Körperbau samt seiner recht finsteren Ausstrahlung verängstigt sie schon ein klein wenig. "Ich b-bin R-Rachel", stottert sie. Die feinen, kleinen Härchen auf Rachelss Haut richten sich auf, Gänsehaut überkommt sie. Serena scheint ein größeres Gespür zu haben, als Rachel dachte. Ohne hinzusehen, tritt die rothaarige Frau näher an sie heran, legt einen Arm um die Hüfte von Rachel, um ihr wärme zu geben, Sicherheit. Dinge, die sie von Rachel bekommt. Der erste Mensch, der diese Gefühle ihr aus reinem Herzen und Ehrlichkeit gibt, aus reiner Liebe. "Willkommen im "Glitzernden Topf, Rachel. Der übliche Platz wie immer, Serena." Er wendet sich dann ab, redet hintereinander, als wolle er Gespräche so schnell wie möglich abarbeiten. Möglicherweise hat der Kerl doch etwas mehr zu tun oder er erachtet das Reden mit Leuten vor der Tür als reine Zeitverschwendung. "Er kann ziemlich beängstigend wirken. Im Grunde ist er aber ein ehrlicher Kerl. Du wirst es hier lieben, Rachel. Ich bin mir sicher." Ein warmer Kuss drückt sich auf Rachels Wange wieder, warm, zärtlich, aber mit einer heißen Liebe, die so groß wie das Feuer scheint, welches Serena wahrscheinlich besser kontrolliert, als sie es zeigt. "Komm rein, Rachel. Es wird Zeit, dass wir unser kleines Grüppchen vergrößern." Über die Verniedlichung muss sie dann doch etwas grinsen. Vor allem, weil sie immer noch nicht glaubt, dass Serenas Herz tief scheint. Rachel will unbedingt erfahren, was mti Serena passiert ist. Ja, Serena liebt sie und sie liebt Serena. Es scheint aber, dass ihr Leben vorher ein Scherbenhaufen war, dunkel, zerbrochen, ohne Aussicht auf Licht. War sie es wirklich, die Serena in das Licht zog, die ihr zeigt, dass es mehr gibt, als nur Schatten und Verrat? Ihre Gedankengänge werden rasch unterbrochen, als eine Flasche an ihrem Kopf haarscharf vorbeifliegt. "HEY! Nochmal und ich werde dich raus. Wenn die Person dir nicht passt, prügelt euch draußen, klar?" Der strenge Mann, den Rachel schon mit Gänsehaut kennen lernen durfte, scheint hier eine Art Aufpasser zu sein, ein Rauschmeißer und für Ordnung zu sorgen. Rachel schaut sich neugierig um. "Das ist ja eine Kneipe. Und hier geht es ja zu wie in den Filmen, die im Wilden Westen spielen", bemerkt Rachel überrascht. Der Glitzernde Topf ist hübsch eingerichtet, weitläufig, breit. Es gibt genug SItzmöglichkeiten mit Polstern. Die Tische sind aus edlem Holz und sehen hochwertig aus. Zu gerne wüsste sie, welches Holz dies ist, aber mit sowas will sie hier keinen belasten und von so etwas hat sie nun auch nicht wirklich eine Ahnung. Sie betrachtet nun wieder den Raum als ganzen. Es ist unmöglich zu schätzen, wie viele hier Platz haben. Links stehen viele Tische, rechts ebenso und mittig gibt es eine Bar. Die Frau an der Bar sieht auch nicht gerade so aus, dass man sich mit ihr anlegen sollte. Ihr Haar ist lila. Auf der linken Seite sind ganz kurze Haare, rechts sind sie lang. Ein Nasenpiercing und eine Menge Tattoos zeichnen ihren Körper. Als Rachel gerade an diese Frau denkt, schaut sie auf. "Das übliche", ruft sie Serena mit leicht tiefer Stimme zu, zumindest für eine Frau. "Ja. Dreimal bitte. Habe meine Freundin mit!" Serena und die Frau, welche an der Bar arbeitet, brüllen sich gegenseitig zu. Nicht, weil sie so weit auseinander stehen, sondern der Lärm hier drin ist so laut, dass sie sich anbrüllen müssen. Hier und da wird gelacht, dort sind welche angetrunken, dort wird mit Karten gespielt. Rachel erblickt auch eigenartige Gestalten in Mänteln, die miteinander tuscheln. An einem anderen Tisch erblickt sie... Ihre Hände klammern sich an Serena. "Heilige... Serena! Das sind ja Echsen!" An einem Tisch erblickt sie Echsenmenschen, wie aus den Büchern, wie aus den Filmen, wie aus den Videospielen. Aufrecht gehende Geschöpfe mit schuppiger Reptilienhaut. Diese unterscheidet sich aber bei jeder der fünf Echsen, die sie erblickt. Eine ist grün, die andere hat eine purpurfarbene Haut, die nächste eine gelbe. Die anderen beiden erkennt sie nicht, da sie Rüstungen tragen. Silber, hell strahlend. Serena lacht wieder, herzlich, lebensfreudig. "Diese Welt teilen wir mit den Echsenmenschen. Ein kriegerisches Volk. Sie sind mit uns die dominierenden Lebewesen dieser Welt. Es gibt Gerüchten zufolge noch andere Rassen, klein, kaum bekannt, aber niemand konnte das bisher bestätigen. Die Echsen stehen mit uns im regen Handel und im Bund. Wir lassen sie in Ruhe und sie uns. So läuft das. Nicht gerade die feine Art, aber unsere beiden Arten werden sich auf kurz oder lang nicht verstehen. Und jetzt komm, Liebste." Sie zerrt Rachel zu einem Tisch, weit hinten links in einer Ecke, wo man ganz ungestört sein kann. Dort angekommen, erstarrt sie. Ihre Augen blicken diese Frau immer noch verliebt an, obwohl sie weiß, dass aus ihnen nie wieder etwas wird. Kurz flammen die Augen der blonden Frau, die auf Serena und Rachel gewartet hat ebenfalls auf, aber sie strahlen dann einfach nur freundlich. Rachel hätte mit Serenas kleiner Gruppe gerechnet, die sie um sich geschart hat, als Schutzschild vor neugierigen Fans. Doch ausgerechnet sie hatte sie trotzdem nicht erwartet. Das kann kein Zufall sein. Ist es Schicksal, was die drei verbindet? Sie? Serena und Maria Ash?

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