Percy
Kaum, da er ins Wasser eingetaucht war, herrschte Stille um ihn herum. Nur das leise Knistern und Rauschen der Luftbläschen, die sein Sprung ausgelöst hatte, drang an seine Ohren. Zuvor war wenig zu hören gewesen, jetzt war da fast nichts.
Percy konnte die Tiefen des Ozeans spüren, die ungebändigte Macht, die hier, im Meer der Ungeheuer, noch viel größer war, als irgendwo anders. Das Blau schien dunkler und die Stimmung feindseliger.
Schnell befahl er dem Wasser, ihn zum Ufer zu bringen. Mit einer Geschwindigkeit, die kein Sterblicher überlebt hätte, schoss er vorwärts.
Sicher gelangte er durch das Riff, einmal musste er schnell einem Felsen ausweichen, doch das war es auch schon.
Wie immer gab ihm das Meer Kraft. Es stärkte ihm den Rücken und er wusste, dass er es schaffen konnte. Kurz zuvor hatte er noch alles eingenommen, was Will ihm mitgegeben hatte und in der Kombination mit dem Wasser fühlte er sich sogar recht gut.
Der Ozean wurde flacher, bis Percys Füße den Boden berührten und sein Kopf die Wasseroberfläche durchbrach. Wie immer war er gänzlich trocken, als er das Meer verließ.
Die Felsen waren rutschig, deshalb musste er aufpassen. Er fragte sich wieder, was Bethany wohl gefühlt hatte, als sie diesen Strand betreten hatte. War sie nervös gewesen? Aufgeregt? Hatte sie Angst gehabt, oder sogar Panik? Oder war sie von Zuversicht erfüllt gewesen?
Percy wusste es nicht. Er konnte auch nicht sagen, wie sie auf die Idee gekommen war, den Dolch der Meere hier zu verstecken. In dem Wissen, dass sie sich ihrem schlimmsten Feind stellen musste- sich selbst.
Die einzige Antwort, die ihm darauf einfiel, war, dass sie eine echte Heldin gewesen war. Sie hatte ihre eigenen Bedürfnisse hintenangestellt und getan, was getan werden musste.
Einen Augenblick lang blieb Percy stehen und sah sich um. Es war still. In welche Richtung musste er gehen?
Diese Frage erübrigte sich einen Moment später, denn er konnte sie hören.
Die Sirenen.
Vielleicht die schrecklichsten Monster der griechischen Mythologie, denn sie zeigten einem den tiefsten Wunsch, das, was man am meisten begehrte und vielleicht niemals haben konnte.
Sofort erstarrte er und vergaß, warum er hier war. Der Gesang war das Schönste und gleichzeitig auch Schrecklichste, was er jemals gehört hatte. Er erinnerte sich an das eine Mal, als er die Sirenen gesehen, aber nicht gehört hatte. Sie waren absolut hässlich gewesen, doch diese Stimmen-...
...- die konnten gar nicht zu ihrem Äußeren gehören.
Es war eine Melodie, die ihn direkt ins Herz traf, so schön war sie. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, die Welt um ihn herum erstrahlte. Sonne wärmte sein Gesicht und ließ die karge Landschaft heller und freundlicher wirken. Alles, worüber sich Percy in den letzten Wochen Sorgen gemacht hatte, verschwand. Die Realität verschwand.
Er war glücklich.
Letztendlich wusste er nicht, ob sich sein Körper in Bewegung gesetzt hatte, doch seine Umgebung veränderte sich. Die Töne schienen ihn zu führen, direkt zum Ursprung des Gesangs.
Plötzlich befand er sich im Central Park. Er kannte diese Stelle in- und auswendig, früher, als er noch ein Kind gewesen war, war er oft mit seiner Mom hierhergekommen. Es war ein Spielplatz. Kinder liefen kreischend und jauchzend umher, die Freude war ihnen in die Gesichter geschrieben. Es war definitiv Sommer, denn es war heiß und schwül, außerdem früher Abend. Um ihm herum und über den Wipfeln der Bäume konnte er die charakteristische Silhouette der New Yorker Skyline sehen. Alles leuchtete in einem goldenen Licht und sah wunderschön aus.
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Die Waffe der Meere
FanfictionPercy hat es geschafft- er ist aus der Vergangenheit zurück. Doch viel Zeit zum Erholen bleibt ihm nicht, denn die Zeit drängt. Die Halbgötter müssen versuchen, Bethanys geheimnisvolle Hinweise zu entschlüsseln und das Versteck des Dolches finden. L...