You can never be ready / Samu & Lina

Kapitel 61

Lina's Sicht

"Lina! Baby... Warte...", rief Samu. Ich lief los so schnell ich konnte und versuchte, seine Stimme, die immer wieder verzweifelt meinen Namen rief, auszublenden. Ich brauchte Abstand. Ich musste meine Gedanken und Gefühle sortieren und das konnte ich nicht, wenn dieser hinreißende Mann in meiner Nähe war. Als ich endlich an der Straße angekommen war, folgte ich dem Fußgängerweg in Richtung Stadtzentrum. Ich wusste nicht wo ich war und auch nicht, wo ich hin wollte, aber ich wusste, dass ich alleine sein wollte. Ich musste mir klar darüber werden, ob das hier wirklich das richtige für mich war. Immer wieder drehte ich mich um, um mich zu vergewissern, dass Samu mir nicht folgte und das tat er zum Glück nicht. Würde meine Zukunft mit Samu so aussehen? Würde es ständig diese Höhen und Tiefen geben, die mir schon jetzt die Kraft raubten? Meine Augen füllten sich wieder mit heißen Tränen, die ich jetzt nicht mehr länger zurückhalten konnte. Ich lief durch die leeren Straßen von Helsinki und schluchzte so vor mich hin. Ich hatte die letzten 3 Jahre nicht mehr so viel geheult, wie seit dem Abend, an dem ich ihn kennengelernt hatte. Das musste dringend aufhören. Irgendwann ließ ich mich auf einer Bank nieder und starrte gedankenverloren ins Leere. Hin und wieder fuhr ein Auto vorbei, doch abgesehen davon war weit und breit niemand zu sehen. Ich zog mein Handy aus der Tasche und öffnete dann den Chat mit Samu. Sollte ich ihm schreiben? Ich überlegte lange und meine Finger schwebten über der Tastatur auf dem Display. 

Samu's Sicht

"Fuck! Nicht schon wieder!", schrie ich wütend und schlug mit der Faust gegen die raue Hauswand. Mara war mittlerweile verschwunden und das war auch besser so. Schon wieder hatte ich Lina enttäuscht und ihr weh getan. Ich hasste mich selbst dafür. Sie hatte etwas besseres verdient. Einen Mann der immer für sie da war, der sich gut um sie kümmerte und der sie auf Händen trug, denn sie hatte es verdient, wie eine Prinzessin behandelt zu werden. Das alles wollte ich ihr zwar geben, denn ich war verrückt nach dieser Frau, doch immer wenn sie gerade einen Schritt auf mich zu gemacht hatte, war ich wieder ein Vollidiot und zerstörte es. Wenn sie das alles mit Mara gesehen hatte... Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was sie jetzt über mich dachte... Ich musste zu ihr, denn ich konnte sie nicht ganz alleine in der Dunkelheit umherirren lassen. Außerdem musste ich ihr die ganze Situation erklären, denn wahrscheinlich dachte sie mittlerweile, dass ich ihr meine Gefühle für sie nur vorgespielt hatte. Ich rannte wieder zurück in den Club, vorbei an einigen bekannten Gesichtern, die jetzt wahrscheinlich dachten, dass ich nicht ganz dicht war, doch es war mir egal was die Leute dachten. Das einzige was mich jetzt interessierte, war Lina. "Habt ihr sie gesehen?", fragte ich Riku und Osmo als ich atemlos vor ihnen stehen blieb. Sie schüttelten nur den Kopf. "Deine Nummer mit Mara war wohl ein bisschen zu krass für sie.", sagte Osmo vorwurfsvoll. Ich raufte mir die Haare und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte Recht, denn ich war selbst Schuld an der Situation. Ich hätte Mara von Anfang an klar machen müssen, dass sie die Finger von mir lassen sollte. Hektisch zog ich meine Jacke an, bevor ich mich von den Jungs verabschiedete. Ich warf meinen Autoschlüssel auf den Tisch und beauftragte Riku damit, mir meinen Wagen zu bringen, da ich mal wieder zu viel Alkohol getrunken hatte. Ich lief wieder nach draußen und zog mein Handy aus der Tasche. Ungeduldig wählte ich Linas Namen in der Anrufliste, doch sie ging nicht ran. Ich versuchte es immer und immer wieder und verzweifelte mit jedem erfolglosen Anruf mehr. Ich hatte große Angst sie zu verlieren. Mein Herz schlug schnell gegen meine Brust und meine Hände waren kalt und zitterten. Ich musste sie finden! Mit großen Schritten lief ich immer weiter, doch es erschien mir aussichtslos. Wo konnte sie nur sein? Immerhin kannte sie sich hier gar nicht aus. Ich irrte planlos umher. Es war kalt, mein Kopf schmerzte und meine Fingerknöchel waren blutverschmiert, aber das einzig wichtige für mich war jetzt, sie endlich zu finden.