Lisa
Jedes Mal, wenn sie aufgrund der Patrouillen am See von Camp Half-Blood vorbeiging und das Wasser im Sonnenschein glitzerte, wurde sie an Scott erinnert. An das, was hätte sein können.
Eigentlich hatte sich Lisa daran gewöhnt, wieder im Camp zu sein, das hatte sie zumindest gedacht. Und doch spürte sie hin und wieder diesen stechenden Schmerz in der Brust, oder das Gefühl, nicht atmen zu können. Wann immer das geschah, wollte sie am liebsten nur noch weglaufen.
Wie gesagt, sie hatte sich eingelebt. Aber es gab diese Momente, in denen sie schwach wurde.
Mühsam riss sie ihren Blick vom See los und marschierte mit zwei anderen Jägerinnen weiter, zurück ins Camp. Bei der Patrouille war ihnen nichts aufgefallen, alles war ruhig. Leider konnte man darauf nicht wirklich vertrauen, das wusste sie aus Erfahrung. Alles konnte sich innerhalb von Sekunden verändern.
An diesem Tag war sie seltsam still, das spürten auch ihre Schwestern bei den Jägerinnen. Aber niemand sagte etwas, sie kannten Lisa gut genug, um zu wissen, wann sie ihre Ruhe brauchte.
Der Weg zurück zu den Hütten war so vertraut und dennoch so fremd. Wie alles.
Ihre Füße taten vom vielen Laufen weh, seit drei Stunden waren sie in voller Montur unterwegs. Das Ende ihrer Schicht kam ihr nur gelegen.
Fünf Minuten später ließ sie sich erschöpft auf ihr Bett in der Artemis-Hütte sinken. Sie war zwar unsterblich, aber das bedeutete nicht unerschöpflich. Ein kleines Schläfchen würde ihr sicherlich guttun, wenn irgendetwas war, würde man sie wecken. Also legte sie sich einfach in ihr Bett und schloss die Augen. Doch auch, als die Dunkelheit sie umfing, konnte sie nicht wirklich abschalten. Sie konnte das leise Stimmengewirr der anderen Jägerinnen nicht so leicht ausblenden, außerdem fühlte sie sich aufgewühlt.
Obwohl sie das nicht wollte, kehrten ihre Gedanken immer wieder zu Scott zurück. In letzter Zeit, seit ihrem Gespräch mit Percy, hatte sie sehr viel über ihn nachgedacht. Und darüber, dass sie nie wirklich mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hatte.
Sie hatte vielmehr die Erinnerungen an den Sohn des Poseidons verdrängt und inzwischen bereute sie das zutiefst. Lisa hätte sich vielleicht ein Jahrhundert des Schmerzes ersparen können.
Percy hatte ihre neuen Überlegungen losgetreten und das alles nur, indem er ihr erzählt hatte, dass Scott etwas für sie empfunden, sie vielleicht sogar geliebt hatte.
Das hatte ihr irgendwie Sicherheit gegeben. Lisa hatte sich immer gefragt, was wohl gewesen wäre, wenn sie sich getraut hätte, mit Scott zu reden. Hätte er sie abgelehnt? Hätte er sich auf sie eingelassen? Wären sie glücklich geworden?
Jetzt wusste sie, dass er sie gemocht hatte und das hatte die Unsicherheit vertrieben und die vielen Fragezeichen zu Ausrufezeichen werden lassen.
Das änderte nichts und doch so viel. Und vielleicht war sie gerade dabei, das alles aufzuarbeiten. Lisa hätte damit schon lange zuvor beginnen sollen, leider hatte ihr bisher dieses eine Puzzleteil gefehlt. Nun war es da und sie fühlte sich viel leichter. In ihr war keine Kälte mehr. Der Schmerz fühlte sich zwar wieder ganz frisch an, aber diesmal auch mit Hoffnung. Es würde vorbeigehen, das wusste sie ganz genau.
Lisa drehte sich noch ein wenig im Bett, wälzte sich herum und konnte keine Ruhe finden. Irgendwann spürte sie eine Hand an ihrer Schulter. Mit einem Seufzen drehte sie sich um, schlug die Augen auf und blickte in das Gesicht Amber, einer Jägerin mit so heller Haut, dass es Lisa seit hundertfünfzig Jahren ein Rätsel war, warum sie keinen Sonnenbrand bekam.
„Was gibt's?", wollte Lisa leise wissen. Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen, obwohl sie nicht müde war.
„Training.", erwiderte Amber und warf der Tochter der Athene einen prüfenden Blick zu. „Ist alles in Ordnung?"
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Die Waffe der Meere
FanficPercy hat es geschafft- er ist aus der Vergangenheit zurück. Doch viel Zeit zum Erholen bleibt ihm nicht, denn die Zeit drängt. Die Halbgötter müssen versuchen, Bethanys geheimnisvolle Hinweise zu entschlüsseln und das Versteck des Dolches finden. L...