KAPITEL VI

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Reyna

Hazel verschwendete keine Zeit und legte den Kopf schief. „Dir ist klar, dass du zurücktreten musst, wenn dieser Einsatz fehlschlägt. Sie werden das von dir erwarten, nach dem, was du gerade eben gesagt hast.", sagte sie.

„Das ist mir klar.", erwiderte Reyna ruhig.

Frank neigte den Kopf. „Ich bin froh, dass du das gesagt hast, Reyna. Der Senat sah zwar im ersten Moment ziemlich wütend aus, aber es war die Wahrheit. Ich hätte-..."

Reyna unterbrach ihn. „Frank, hör auf, auch nur darüber nachzudenken. Ich habe mir gerade vielleicht mein eigenes Grab geschaufelt und werde vielleicht bald gezwungen sein, von meinem Amt zurückzutreten. Aber du machst das nicht. Ihr beide macht das nicht. Camp Jupiter braucht euch. Verstanden?"

Hazel presste die Lippen zusammen. „Wir sollen also zusehen, wie du alles und deine Stellung in der Legion aufs Spiel setzt und nichts tun? Obwohl wir der gleichen Meinung sind, wie du?"

Sie klang so missmutig, dass sich ein Lächeln auf Reynas Gesicht schlich. Sie wusste, dass in Hazel ein Feuer brannte, eine Leidenschaft, die sie nur schwer unterdrücken konnte. Natürlich passte es ihr nicht, dass Reyna, ihre Freundin, dieses Risiko alleine einging. Auch Frank sah ziemlich unzufrieden bei diesem Gedanken aus.

„Ihr müsst euch wirklich keine Gedanken über mich machen.", sagte Reyna. „Wenn ich ehrlich bin, dann überlege ich schon seine lange Zeit darüber nach, mich in Neu-Rom niederzulassen. Ich habe schon genügend Jahre in der Legion gedient, um das zu tun. Mir macht es nichts aus, keine Prätorin mehr zu sein. Dann habe ich vielleicht endlich mal mehr Zeit für andere Dinge.", sie warf Hazel und Frank einen bittenden und gleichzeitig strengen Blick. „Aber ich brauche euch beide hier. Bei euch ist das Camp in guten Händen. Und ich brauche eine Nachfolgerin, jemanden, der sowohl im Senat, als auch in der Legion respektiert wird.", sie sah zu Hazel.

Diese brauchte einen Moment, um zu begreifen. „Du-... du meinst mich?", ihre goldenen Augen waren vor Fassungslosigkeit weit aufgerissen. „Aber-... ich denke nicht, dass ich die Richtige dafür bin. Ich bin eine Tochter des Pluto und-... sie würden mich nicht wählen. Niemals."
Reyna winkte ab. „Früher haben sie dich vielleicht nicht respektiert und dich gefürchtet, aber inzwischen hast du einen festen Platz in der Legion. Sie sehen zu dir auf. Du bist eine der Sieben und hast schon in vielen Situationen bewiesen, dass du alles für Camp Jupiter tun würdest. Du bist die nächstliegende Wahl. Und wenn ich dir meine Unterstützung zusichere, dann werden auch andere meinem Beispiel folgen."

Hazel rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. „Können wir bitte über etwas anderes reden? Noch ist es nicht so weit. Außerdem kann ich nicht von heute auf Morgen zur Prätorin ernannt werden."

Reyna kannte die Regeln nur zu gut. „Bis zum nächsten Fest der Fortuna ist es noch zu weit hin. Aber Schlachten werden kommen.", erwiderte sie grimmig.

Reyna sah, wie Frank vorsichtig nach Hazels Hand tastete und diese aufmunternd drückte. Seine Augen strahlten und er sah unglaublich stolz zu Hazel. Bei diesem Anblick zog sich ihr Herz ein wenig zusammen. Wie sehr wünschte sie sich das gleiche- eine Person, die sie bedingungslos liebte. Doch stattdessen war sie noch immer alleine.

Sie verdrängte die düsteren Gedanken und setzte einen tapferen Gesichtsausdruck auf. „Wir sollten Annabeth Bescheid geben, dass Unterstützung kommt."

Sie kramte eine goldene Drachme aus einer der Schubladen des Schreibtischs hervor und schaltete eine Maschine ein, die leichten Sprühnebel im Raum verteilte und anstrahlte, sodass ein Regenbogen entstand. Irgendjemand aus der Hephaistos-Hütte im Camp Halfblood hatte diese Maschine angefertigt, sodass Reyna, Hazel und Frank jederzeit mit den Griechen kommunizieren konnten.

Die Waffe der MeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt