KAPITEL XLVIII

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Hazel

Innerhalb von Sekunden veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Augustus' Fassade bröckelte ein wenig und Unglauben kam zum Vorschein. Es dauerte kurz, bis er antwortete und allein dieses Zeichen der Verwirrung führte dazu, dass sich Zufriedenheit in Hazel ausbreitete.

„Ihr wollt mit mir zusammenarbeiten.", noch immer schien er es nicht glauben zu können.

Hazel nickte, obwohl sie diesen Teil nicht so genau mit Frank abgesprochen hatte. „Ja. Wir wollen mit dir zusammenarbeiten. Wir vertreten unterschiedliche Meinungen, was auch vollkommen in Ordnung ist. Aber die letzten Senatssitzungen haben uns gezeigt, dass ein großer Teil Neu-Roms hinter dir steht. Ein Teil, der gehört werden muss.", sie beugte sich ein wenig vor. „Wir bieten dir einen Platz als Berater an. Du wirst in alle Entscheidungen aktiv einbezogen, was die Legion, aber auch die Stadt betrifft. Natürlich werden Reyna und Franks Stimmen weiterhin mehr Gewichtung haben, aber du wirst ein Repräsentant sein und über den anderen Senatoren stehen."

Augustus Blick richtete sich auf Frank, er wartete auf eine Reaktion des Prätors. Er wollte eine Bestätigung haben, vermutlich vertraute er Hazels Worten nicht ganz. Frank nickte zustimmend. „Hazel spricht mit voller Befugnis.", meinte er gelassen. „Alles, was sie sagt, ist die Wahrheit."

Plötzlich lächelte Augustus. „Nur, um das alles zusammen zu fassen. Ihr, die ihr wisst, dass ihr so gut wie verloren habt, bietet mir nun plötzlich einen wichtigen Platz an euerer Seite an, damit ich euch beraten kann.", er machte eine Pause. „Das ist nur ein Versuch, euer sinkendes Schiff zu verlassen. Und ich sehe nicht, inwiefern ich von alledem gefährdet bin."

„Wir wollen keinesfalls unser Schiff verlassen, wenn du es so formulieren willst, Augustus. Wir bieten dir eine Rettungsleine an.", sagte Hazel und kniff ihre Augen zusammen. „Entweder, du nimmst unser Angebot an. Dann hast du eine Stimme und wir werden in der Zukunft versuchen, gemeinsam Lösungen zu finden. Das wäre viel einfacher, als ein verbaler Krieg. Du wirst die Meinungen deiner Leute sichtbar vertreten und auch, wenn es für dich nicht danach klingt, wir werden dir zuhören.", sie ließ ihre Worte kurz wirken. „Andererseits-... wenn du das nicht willst, wird ganz Rom von den Mitteln erfahren, die du nutzt, um deine Ziele zu erreichen. Wir hatten ein ausführliches Gespräch mit Pippa und Hayden und sie sind der Meinung, dass es keine Rolle spielt, ob jemand weiß, dass er für Kronos gearbeitet hat, oder nicht. Hayden ist ein anderer Mensch und er bereut seine früheren Taten aufrichtig. Das sollte für Vergebung und einen Neuanfang durchaus genügend. Gegen die Beiden hast du also kein Druckmittel mehr. Und was werden die Bürger Neu-Roms wohl denken, wenn sie erfahren, dass du sie erpresst hast? Sie sehen in dir ihren Retter, jemand der sie vertritt und ihnen hilft. Und dann so etwas-... ein hässliches Geheimnis, das wohl besser im Dunkeln schlummern sollte, nicht?"

Je länger Hazel sprach, desto mehr verhärteten sich Augustus Züge, bis sein Gesicht wie in Stein gemeißelt aussah. Eine unangenehme, drückende Stille kehrte ein, man konnte die Spannung, die in der Luft lag, regelrecht spüren. Die Stimmung war plötzlich eine ganz andere, viel aggressiver und offensiver.

Und Hazel fühlte sich irgendwie wie eine komplett andere Person. Jemand, der hinterlistig und hart war, gar nicht so, wie sie es sonst von sich gewohnt war. Aber es war nicht unbedingt etwas Schlechtes. Sie veränderte sich eben mit der Zeit und passte sich an ihre Umgebung an.

„Ihr erpresst mich also.", zischte schließlich Augustus. „Euch ist klar, dass ihr damit nicht viel besser seid, als ich?", er hob sein Kinn an und knirschte mit den Zähnen.

Hazel schüttelte den Kopf. „Das kommt ganz darauf an, wie man Erpressung definiert. Ich denke, wir unterbreiten dir ein Angebot. Ein sehr gutes noch dazu."

Die Waffe der MeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt