KAPITEL XXIX

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Percy

Nach einer kurzen, fünfzehnminütigen Besprechung saß Percy in der zweiten Etage auf einem Sessel und betrachtete das Schaltpult vor sich. Annabeth stand hinter ihm. Licht und Strom funktionierten schon seit fünf Minuten, doch der Rest?

„Und du weißt, wie das geht?", sie beugte sich ein bisschen vor, ihre Augen huschten über die verschiedenen Knöpfe, als würde sie fieberhaft nach einer Antwort suchen. Percy war sich sicher, dass sie auch eine finden würde.

„Ich-...", fing er an, doch dann verstummte er. Die Wahrheit war, dass er keine Ahnung hatte, wofür all diese Zeichen standen. Würde er diese Maschine durchschauen müssen, dann würde er scheitern.

Doch Percy wusste, was er wollte. Er wollte, dass der Motor startete und dass sich die Yacht in Bewegung setzte. Es dauerte ein paar Sekunden, in denen er das Schaltpult anstarrte, doch dann sah er sich selbst und plötzlich wusste er ganz genau, was er zu tun hatte.

Seine Hände bewegten sich wie von selbst und kurz darauf hörte er, wie die Maschinen ansprangen. Der Motor war leiser, als er erwartet hätte. Annabeth holte überrascht Luft.

„Wie hast du das gemacht? Woher wusstest du-...?", fing sie an. Percy drehte sich mit dem Stuhl zu ihr um. Ein breites Lächeln zierte seine Lippen.

„Ich glaube, das ist eine Poseidon-Zusatzgabe.", erwiderte er.

Annabeth verdrehte die Augen. „Ja. Und jetzt schau' nach vorne, damit wir nicht mit irgendeinem anderen Schiff kollidieren, du Genie."

Sofort dreht er sich wieder nach vorne und sah, wie sie auf eine andere Yacht zusteuerten. Percy legte seine Hände an das kleine Steuerrad und brachte die Yacht sicher aus dem Hafen. Sobald die Lichter von Miami hinter ihnen immer kleiner wurden, atmete er auf. Falls sich irgendjemand wunderte, warum ein Schiff so spät in der Nacht ablegte, so unternahm niemand etwas.

Hier, auf dem Meer, fühlte er sich wohl. Er hatte damit gerechnet, dass er Gefahr spüren würde, weil Pontos Macht allgegenwärtig war. Doch dem war nicht so. Vielleicht hatte Poseidon den Weg ein bisschen frei gemacht und den Ozean bis zum Bermudadreieck wieder zurückerobert. Wer wusste das schon?

Auf jeden Fall half das Percy beim Entspannen. Er öffnete eins der Fenster auf der Brücke und lauschte den Wellen, wie sie gegen den Rumpf schlugen. Ein frischer Wind wehte, ein salziger Geruch hing in der Luft.

Er war froh, froh darüber, dass es weiterging. Er rechnete nicht damit, dass sie vonseiten der Sterblichen jetzt noch Probleme bekommen würden, dafür waren sie schon zu weit vom Festland weg. Wenn es so weiterging, dann wären sie in ein paar Stunden am Eingang zum Meer der Ungeheuer.

Er hörte Schritte hinter sich, Annabeth, die vorhin gegangen war, kehrte zurück. Sie brachte ihm eine Flasche Wasser und Sandwiches.

„Alles ruhig?", wollte sie wissen und setzte einen kleinen Vorsprung an der Wand.

„Bisher, ja.", antwortete Percy und lehnte sich ein wenig zurück, dann biss er in das Sandwich. Er hatte gar nicht gemerkt, wie hungrig er war. „Hoffentlich bleibt das auch so.", murmelt er mit vollem Mund.

Während er aß, kehrte Stille ein, Percy warf Annabeth hin und wieder einen schnellen Blick zu. Er sah, dass ihre Augen zusammengekniffen waren und die Stirn gerunzelt. Sie blickte nach vorne, die große Fensterfront offenbarte den Ozean in seiner nächtlichen Dunkelheit. Sterne glitzerten am Himmel.

„Worüber denkst du nach?", wollte er wissen, nachdem von dem Sandwich außer Krümeln nichts mehr übriggeblieben war.

„Über das Meer der Ungeheuer.", sagte sie langsam. „Es wir diesmal schwieriger, hineinzukommen."

Die Waffe der MeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt