Kapitel 5

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Sketch POV.

Ich schaute immer wieder besorgt zu Jinxy rüber, die neben Denki herlief, um das Schulgelände zu verlassen. Sie verhielt sich seit einigen Tagen seltsam und heute hatte sie sogar in der Schule geweint. Ich ärgerte mich immer noch darüber, dass ich nicht bemerkt hatte, wie scheiße es meiner besten Freundin ging. Ich seufzte leise und schaute mich um. Die Abendsonne tauchte das Schulgebäude in ein feuerrotes Licht. Normalerweise fand ich so etwas extrem schön, aber in diesem Moment, verabscheute ich es einfach nur.

Woran auch immer es lag.... Ich drehte nur knurrend den Kopf weg und starrte auf die roten Pflastersteine vor mir. Ich achtete gar nicht mehr auf meinen Weg, weshalb ich gegen Katsuki rannte, der aufgeholt hatte, um an mir vorbeizugehen. Sofort funkelte er mich angepisst an. ,, Achte auf deine Füße!" Ich zuckte nicht einmal zusammen, sondern schaute ihn nur trotzig an. Ohne etwas zu erwidern, lief ich schneller und entkam so seinem perplexen Blick. Ich kniff nachdenklich die Augen zusammen, während ich in die Bahn stieg. Jinxy hatte plötzlich extrem eingeschüchtert gewirkt.... Eijiro hatte sie zurück in die Klasse gebracht und uns nicht verraten, um was es ging.

Dass sie es nicht einmal mir erzählte, beunruhigte mich zutiefst. Ich wusste, dass sie eine schwere Vergangenheit hatte und sie nur langsam aus den Erinnerungen hervorkam. Nicht nur sie litt unter den Folgen eines traumatischen Ereignisses. Auch ich hatte eine scheiß Vergangenheit gehabt. Ich lehnte mich etwas gegen die Wand der Bahn, als sie losfuhr und schloss die Augen. Als ich klein war, wurde ich von meinen Eltern geschlagen. Grundlos, jeden Tag aufs neue. Und als ich elf war, wurde ich mehrfach missbraucht. Erneut lief mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran zurückdachte. Es war nie bis zum Geschlechtsverkehr gekommen, zum Glück.... Aber allein die gierigen Berührungen und Blicke damals, hatten mich in ein tiefes Loch gerissen. Sobald mich jemand ungefragt anfasste, bekam ich Panik und schlug sofort zu.

Oftmals wollte ich das selber nicht tun, aber mein Kopf und mein Körper arbeiteten seit diesem Ereignis nicht mehr miteinander. Daher sprach ich auch immer meine Gedanken laut aus oder mein Körper bewegte sich von ganz alleine. Ich konnte es nicht mehr kontrollieren. Mit vierzehn Jahren war ich dann abgehauen und lebte seitdem auf der Straße. Keiner wusste davon. Nicht einmal Jinxy wusste von meiner misslichen Lage. Ich hatte es ihr mehrfach erzählen wollen, aber ich hatte zu große Angst vor ihrer Reaktion. Sie würde niemals mit einer Obdachlosen weiterhin befreundet sein wollen. Eine, die um zu überleben klauen und betteln muss, in einer Seitengasse bei jedem Wetter unter einem Stück Plane mit einem kaputten Einkaufswagen hockt..... Auch, wenn wir uns seit der Grundschule kannten, so konnte ich ihr dieses Geheimnis nicht anvertrauen.

Zumindest noch nicht. Vor fast einem Jahr, brach unser Kontakt ab. Ich hatte mich wegen meiner Lebenssituation nicht mehr mit ihr treffen wollen, damit sie nicht sah, wie scheiße mein Leben momentan lief. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die Bahn bremste und die Türen aufgingen. Ich realisierte erst nach einigen Sekunden, dass dies meine Station war. Blitzschnell quetschte ich mich noch durch die sich schließende Tür hindurch und atmete die Abendluft ein. Auch, wenn es Sommer war.... In Japan waren die Nächte nicht sonderlich warm, oder zumindest nicht allzu oft. Und ausgerechnet heute Nacht, sollten die Temperaturen von 28 auf 2 Grad fallen. Ich hatte schon einiges überstanden, aber vor einigen Monaten hatte ich meinen alten Platz und die warmen Decken zurücklassen müssen, da mich die Polizei erwischt hatte.

Ich krallte meine Finger leicht in die Lasche von meinem Rucksack und schaute mich prüfend um, um sicher zu gehen, dass mir keiner folgte. Als keiner zu sehen war, quetschte ich mich in eine Seitengasse und stieg über einige Abflussrohre hinweg. Ja, es gab schönere Seitengassen. Aber da hingen immer die Kiffer und die Schwerverbrecher ab. Diese Gasse kannte nur ich. Ich verengte die Augen zu winzigen Schlitzen und bog in eine weitere Gasse ab, dann nochmal und blieb stehen. Seufzend ließ ich meinen Rucksack sinken und starrte auf meine kleine Unterkunft. Die Plane war halb zerrissen und flatterte in der leichten Brise ein wenig. Sie würde mir keinen Schutz vor der Kälte bieten.

Frustriert ließ ich mich sinken und starrte in den Himmel, wo die Sonne langsam versank. Die ersten Sterne zeigten sich und funkelten hell, was mich leicht zum lächeln brachte. Ich legte mir eine dicke Decke um, wusste aber, dass sie mich bei 2 Grad auch nicht warm halten würde. Schon jetzt bildete mein Atem kleine Wölkchen in der Luft und ich fror leicht. Sofort schlang ich die Decke dichter um meinen Körper und lehnte mich an der Wand an. Dann schloss ich meine Augen, um mich zu entspannen. Ich atmete tief ein und kam gerade zur Ruhe, dann ertönte ein lautes Scheppern. Alarmiert fuhr ich hoch und schaute mich wachsam um. Meine Beine waren sprungbereit angespannt und ich griff hinter das Rad des Wagens, um mein Taschenmesser zu zücken.

Eine Person stolperte aus der Finsternis heraus und hielt sich das Knie. ,, Verdammte Scheiße!," fluchte er, dann flog sein Blick zu mir und er verstummte sofort. Mein Herz setzte für eine Sekunde aus, als ich Katsuki erkannte. Wir starrten uns gegenseitig total überrumpelt an, bis ich lauthals das Schweigen brach. ,, Was willst du denn hier?!" Katsuki knurrte leise und hob seine Hand, in der sich mehrere Bücher befanden. Meine Bücher. ,, Wo hast du die her?!," wollte ich sofort wissen. Er schaute mich kalt an. ,, Als du aus der Bahn gesprungen bist, hat die Tür deinen Rucksack leicht eingeklemmt und du bist einfach weitergelaufen. Dadurch ist die Tasche gerissen und alles ist rausgefallen.," erklärte er widerwillig.

Dann schaute er sich um. ,, Ich bin der Spur bis hierher gefolgt und bin dann gegen ein scheiß Rohr gedonnert." Sein roter Blick fiel wieder auf mich und seine Gesichtszüge verhärteten sich. ,, Aber was machst du hier? Solltest du nicht Zuhause sein? Es wird heute Nacht arschkalt." Ich fauchte ihn leise an. ,, Ach echt? Sag mir lieber etwas, was ich noch nicht weiß!," blaffte ich und drehte den Kopf weg, um seinem starren Blick auszuweichen. Katsuki knurrte leise und legte meine Sachen ab. ,, Erzähl du mir lieber, warum du in einer Seitengasse hockst, Einhornkotze!" Ich wurde kaum merklich rot, als er mir einen Spitznamen gab. Jetzt waren wir quitt. Seit ich ihn das erste Mal gesehen hatte, nannte ich ihn Kelloggs. Warum auch immer. Ich fand es einfach lustig.

Ich schnaubte leise auf und zog die Decke noch dichter an meinen Körper. ,, Ich lebe hier. So, jetzt nerv nicht, sondern verpiss dich, Kelloggs.," erwiderte ich mürrisch. Er sah mich schweigend an und für einen Moment glitzerte Mitgefühl in seinen roten Augen auf, dann knurrte er leise und seine Augen wurden wieder leer. ,, Und du willst allen Ernstes bei 2 Grad hier draußen pennen? Also, ich habe ja geglaubt, dass Deku lebensmüde ist, aber du bist ja noch viel bekloppter als er!," knurrte er. Ich fauchte ihn sofort an. ,, Was soll ich denn sonst machen du Arsch?!," entgegnete ich sauer.

Katsuki erhob sich urplötzlich und streckte mir seine Hand entgegen. Verwirrt schaute ich zu ihm hoch. ,, Du pennst heute Nacht bei mir.," knurrte er. Ich wollte sofort widersprechen, aber er funkelte mich warnend an und schnitt mir das Wort ab. ,, Keine Widerrede! So eine kalte Nacht überlebst du hier draußen nicht mit so einer Decke und so einem Versteck. Außerdem ist deine Tasche im Arsch und dein Magen knurrt die ganze Zeit." Ich starrte ihn immer noch perplex an und hielt mir den knurrenden Bauch. Es stimmte, ich hatte seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Zögerlich legte ich meine Hand in seine und wurde von ihm ruckartig auf die Füße gezogen.

,, Wieso hilfst du mir? Dir könnte es doch egal sein, was mit mir ist. Bei den anderen juckt es dich doch auch nicht.," sagte ich und schaute ihn an. Er knurrte mich leise an. ,, Stimmt, es könnte mir egal sein. Aber du bist dreckig, hast Hunger, dir ist kalt und ohne ein Bett überlebst du diese Nacht nicht. Was du nach heute Nacht tust ist mir sowas von gleichgültig. Aber heute Nacht wird es sehr kalt. Und ich habe keinen Bock darauf über eine Leiche zu stolpern." Mein Herz begann etwas zu rasen und ich schaute ihn zögerlich an. ,, Was ist mit deinen Eltern? Ist das okay für die?," fragte ich. Katsuki verdrehte genervt die Augen. ,, Meine Mutter freut sich immer über Besuch und mein Vater ist auf einer Fortbildung." Er betrachtete mich ernst. ,, Du gehst gleich baden. Ich will damit nicht sagen, dass du stinkst, aber du bist sowas von dreckig, dich könnte man glatt mit einem Schwein verwechseln.," erklärte er. Dabei schwang ein leicht amüsierter Unterton in seiner Stimme mit.

Ich wurde sofort rot und knurrte ihn leise an. ,, Klappe, Stachelkopf." Ich seufzte geschlagen. ,, Na schön. Eine Nacht bleibe ich bei dir. Aber wehe du fässt mich ungefragt an, dann bring ich dich um." Katsuki musste leicht grinsen und schaute mich an. ,, Glaub mir, ich fasse keine Mädchen ohne Erlaubnis an. Und jetzt halt den Rand und komm mit." Damit ging er voran. Ich blickte kurz auf meinen Platz zurück, dann rannte ich ihm hinterher.

You're my Hero / My Hero Academia FanFicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt