Kapitel 44

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Lina's Sicht

Ich musste weg von ihm. Ich brauchte wenigstens einen Moment lang meine Ruhe. Diese komische Stimmung die plötzlich zwischen uns herrschte, machte mich fertig und nahm mir die Luft zum Atmen. Ich eilte wortlos an ihm vorbei, lief durch den langen Flur und landete schließlich im Badezimmer. Ich verschloss die Tür hinter mir und ließ mich dann davor zu Boden sinken. Ich hörte Samus Schritte auf dem Holzfußboden, die immer näher kamen. Er blieb vor der Tür stehen und atmete hörbar ein und aus, doch er hatte noch immer kein Wort gesagt. Ich stützte meinen Kopf in die Hände und Tränen liefen über meine Wange


Samu's Sicht

Fuck. Mein Verhalten hatte sie verletzt. Ich hätte ihr das ganze erklären müssen, aber stattdessen stand ich einfach nur da wie ein Vollidiot und hab sie stumm angestarrt. Ich war solche Konflikte einfach nicht mehr gewohnt. Vivi und ich haben uns in unseren letzten gemeinsamen Monaten ohnehin kaum gesehen und ich hatte auch immer mehr das Gefühl, dass es ihr ziemlich egal war, was ich tat. In den vergangenen Wochen hatte ich mein Leben als Single genossen. Keine unnötigen Fragen, keine Zickereien und ich musste mich nicht ständig für das rechtfertigen, was ich tat. Doch dann bin ich Lina begegnet und schlagartig hat sich einiges verändert. Sie löste etwas in mir aus, etwas besonderes. Mein Bedürfnis jemandem nah zu sein, war vorher nie so stark ausgeprägt wie jetzt bei ihr und das, obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte, mich nicht sofort wieder auf eine Frau einzulassen. Doch genau das war passiert und ich bereute es nicht, aber ich musste ihr zeigen was sie mir bedeutete und was ich für sie empfand und ich durfte mich keinesfalls wieder wie ein Idiot aufführen. Ich folgte ihr nun und blieb vor der Badezimmertür stehen. Immer wieder hörte ich ihr leises Schluchzen. "Lina?", sagte ich leise und lehnte dabei meine Stirn dagegen, doch sie antwortete nicht. "Please talk to me.", flehte ich sie fast schon an und verzweifelte immer mehr, da sie anscheinend nicht mehr mit mir reden wollte. Hatte ich alles kaputt gemacht bevor es überhaupt richtig angefangen hatte? Ich rief immer wieder ihren Namen, während ich neben der Tür saß und mich an die Wand lehnte. Ich hörte nur ihr Schluchzen, das jetzt immer leiser wurde. "Geh weg!", schniefte sie nach einer gefühlten Ewigkeit. Das war definitiv nicht das was ich hören wollte. Ganz im Gegenteil, diese Worte trafen mich hart und machten mich traurig. Ich entschied mich, sie erstmal in Ruhe zu lassen und machte mich dann auf den Weg nach unten in die Küche.


Lina's Sicht

Ich weinte unerbittlich. Was war nur mit ihm los? Immer wenn ich mich gerade etwas beruhigt hatte, erklang seine verzweifelte Stimme vor der Tür, die meine Emotionen dann wieder zum Überkochen brachte. Immer wieder begann ich zu schluchzen und zu schniefen. Ich hatte Gefühle für ihn, das musste ich mir eingestehen, doch mittlerweile zweifelte ich daran, dass er das gleiche für mich empfand. Der Gedanke, dass ich mich da in etwas verrannt hatte, tat weh und ich wusste, dass ich Gewissheit brauchte. Ich musste wissen woran ich bei ihm bin und wie er sich das alles vorstellte. Als ich hörte, dass er aufstand und dann nach unten verschwand entspannte ich mich etwas, doch es ließ mich auch noch mehr zweifeln. War es ihm egal wie ich mich fühlte? Hatte er es aufgegeben?

You can never be ready / Samu & LinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt