Die Waffe der Meere

KAPITEL L

Lisa

Am Ende gewannen die Jägerinnen- ganz knapp, aber sie gewannen. Natürlich wurde das als ein großer Sieg verkauft, was nur dazu führte, dass -wie es nicht anders zu erwarten gewesen war- Camper und Jägerinnen der Artemis damit anfingen, sich zu streiten.

Will und Lisa hatten alle Hände voll zu tun, um zu verhindern, dass es nicht in eine Schlägerei ausartete. Leichter gesagt, als getan, denn Amber und Kayla gifteten sich immer wieder an und weigerten sich schlichtweg, damit aufzuhören. Das alles endete erst, als Lisa die Jägerin weg und zurück in die Hütte der Artemis zog,

Dort war die Stimmung -wie immer nach einem Sieg gegen das Camp- besonders gut, Lisa konnte sich sogar einen Moment lang vorstellen, dass es ein normaler Besuch in Long Island war.
Ja, diese Ablenkung hatte definitiv gutgetan.

Eine Stunde hatten sie noch bis zum Abendessen, welche dazu genutzt wurde, zu duschen und den Dreck des Tages abzuwaschen. Lisa war klar, dass sie nach dem Abendessen sofort würde schlafen gehen müssen, denn um 5:00 Uhr war sie wieder mit einer Patrouille an der Reihe. Und weil der Tag anstrengend und die Nacht zuvor sehr kurz gewesen war, benötigte sie diesen Schlaf dringender, als jemals zuvor.

Lisa brauchte nicht lange, um sich frisch zu machen und neue Kleidung anzuziehen, die restliche Zeit verbrachte sie damit, ihre Kampfmesser zu polieren, bis die himmlische Bronze wieder glänzte und von einem schwachen Schein umgeben war.

Der Griff lag gut in ihrer Hand, jede einzelne Waffe, die eine Jägerin besaß, war durch einen Zauber perfekt an diese angepasst. Vermutlich besaßen sie die besten Waffen in der griechischen Mythologie, denn ein Schwert konnte noch so scharf geschliffen sein, wenn man damit nicht umgehen konnte, half es einem nicht weiter.

Als sie damit fertig war, fing sie an, ihre Kampfstiefel zu putzen. Eine sinnlose Arbeit, spätestens nach der Patrouille wären sie wieder schmutzig. Lisa tat es trotzdem, sie mochte Ordnung, wenngleich sie nur für eine kurze Zeit andauern würde.

Es half ihr beim Nachdenken. Wenn sie aufräumte, dann war es, als würde sie auch in ihrem Inneren Ordnung schaffen. Das Chaos ihrer Gefühle und ihrer Vergangenheit ein bisschen beseitigen. Dann überkam sie immer Ruhe und die Welt erschien ihr ein bisschen weniger düster.
So war es auch an diesem Tag. Doch irgendwann fand sie nichts mehr, das sie aufräumen konnte, sie wurde genau in dem Moment fertig, als sich die Jägerinnen auf den Weg zum Abendessen machten.

Normalerweise waren die Jägerinnen nicht daran gewöhnt, immer zur gleichen Uhrzeit etwas zu essen. Wenn man in der Wildnis unterwegs war, konnte das variieren. Aber Lisa war es -zumindest, was das Essen betraf- einfacher gefallen, sich wieder umzugewöhnen, vielleicht, weil es schön war, einen -relativ- gesicherten Tagesablauf zu haben.

Und das Essen in Camp Half-Blood war der Hammer. Man konnte über das Camp sagen, was man wollte, aber das konnte man nicht bestreiten. Sogar die Ältesten der Jägerinnen und die, die dem Camp eher abgeneigt waren, waren dieser Meinung.

Die Sonne stand schon tief, als sie mit ihren Schwestern zum Pavillon lief. Der Half-Blood Hill mit Thalias Ficht wurde in goldenes Licht getaucht und strahlte eine seltsame Sicherheit aus. Daneben stand die Athena Parthenos, es schien, als würde sowohl der Baum, als auch die Statue mit all ihrer Stärke über das Tal wachen. Was ja auch der Fall war.

Lisa erinnerte sich nur zu gut daran, wie es in ihrer Zeit gewesen war. Auch damals hatte es magische Grenzen gegeben, aber bei weitem nicht so stark, wie nun. Grenzpatrouillen, die derzeit nur aufgrund des Krieges durchgeführt wurden, standen damals an der Tagesordnung.

Die anderen Halbgötter kamen ebenfalls, zumindest die, die keine Aufgaben zu erledigen hatten. Bald war der Pavillon sehr voll, wie jeden Tag eigentlich. Die Tische und Bänke waren schon vor einer kleinen Ewigkeit verlängert worden.