Kapitel 98

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Samu's Sicht

"Ich glaube es gibt da noch etwas, über das wir sprechen sollten.", sagte Lina und wandte ihren Blick von mir ab, so als könnte sie es nicht ertragen, mir dabei in die Augen zu sehen. Ich suchte den Blickkontakt, denn plötzlich machte ich mir Sorgen, doch sie schaute mich noch immer nicht an und griff nur haltsuchend nach meiner Hand. "Ich muss nach Hause...in 2 oder 3 Tagen.", flüsterte sie.
Das war es also, was sie so beschäftigte. Das war für uns beide ein unangenehmes Thema, doch wir wussten natürlich von Anfang an, dass das erstmal nicht von langer Dauer sein würde. "Sei nicht traurig, Baby.", flüsterte ich und zog sie in meinen Arm. "Ich komme zu dir. Ganz bald. Ich hab in der nächsten Zeit kaum noch Termine und würde am liebsten jede freie Sekunde mit dir verbringen.", sagte ich und streichelte über ihre Wange. Lina sagte nichts und wir schwiegen uns eine gefühlte Ewigkeit einfach nur an, bis sie ihren Kopf hob und ich direkt in ihre traurigen Augen schaute. "Bekommen wir das hin?", fragte sie kaum hörbar.
Ich musste jetzt stark sein, auch wenn die Situation mir ebenfalls ziemlich zu schaffen machte. "Natürlich bekommen wir das hin." - "Danke.", murmelte sie und schmiegte sich wieder an mich.
Ich hatte mich in den letzten Tagen daran gewöhnt, diese wundervolle Frau immer in meiner Nähe zu haben und ich konnte mir gar nichts anderes mehr vorstellen, doch auch diese schwierigen Zeiten, in denen Einsamkeit und Sehnsucht eine große Rolle spielten, würden wir überstehen.
Lina schlief irgendwann in meinen Armen ein, sodass ich sie ins Bett trug, bevor ich mich dann ebenfalls schlafen legte.
"Guten Morgen.", flüsterte sie sanft und bedeckte meine nackte Brust mit zärtlichen Küssen. Ich zog sie an mich und wir kuschelten noch eine Weile, bevor wir uns dann anzogen und frühstückten. Als ich auf mein Handy schaute, hatte ich einen verpassten Anruf von Osmo. "Bin gleich wieder da.", sagte ich zu Lina und verschwand dann in meinem Arbeitszimmer, um ihn zurückzurufen.

O: Guten Morgen, Hapa. Hab ich dich geweckt?

S: Guten Morgen. Nein, hast du nicht. Wolltest du etwas bestimmtes?

O: Ich wollte eigentlich nur fragen, ob du heute Abend mitkommst, oder besser gesagt, ob du Lina auch mitbringst.

S: Ähm...wohin denn?

O: Ist das dein Ernst? Du bist so verknallt, dass du sogar die Spieltage des IFK vergisst? Das hätte ich dir gar nicht zugetraut, Großer.

S: Oh fuck. Das hatte ich total vergessen. Ähm... Klar, wir kommen mit. Ich werde ihr gleich davon erzählen. Bis später.

O: Sehr gut. Bis später. 

Lina's Sicht

"Ähm...hast du für heute Abend schon was geplant?", stammelte Samu und krazte sich nervös am Hinterkopf. Sehr witzig... Ich war bei ihm zu Gast, kannte mich in der Gegend überhaupt nicht aus und sprach kein Wort Finnisch... Wie sollte ich da etwas planen? "Nein, aber du anscheinend schon...", antwortete ich. "Kann man so sagen. Osmo hat angerufen und gefragt, ob wir heute Abend mit zum Eishockey kommen.", sagte er verlegen. Samu und Eishockey... Wie viel ihm das bedeutete, wusste ich ja mittlerweile. "Ich würde dich nur zu gerne begleiten.", antwortete ich und schlang meine Arme um ihn. Wenn ich ein Teil seines Lebens sein wollte, gehörte auch sowas dazu. Wer weiß, vielleicht werde ich ja auch irgendwann ein richtiger IFK-Fan. Mein Interesse an dieser Sportart war mittlerweile auf jeden Fall geweckt.
Den Tag verbrachten wir größtenteils auf der Couch, denn es regnete ununterbrochen. Am späten Nachmittag begannen wir, uns fertig zu machen, da wir vor dem Spiel noch mit den Jungs essen gehen wollten. "Fertig?", fragte Samu als ich frisch geduscht in Jeans und T-Shirt vor ihm stand. Ich schnappte mir meine Jacke und meine Handtasche und schon fuhren wir zum vereinbarten Treffpunkt. Sami, Raul, Riku und Osmo warteten bereits vor dem Eingang des Restaurants auf uns und begrüßten uns fröhlich. Wir bekamen einen großen Tisch am Fenster zugewiesen und bestellten sogleich etwas zu essen und zu trinken. Samu und die anderen unterhielten sich angeregt über Eishockey und die Vorfreude war ihnen deutlich anzumerken.
"Bereit?", fragte Sami grinsend als wir hinter den anderen in der langen Schlange standen und darauf warteten, endlich die Halle zu betreten. "Ich denke schon.", antwortete ich, denn ich wusste wirklich nicht, was mich hier erwarten würde. Als wir endlich die Einlasskontrolle passiert hatten, nahm Samu meine Hand und wir folgten den anderen Jungs durchs Gedränge, bis wir an unseren Plätzen ankamen. Beide Mannschaften liefen schon auf der riesigen Eisfläche umher und wärmten sich auf. Samu dirigierte mich liebevoll auf den freien Platz zwischen ihm und Osmo, während ich noch damit beschäftigt war, die vielen neuen Eindrücke auf mich wirken zu lassen.
Riku reichte uns allen ein Bier und schon wenig später begann das Spiel. Die Stimmung war großartig und bei jedem Tor ihrer Lieblingsmannschaft fielen die Jungs sich gegenseitig in die Arme und zogen auch mich mit in ihre überschwängliche Gruppen-Umarmung. Am Ende gewann der IFK mit 6:2 und die Freude darüber war groß. Alle waren mittlerweile ziemlich angeheitert, da sie doch das ein oder andere alkoholische Getränk hatten und als wir wieder auf dem Weg nach draußen waren, blieb Samu stehen und schaute mich besorgt an. 

You can never be ready / Samu & LinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt