KAPITEL XIII

506 31 1
                                    

Percy

Percy hatte damit gerechnet, dass er nur Dunkelheit sehen würde, doch stattdessen erschien es ihm, als wäre er in einer grünen Hölle aufgewacht. Alles um ihn herum war grün, ohne Ausnahme. Im ersten Augenblick hatte er die Orientierung verloren, doch dann ging ihm auf, dass er auf dem Boden lag. Er war moosig, sein Kopf war weich gebettet. Mühsam kam er auf die Beine und klopfte sich den Dreck von den Shorts. Er war so unglaublich müde, am liebsten wollte er sich auf der Stelle wieder auf dem Boden zusammenrollen und weiterschlafen.

Doch dann besann er sich und erinnerte sich daran, dass er eine Aufgabe hatte. Er musste Grover finden.

Also ging Percy los. Er achtete nicht sonderlich darauf, wohin er ging, er ließ sich einfach von seiner Intuition leiten. Denn nur so konnte er Grover finden. Der Empathielink, der beide verband, war so lange nicht zum Einsatz gekommen, es kam ihm vor, als würde diese Verbindung fast nicht mehr existieren. Also musste er sich umso mehr anstrengen und einfach Vertrauen haben. Außerdem hatte er keine andere Wahl. Er musste Grover finden.

Immer weiter ging er, immer tiefer in den Wald hinein. Zuerst glaubte er, dass sich nichts veränderte, doch dann spürte er etwas. Wie eine verloren geglaubte unsichtbare Verbindung, die zum ersten Mal seit Jahren wiedererwachte.

Ein Lächeln schlich sich auf Percys Lippen. Er fühlte einfach, dass er sich Grover näherte.

Sein Körper bewegte sich wie von selbst, seine Füße fanden den richtigen Weg. Und dann stand er plötzlich auf einer Lichtung.

Oben konnte er den blauen Himmel sehen, die Sonne strahlte hell hinab und tauchte alles in goldenes Licht. In der Mitte der Lichtung plätscherte ein Bach fröhlich vor sich hin, die Wiesen blühte. Selten hatte Percy etwas so Schönes gesehen.

Am Flussufer saß eine einsame Person. Schon von weitem konnte Percy Grovers roten Haarschopf und die Hörner erkennen. Er rannte los.

„Grover!", rief er und hoffte inständig, dass er ihn hören konnte. Das tat er. Der Satyr stand langsam auf und drehte sich um. Im gleichen Moment war Percy bei ihm. Grover riss überrascht die Augen auf, verwirrt erwiderte er Percys Blick.

„Percy? Was machst du denn hier?", fragte er und wollte ihn umarmen, doch seine Arme gingen einfach durch Percy hindurch, als bestünde er nur aus Nebel. „Was zum Hades-...?"

„Grover, es ist alles gut, ich bin nicht wirklich hier.", beeilte sich Percy zu sagen. Dann musterte er seinen besten Freund genauer. Er sah nicht gut aus. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen und er wirkte dünner, als normalerweise.

„Was ist los mit dir? Bist du krank?", wollte Percy wissen und verzog sein Gesicht besorgt. Und dann wurde ihm klar, was vor sich ging. „Daran bin ich schuld.", stellte er entsetzt fest.

Grover schüttelte den Kopf. „Fang' jetzt bloß nicht damit an, dir Vorwürfe zu machen. Wir haben beide einstimmig entschlossen, den Empathielink nicht zu trennen. Wir wussten, dass so etwas passieren konnte. Mir geht es schon wieder gut, wirklich.", er grinste Percy an. „Außerdem hast du auch schon einmal besser ausgesehen."

Percy war noch immer sprachlos. Er hätte wissen müssen, dass nicht nur er unter diesem Einsatz zu leiden hatte, sondern Grover auch. Er hätte es ahnen und verhindern, irgendeinen Weg finden müssen, den Empathielink zu trennen, bevor er in die Vergangenheit gegangen war. Doch jetzt war es zu spät.

Und er wusste, dass es seinem besten Freund nicht wirklich gut ging. Percy sagte auch jeden Tag, dass es so war, und in gewisser Weise ging es ihm auch jeden Tag ein Stück besser. Doch das bedeutete nicht, dass er sich gut fühlte. Er war noch immer unglaublich schnell erschöpft, er schlief länger und mehr, als jeder andere und immer öfter plagten ihn schreckliche Kopfschmerzen.

Die Waffe der MeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt