Kapitel 4

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Jinxy POV.

Ich saß schweigend an meinem Platz und schrieb einige Sachen auf, die Herr Aizawa, unser Klassenlehrer, an die Tafel schrieb. Seit vier Tagen war ich nun an der UA und bisher hatten wir nur theoretischen Unterricht gehabt. Gerade hatten wir Heldenkunde und Izuku war konstant dabei, sich zu melden. Katsuki hatte bereits seinen angepissten Gesichtsausdruck aufgesetzt und knurrte, wenn Izuku redete. Ich wollte endlich etwas machen, was etwas mehr nach Action klang. Ich starrte gelegentlich aus dem Fenster und zeichnete in meinen Block. Draußen war es am regnen und trotzdem war es ziemlich warm.

Ich ließ meinen Kopf etwas hängen. Heute ging es mir irgendwie nicht so gut. Ich war ziemlich zurückgezogen und redete kaum. Ich hatte immer mal so einen Tag, wo ich einfach grundlos heulen könnte. Und genau so ein Tag war heute. Aber ich verdrängte es. Ohne Grund, kamen plötzlich Bilder aus meiner Vergangenheit in mir hoch und ich kniff schnell die Augen zusammen, was die ganze Situation allerdings verschlimmerte. Die Finsternis, als ich meine Augen schloss, erinnerte mich an den Tag, wo er mich angegriffen hatte. Wo er mir das restliche Leben, die restliche Kindheit, zerstört hatte.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und zitterte ein wenig. Meine Beine begannen wild zu zucken und ich drängte die Tränen mit größter Mühe zurück. Am liebsten hätte ich gerade alles rausgelassen, aber das konnte ich nicht vor meiner ganzen Klasse tun. ,, Jinxy? Passt du noch auf?" Herr Aizawas Stimme schreckte mich auf und ich öffnete meine Augen. Einige Klassenkameraden schauten mich an, aber Herr Aizawa hatte einen besonders harten Blick aufgesetzt. ,, Weißt du, welche Kraft Midnight besitzt?," fragte er genervt. Ich schluckte schwer und schaute zur Tafel. ,, Schlafwandler.," antwortete ich einfach nur. Herr Aizawa nickte und schrieb es an die Tafel, dabei redete er weiter.

Erneut senkte ich meinen Blick auf mein Heft und bekam große Augen als ich erkannte, was ich gezeichnet hatte. Flammen..... Pechschwarze Flammen und Blut zierten meine Seite. Inmitten der Flammen hatte ich gelbe Augen gemalt, die vor Mordlust nur so glitzerten. Um die Flammen herum war alles andere pechschwarz. Erneut schossen mir diese Szenen in den Kopf und ich befand mich wieder in einem kleinen, dunklen Raum. Ich spürte wieder dieses brennen in meinem Gesicht und fühlte das Blut, welches sich einen Weg über meine Wangen bahnte, genauso wie die Tränen.

Dieses Mal saß ich vor dem leblosen Körper meiner Mutter und rüttelte sie energisch. ,, Mama, du musst aufstehen! Wir müssen von hier fliehen!," quietschte ich panisch in meiner hohen Kinderstimme. Meine langen Haare fielen mir ins Gesicht und verwischten das Blut bis zu meiner Nase. Meine Mutter rührte sich nicht. In ihrem Bauch gähnte ein riesiges Loch, aus dem Blut floss. Doch hinter dem hervortretenden Blut befand sich kein Leben mehr. Ihre blauen Augen starrten leer ins Nichts. Ich schrie wie am Spieß los und rüttelte sie weiter, hoffte, dass sie aufwachte und mich anlächelte. Doch nichts geschah.

Dann der Schlag gegen meinen Kopf..... Ich taumelte zurück und schaute hoch, in die Augen meines verhassten Vaters. Ich riss die Augen weit auf und starrte zitternd auf mein Blatt. Meine Hand zitterte leicht und ich biss mir auf die Lippe, um die Tränen zu unterdrücken. Keiner schien meine Halluzination bemerkt zu haben, denn sie schrieben alle. Ich bemerkte nur einen kurzen Blick von Hanta. Doch als ich zu ihm schaute, drehte er sich schnell weg und schrieb weiter. Ich ließ sofort den Kopf hängen und starrte das traumatische Bild an.

Mein Körper fuhr in sich zusammen, als es zur Pause klingelte. Ich packte mein Heft und drückte es gegen meine Brust, dann erhob ich micht und ging mit zittrigen Beinen aus der Klasse raus. Ich warf einen Blick zurück, dann rannte ich nach links, schoss die Treppen hoch und ließ mich in einer Ecke sinken. Hier kam nie ein Schüler her, da dieser Teil der Schule noch im Bau war. Zitternd schlug ich erneut das Heft auf und betrachtete das gezeichnete Bild. Sofort schossen mir die Tränen in die Augen, als ich den schmerzvollen Schrei meiner Mutter hörte. Ich krallte mich sofort in mein Heft und schluchzte los, wischte mir aber gleichzeitig neu nachströmende Tränen weg.

Ich griff zitternd in meine Jackentasche und zog ein Foto heraus. Weinend betrachtete ich es. Ich strich zitternd über das Gesicht meiner Mutter. Ihre kurzen, blonden Haare waren wellig und ihre blauen Augen strahlten. Aber sie lachte nicht. Meine Schwester stand neben ihr. Ihre langen, blonden Haare wehten im Wind und ihre bernsteinfarbenen Augen wirkten kraftlos. Gleichzeitig strotzte sie aber voller Tatendrang. Dann betrachtete ich mich. Meine langen Haare fielen mir ins Gesicht und ich schien mich verstecken zu wollen. Und neben uns, stand er. Doch sein Gesicht, existierte nicht. Ich hatte es ausgeschnitten, aber allein der Anblick seines Körpers machte mir Angst. Ich zerknüllte das Bild und warf es in eine Ecke, dann riss ich zitternd jede einzelne Seite aus meinem Block heraus. Mir fiel auf, dass ich schon öfters im Unterricht so etwas gezeichnet hatte und schlug mir schluchzend eine Hand vor den Mund, als ich ein Bild in der Hand hielt, auf dem ich mich gezeichnet hatte. Am Boden kauernd, blutend und schreiend vor lauter Angst. Es war, als wenn ich das Bild hören könnte.

Die Augen, die ich gemalt hatte, starrten mich voller Angst an. Ich riss sofort die Seite raus und zerknüllte sie. Weinend tat ich dies die ganze Zeit, bis ich wieder bei dem Bild ankam, was ich vorhin gemalt hatte. Die Schwärze, das dunkelrote Blut, die gelben Augen.... Dieses Bild strahlte nichts anderes außer puren Hass aus. Ich begann wild zu zitternd und drückte mir weinend einen Arm vor die Augen. Dabei fühlte ich erneut meine Narbe am Auge, als ich mir die Tränen versuchte wegzuwischen. Aber direkt nachdem ich meine Narbe gespürt hatte, flossen neue nach.

,, Jinxy?!" Ich zuckte heftig zusammen und riss den Kopf herum. Eijiro stand vor mir in der mit Plastikfolie überzogenen Tür und sah mich entsetzt an. ,, Hey, was ist los?," fragte er und kam sofort auf mich zu. Ohne auch nur ansatzweise zu zögern, setzte er sich neben mich und legte einen Arm um meine Schultern. ,, Hanta hat gesagt, dass du im Unterricht panisch gewirkt hast und sogar kurz geweint hast. Da hab ich mir Sorgen gemacht und hab dich gesucht." Ich zitterte immer noch heftig, diese Bilder waren immer noch in meinem Kopf. Ich konnte sie nicht wegsperren, egal, wie sehr ich mich anstrengte. Ich schluchzte auf und schleuderte das Heft in eine Ecke. Eijiro schaute mich besorgt an und strich mir sanft über die Schulter. ,, Du musst mir nicht erzählen, warum du weinst. Aber ich will, dass du weißt, dass ich für dich da bin. Auch, wenn ich dich noch nicht allzu lange kenne.," sagte er leise. Ich nickte leicht und biss mir weinend auf die Lippe.

,, Ich.... K-kann dir das nicht erzählen..... Es würde alles nur noch schlimmer machen.," hauchte ich zwischen den Heulattacken. Er schaute mich mit seinen warmen, roten Augen beruhigend an. ,, Was kannst du mir nicht erzählen? Haben wir als Klasse etwas falsch gemacht und dich verletzt?" Ich schüttelte sofort heftig den Kopf und schluckte einen neuen Heulkrampf runter. ,, Nein.... Ihr tragt keine Schuld an meiner Vergangenheit..... Du.... Du musst nur wissen, dass ich es nicht leicht hatte. Ich wurde gemobbt, jahrelang..... Und...." Ich stockte und senkte den Blick. ,, Das andere kann ich dir nicht sagen. Ich will nicht, dass mich jemand für das hasst, was ich bin.," flüsterte ich kaum hörbar.

Eijiro blinzelte kurz verwirrt, dann zog er mich in eine Umarmung, woraufhin ich sofort rot anlief. Er war so nah. Mein Herz begann zu rasen und ich presste mein Gesicht instinktiv gegen seine Brust. Genauso, wie ich es bei meiner Mutter damals getan hatte. Beide Arme um seinen Oberkörper geschlungen, halb liegend in seinem Schoß, mit dem Gesicht auf seinem Brustkorb. Er schien zu spüren, dass da etwas mit mir nicht stimmte, denn er zog mich sofort fester an sich. ,, Ich werde dich nicht dazu drängen, mir zu erzählen, was da noch in deiner Vergangenheit war. Wenn du dich bereit dazu fühlst, kannst du es mir erzählen.," sagte er und schaute mich sanft an. ,, Aber egal was es ist, ich könnte dich niemals hassen, Jinxy. Niemals könnte ich das."

Mein Blick wanderet automatisch zu ihm hoch und ich versank für einen kurzen Augenblick in seinen roten Augen, dann schmiegte ich mich dichter an ihn und schloss die Augen, ehe ich meine Tränen wegwischte. ,, Das sagst du jetzt...."

You're my Hero / My Hero Academia FanFicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt