Percy
Percy verdrängte die Erinnerung und zwang sich, wieder aufmerksamer zu sein. Die Versammlung der Hüttenältesten war in vollem Gange. Gerade verblasste die Irisbotschaft, löste sich in Nichts auf, alle waren still. Percy konnte die Erleichterung im Raum regelrecht spüren. Neben ihm schluckte Annabeth.
„Das ist gut.", sagte sie. „Fünfzig zusätzliche Kämpfer sind sogar sehr gut."
Überall im Raum war zustimmendes Nicken zu sehen. Doch ihnen allen drückten die Ereignisse des Vormittags auf das Gemüt. Es gab glücklicherweise kein einziges Todesopfer, doch Percy hatte das Gefühl, dass es nur so war, weil Pontos beschlossen hatte, vorerst alle Griechen am Leben zu lassen. Warum auch immer.
Connors Leben hatte kurzzeitig auf Messers Schneide gestanden, doch dann war urplötzlich Apollon erschienen und hatte ihn medizinisch versorgt. Angeblich hatte in Zeus dafür bestraft, dass er Annabeth geholfen und Percy zurückgeholt hatte. Nun musste er als Heiler im Camp aushelfen, solange es Zeus eben wollte. Sie hatten noch nicht viel Zeit gehabt, um mit ihm darüber zu reden, doch wenn er erst einmal mit der Versorgung der Verletzten fertig war, dann würde diese Zeit kommen.
Dennoch nahmen weder Travis, noch Lou Ellen an der Sitzung der Hüttenältesten teil. Sie beide wollten Connor nicht von der Seite weichen, bis er wieder das Bewusstsein erlangt hatte. Chris vertrat die Stoll-Brüder, während eine andere Tochter der Hekate Lous Platz eingenommen hatte. Und mit Will, der auf der Krankenstation beschäftigt war, hatte sowieso niemand gerechnet.
Etwas Unausgesprochenes hing noch in der Luft. Letztendlich war es Nico, der es aussprach.
„Ich will die Stimmung echt nicht noch schlechter machen, aber wie konnte Pontos einfach so in das Camp gelangen?", fragte er düster.
Annabeth fuhr sich durch die Haare. „Nach allem, was ihr erzählt habt, wurde diese Armee nicht in ihrer eigentlichen Erscheinungsform in das Camp gebracht. Es ist vielmehr-..."
„Sie waren aus dem Nichts einfach da. Pontos hat sie in jedem Tropfen Wasser in der Luft über die Grenzen geschmuggelt, sie in Einzelteile zersetzt und dann wieder zusammengefügt. So etwas dürfte eigentlich nicht möglich sein.", Lisa sah nachdenklich aus. Sie saß links von Thalia.
„Aber es war möglich.", mischte sich Percy ein. „Und das ist noch lange nicht alles, was er kann."
Sofort richteten sich alle Augen auf ihn, fragend. Natürlich hatte niemand außer Percy diese Botschaft erhalten, sie war schließlich auch nur für ihn bestimmt gewesen. „Dieser Angriff hatte nur einen Zweck: Machtdemonstration. Und er wollte damit, und mit Connors Fast-Ermordung klarstellen, dass er hier die Macht hat und dass wir nur noch leben, weil er das so will. Wenn er uns hätte vernichten wollen, dann hätte er das heute getan. Er hätte nur mit dem Finger schnipsen müssen und wir wären alle tot."
Stille.
„Woher weißt du das?", Jason beugte sich interessiert ein wenig nach vorne.
Percy wusste nicht genau, was er darauf antworten sollte. Für die Anderen klang es bestimmt seltsam, dass Pontos ihm das alles nur mithilfe eines Blickes mitgeteilt hatte. Also sagte er nur: „Vertraut mir. Ich weiß es einfach."
Annabeth sprang ihm schnell zur Seite. „Das ist auch egal. Wir müssen uns der Lösung unseres Problems zuwenden."
„Und die wäre?"
„Wir müssen den Dolch finden. Nur mit dem Dolch der Meere haben wir eine winzige Chance gegen Pontos.", sagte Piper.
Wieder richteten sich sämtliche Augenpaare im Raum auf Percy. Ihm fiel ein, dass sie alle noch nicht wussten, dass er es nicht geschafft hatte, etwas über das Versteck des Dolches zu erfahren. Dieses eine Mal fühlte er sich mehr als unwohl unter den Blicken- dabei hatte er gedacht, dass er sich inzwischen schon an die Aufmerksamkeit gewöhnt hatte. Doch sie waren alle so voller Hoffnung und diese Hoffnung würde er nun zerstören müssen.
„Ich weiß nicht, wo der Dolch ist."
Seine Worte verfehlten nicht an Wirkung. Alle sahen geschockt aus, verzweifelt, voller Angst.
„Was? Aber-..."
„Ich war kurz davor. Ich habe das Vertrauen der Kinder des Poseidons erlangt, ich war so kurz davor.", unterbrach Percy Katie Gardner, die Hüttenälteste aus Demeter. „Aber es war einfach zu früh.", er machte eine kleine Pause und sagte dann leise: „Es tut mir leid."
Noch immer sagte niemand etwas, doch dann räusperte sich Thalia. „Das muss dir nicht leidtun.", erwiderte sie. Ihre Stimme klang fest.
„Aber was tun wir jetzt?", Clarisse schien ratlos.
Annabeth setzte sich ein wenig aufrechter hin und sah alle ermutigend an. „Wir werden nicht aufgeben. Niemals. Und wir werden auch die Suche nach dem Dolch nicht aufgeben. Irgendwo muss er sein und wir werden herausfinden, wo er ist.", sie sah zu Percy und drückt seine Hand, unter dem Tisch hatten sie ihre Finger ineinander verschlungen. „Erzähl am Besten alles, was du weißt. Vielleicht können wir auf das alles aus einer anderen Perspektive sehen."
Percy nickte langsam. Er wusste nicht, ob er schon dazu bereit war, alles zu erzählen, aber die Zeit lief ihnen davon. Es zählte jede Stunde in dem beginnenden Krieg gegen Pontos. Wenn sie jetzt richtig handelten, dann könnten sie vielleicht einen Vorsprung haben. Was er wollte, spielt keine Rolle mehr.
Also fing er an, alles zu erzählen.
Heute ist das Kapitel etwas kürzer, aber ich hoffe, dass es euch gefallen hat!
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Die Waffe der Meere
FanficPercy hat es geschafft- er ist aus der Vergangenheit zurück. Doch viel Zeit zum Erholen bleibt ihm nicht, denn die Zeit drängt. Die Halbgötter müssen versuchen, Bethanys geheimnisvolle Hinweise zu entschlüsseln und das Versteck des Dolches finden. L...