Kapitel 1

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Jinxy POV.

Ein Schlag, dann ein zweiter. Beide trafen mich ins Gesicht. Ich spürte, wie die Haut an meiner Lippe und unter meinem Auge riss. Heißer, eiserner Blutgeruch lag in der Luft, als ich einatmete. Jemand schrie. Ich. Es war mein eigener, hoher Schrei voller Angst und Schmerzen. Ich wich Schritt für Schritt zurück, während ich mir die Hände vor das Gesicht hielt. Das rote Blut verteilte sich dadurch auf meinen Händen und in meinem ganzen Gesicht. Tränen vermischten sich mit der dickflüssigen Masse und tropften in meine Wunden, was sehr stark brannte.

Mein ganzer Körper war am zittern und gleichzeitig am schwitzen vor lauter Panik. Immer noch sah ich vor mir die Blutlache und den Körper, der darin lag. Still, keinerlei Bewegung, nicht mal ein Atemgeräusch. Absolut nix. In diesem Raum befanden sich nur zwei lebende Personen. Ich, und ein älterer Mann. Seine leuchtend gelben Augen strahlten Mordlust und Kälte aus. Schon damals, als ich das Licht der Welt erblickte, waren seine Augen voller Wut und Kälte. Doch jetzt waren sie nur noch kälter als zuvor und gleichzeitig brannten sie vor lauter Wut.

Mein Herz raste schnell in meiner Brust und ich spürte, wie etwas in mir aufstieg. Wut? Trauer? Angst? Nein. Es war keines dieser Gefühle. Es war ein neues Gefühl. Etwas, was ich überhaupt nicht kannte. Meine Adern füllten sich mit Adrenalin und etwas anderem. Meine rechte Körperhälfte fühlte sich unglaublich heiß an, aber es tat nicht weh. Meine linke Seite hingegen kribbelte und mein Arm zuckte immer wieder. Orangenes und helles, blaues Licht erfüllten den Raum. Ich begriff nicht, woher es kam. Dieser Raum war dunkel. Es gab keine Lichtquelle. Und trotzdem waren diese beiden grellen Lichter da.

Ich konnte meinen Kopf aus Angst nicht bewegen, hatte die Augen nur auf ihn gerichtet. Er kam immer näher. Sein Gesicht strahlte keinerlei Gefühle aus. Nur seine schwarzen Hände hoben sich und erschufen zwei Löcher, eines hinter mir und eines wenige Meter vor mir. Ich zitterte sofort noch mehr. Mein Kopf hob sich automatisch zu ihm. Ohne, dass ich es beabsichtigte, hob ich langsam meine leuchtenden Hände. Immer noch begriff ich nicht, woher das seltsame Licht kam. Der Mann ging in die Knie, bereit zu springen. Sein kalter Blick galt mir. Sein Hemd war mit Blut bespritzt. Das Blut meiner Mutter....

Ein leises, krächzendes Lachen ertönte, welches nach und nach immer lauter wurde. Ich zuckte heftig zusammen, meine Tränen strömten ununterbrochen über meine Wangen, die mittlerweile beide blutig waren. Er sah mich kalt an und spannte seinen ganzen Körper an. ,, Egal wohin du läufst.... Egal wo du dich versteckst. Ich werde dich finden. Und eines Tages, werde ich dich töten!," sagte er. Im gleichen Augenblick, weniger als eine Millisekunde nach seinen Worten, sprang er mit ausgestreckten Händen auf mich zu. Ich wusste nicht wie mir geschah. Mein Körper reagierte von ganz allein. Mein Herz raste schneller und meine Arme schossen in die Höhe, ehe ein noch grelles Licht den Raum erfüllte, orange und eisblau. Blitze und Feuer wirbelten durch die Luft und ein einziger Schrei zerteilte das Knistern des Feuers und das dröhnen der Blitze.

,, Bleib weg von mir!!"

Schweißgebadet schoss ich aus dem Schlaf und krallte mich instinktiv in die Decke. Mein Herz raste schnell in meiner Brust und meine Gliedmaßen fühlten sich taub an. Ich versuchte meinen Atem zu beruhigen und legte eine Hand zitternd gegen meinen Brustkorb. Ich sah mich um und erkannte nach und nach die Wände meines Zimmers, den Kleiderschrank, mein schwarzes Bett und meinen Schreibtisch. Erleichtert atmete ich tief durch und schaute zu dem Wandspiegel rechts von meinem Bett.

Ich betrachtete mich selber, so wie jeden Morgen, wenn ich aufwachte. Meine Haare waren zottelig, mein Trägertop rutschte über meine eine Schulter. Ich seufzte und meine Hand wanderte ohne, dass ich es wollte, zu meinem Gesicht. Langsam strichen meine Fingerkuppen über die beiden Narben. Die eine an meiner Oberlippe, die andere unter meinem Auge. Die Haut fühlte sich dort erhoben und ungleichmäßig an und war etwas dunkler, als meine Haut. Ich seufzte leise und ließ den Kopf hängen. Bis heute verfolgten mich diese Bilder aus meiner Vergangenheit noch. Und obwohl ich alles daran legte, sie zu vergessen.... Ich konnte es nicht. Und etwas in mir wollte es auch nicht vergessen.

Ich schwang meine Beine aus dem Bett und stand langsam auf, dann lief ich auf mein Fenster zu und zog die schwarzen Gardinen zur Seite. Meine Finger glitten über den samtigen Stoff und ich schaute nach draußen. Die Sonne schien, auf der Straße spielten zwei kleine Kinder und ein Vogel auf dem Kirschbaum gegenüber von mir sang sein Morgenlied. Ich schaute auf den Wecker. Neun Uhr Morgens. Es war Sonntag. Und doch fühlte mein Körper sich an, als wäre ich gerade einen Marathon im Sportunterricht gelaufen. Ich wohnte alleine obwohl ich erst sechzehn Jahre alt war. Eine Familie hatte ich nicht mehr.

Meine Mutter war tot, meine Schwester lebte am anderen Ende von Japan und war eine erfolgreiche Profiheldin. Ich sah sie sehr selten. Nur an meinem Geburtstag kam sie extra vorbei. Ansonsten sah ich sie nur in den Nachrichten, wenn sie mal wieder einen Schurken hinter Gitter gebracht hatte. Sie war sehr stark. Ihre Macke war Lichtblitz. Eine recht häufige, eher schwache Macke. Aber ihr Kampfstil und ihre Schnelligkeit machten sie zu einer starken Heldin. Und mein Vater..... Meine Lippen kräuselten sich automatisch und ein Knurren rumpelte in meiner Kehle, als ich erneut über die Narben in meinem Gesicht fuhr. Was mich anging, hatte ich keinen Vater mehr. Und ich hasste es, ihn so zu nennen. Ich hasste allgemein den Fakt, dass er mich in diese Welt gesetzt hatte.

Ich schaute auf meine Hände. Meine Macke kam erst sehr spät zum Vorschein. Auch, wenn sie schon vorhanden war, als ich geboren wurde, so zeigte sie sich erst zum ersten Mal, als mein Vater mich angriff. Ich erinnerte mich an den Moment, wo ich meine Arme hochriss und Blitze und Flammen durch die Luft wirbelten. Meine linke Seite kontrollierte Blitze, meine rechte hingegen Feuer. Es war eine extrem seltene Kombination. Nur ich und ein Profiheld beherrschten sie. Und der Profiheld, war mein Urgroßvater, der schon lange tot war. Ermordet, genau wie meine Mutter, von meinem eigenen Vater.

Ich hob entschlossen den Kopf und ballte meine Hände zu Fäusten. Meine Vergangenheit durfte mich nicht kontrollieren. Ich musste nach vorne blicken. Genau das hatte meine Mutter zu mir gesagt, bevor sie ermordet wurde. Ich zog mich an und betrachtete mich im Spiegel. Morgen war mein erster Tag, an der neuen Schule. An der UA. Ich hatte mich recht spät beworben, da ich vorher auf eine andere Schule ging. Aber wegen Mobbings, musste ich wechseln. Und ich wusste endlich, was ich werden wollte.

Ich wollte eine starke Heldin werden. Nicht nur, um den Tod meiner Mutter und meines Urgroßvaters zu rächen, sondern um alle Menschen da draußen zu beschützen. Vor Katastrophen, vor Schurken.... Vor allem. Von meinem Vater hatte ich nix mehr gehört, seit ich mit sieben Jahren abgehauen war und die Hütte brennend zurückgelassen hatte. Doch etwas in mir wusste, dass er eventuell noch nicht erledigt war. Sicher war ich mir dabei nicht. Aber bei einer Sache war ich mir sicher.

Wenn er wirklich noch da draußen sein Unwesen treiben sollte, würde ich eines Tages ihm gegenüber stehen und ihm zeigen, dass er sich mit der Falschen Person angelegt hatte!

You're my Hero / My Hero Academia FanFicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt