KAPITEL XI

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Annabeth

Es ging Annabeth einfach nicht mehr aus dem Kopf. Seit Nico aus der Unterwelt zurückgekehrt war, dachte sie jede Sekunde über eine mögliche Lösung des Problems nach. Jede einzelne Sekunde grübelte sie still vor sich hin, überlegte und verwarf Theorien, da ihr keine wirklich schlüssig erschien und einfach zu weit hergeholt war.

Aber sie war entschlossen und keinesfalls bereit, aufzugeben. Es war genau so, wie Percy es an jenem Abend gesagt hatte: Sie würden so lange weitersuchen und alles dafür geben, um den Dolch zu finden. Er hatte dieses Versprechen gegeben und Annabeth stand zu hundert Prozent hinter ihm. Die Situation war nicht leicht, aber sie konnte damit besser umgehen, als jemals zuvor. Denn sie und Percy hatten die Möglichkeit, das alles zusammen durchzustehen, und das war mehr, als sie sich jemals erhofft hatte. Percy und sie waren zusammen. Den Rest konnten sie auch schaffen.

Ein Tag, nachdem sie das Camp auf das Schlimmste vorbereitet hatten, saß Annabeth alleine im Versammlungsraum und starrte ihre vielen Notizen an. Nichts machte Sinn. Absolut nichts. Sie fühlte sich so weit von einer Lösung entfernt, wie noch nie.

Mit einem wütenden und frustrierten Schnauben strich Annabeth ihre Notizen durch und zerknüllte anschließend das Blatt. Dann vergrub sie ihr Gesicht in den Händen und raufte sich die Haare.

„Schlechter Tag?", ertönte plötzlich hinter ihr eine allzu bekannte Stimme. Sofort fuhr sie hoch, schnellte herum und sprang auf.

„Reyna!", rief Annabeth überrascht und schloss die römische Halbgöttin in die Arme. Sie hatte zwar mit der Ankunft der Römer gerechnet, aber dass Reyna plötzlich hinter ihr stand, war unerwartet gekommen. Sie drückte sie fest an sich. Es war gut zu wissen, dass sie nun hier war, Reyna gehörte zu den Stärksten Personen, die Annabeth jemals kennengelernt hatte. Vielleicht würde jetzt alles ein bisschen leichter werden.

Als sie sich nach einer halben Minute wieder voneinander lösten, betrachtete Reyna Annabeth prüfend.

„Du siehst müde aus.", bemerkte sie. „Warum bist alleine hier?"

Sie seufzte. „Ich versuche, eine Lösung zu finden. Wir wissen immer noch nicht, wo der Dolch sein könnte und so langsam läuft uns wirklich die Zeit davon.", erwiderte Annabeth.

Langsam ließ sich Reyna auf einen der Stühle nieder, auch Annabeth setzte sich wieder hin.
„Ich glaube, wir haben eine Menge zu besprechen. Aber tu' mir einen Gefallen und vergiss deine Arbeit für ein paar Minuten, du brauchst wirklich eine Pause.", sagte Reyna.

„Das musst ausgerechnet du sagen. Normalerweise bist du doch der Workaholic von uns.", gab sie zurück und grinste.

„Auch das wird sich ändern, wenn der Krieg erst einmal gewonnen ist."

Annabeth konnte nicht anders, sie runzelte die Stirn. Was wollte Reyna damit andeuten? Wollte sie kürzertreten, oder gar ihr Amt abgeben? Verübeln konnte sie es ihr nicht, sie hatte schon so viel getan und hatte sich ein ruhiges Leben in Neu-Rom mehr als nur verdient. Aber als Annabeth wieder etwas sagte, sprach sie sie nicht darauf an, sondern fragte etwas völlig anders.

„Du gehst also immer noch davon aus, dass wir gewinnen?", wollte sie wissen.

Reyna verschränkte die Arme und erwiderte Annabeths' Blick entschlossen. „Ich gehe nicht davon aus, aber ich weiß, dass wir keine andere Wahl haben. Wir müssen gewinnen."

Auch da hatte Reyna Recht. Annabeth spürte regelrecht, wie sie neuen Mut schöpfte. Diese Wirkung hatte die Tochter der Bellona immer auf sie. Egal, wie schlimm die Situation gerade war, wenn Reyna da war, dann strahlte sie Entschlossenheit aus, die sich auf alle anderen auch verteilte. Genau das war es, was die Griechen nach diesem Angriff brauchten.

Die Waffe der MeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt