KAPITEL XXVIII

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Percy

„Es tut mir leid, ohne einen gültigen Bootsführerschein kann ich euch kein Boot vermieten. Und schon gar keine Yacht.", der Mann mittleren Alters schüttelte den Kopf, er wirkte fast ein wenig bedauernd.

Nachdem sie eine Nacht gut geschlafen und sich erholt hatten, wandten sich Percy, Annabeth und Grover nun der Aufgabe zu, irgendwie ein Boot aufzutreiben- am besten ein Großes. Doch das scheiterte gerade.

Percy fand, dass er perfekt zu seinem Leben passte, dass nun ausgerechnet ihm, dem Sohn des Poseidons, gesagt wurde, dass er ohne einen ver-damm-ten Bootsführerschein keine kleine Yacht mieten durfte. Er hatte schon Segelschiffe mit purer Gedankenkraft gelenkt, er konnte die Meeresströmungen beherrschen und da sollte es ihm nicht erlaubt sein, eine winzig kleine Yacht zu steuern?

Am liebsten würde er das alles dem Vermieter ins Gesicht schleudern, außerdem noch sagen, dass ihnen die Zeit fehlte, um zu diskutieren- was ja auch der Wahrheit entsprach. Doch die Wahrheit war etwas, was er nur den Wenigsten anvertrauen konnte. Also blieb Percy still und überließ Annabeth das Reden. In solchen Dingen war sie um ein Vielfaches besser, als er.

Sie schenkte dem Vermieter hinter seinem Tresen ein freundliches, bittendes Lächeln. Percy selbst kam es furchtbar gespielt vor, weil er sie kannte. Doch der Mann schein darauf hereinzufallen. Zumindest ein wenig.

„Sind Sie sicher, dass Sie da nichts machen können?", hakte Annabeth nach, ihre Stimme klang ein bisschen höher und quietschiger, als sonst.

„Nein, es tut mir leid. Aber Vorschriften sind nun einmal Vorschriften.", bedauernd schüttelte er den Kopf.

„Das kann ich natürlich verstehen. Trotzdem vielen Dank für ihre Bemühungen.", flötete Annabeth, dann verabschiedete sie sich. Kaum hatte sie sich umgedreht, wich das Lächeln aus ihrem Gesicht, wütend runzelte sie die Stirn.

Als sie wieder in die Sonne traten, fing Percy an, zu Grinsen. „Ich hab' doch gleich gesagt, dass das nicht funktioniert. Wir hätten uns lieber von Anfang an darüber Gedanken machen sollen, wie wir am besten das Boot klauen.", bemerkte er.

„Sei still."

Grover mischte sich ein: „Und was machen wir jetzt?"

Ruckartig blieb Annabeth stehen und drehte sich zu Percy und Grover um. „Genau das, was du vorgeschlagen hast, Percy. Wir werden zu Dieben und hoffen, dass alles klappt und wir nicht im Gefängnis landen."

~

Als Percy, Annabeth und Grover dann am Abend ein paar hundert Meter vom Bootsverleih entfernt standen, spielten wohl nicht nur die Nerven des Sohns des Poseidons verrückt. Er war nicht nervös, weil er kurz davor war, ein Verbrechen zu begehen. Das war ihm sogar egal- er durfte das nur niemals seiner Mom erzählen. Nein, er machte sich über etwas ganz anderes Sorgen. Was, wenn sie scheiterten? Wenn sie geschnappt und in ein Gefängnis verfrachtet wurden?

Das wäre vermutlich das schlechtmöglichste Szenario, das sich Percy ausmalen konnte. Denn dann verloren sie wertvolle Zeit, vielleicht würden sie es gar nicht mehr rechtzeitig schaffen. Der halbe Tag, den sie gewartet hatten, um zuzuschlagen, war schon kaum zu verkraften gewesen.

Doch sie hatten die Stunden gut genutzt. Sie waren in ein Internetcafé gegangen und hatten sich ausführlich über den Verleiher informiert. Sie hatten sich die Boote auf der Website genau angesehen und sich letztendlich für eins entschieden, das auch in Miami im Hafen lag. Nun mussten sie nur noch an die Schlüssel und an alles, was man sonst noch so benötigte, gelangen.

„Also, haltet euch an den Plan.", meinte Annabeth leise.

Sowohl Percy, als auch Grover nickten schnell. Sie hatten den Plan gefühlte tausende Male durchgekaut, er war ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Es konnte doch eigentlich nichts schiefgehen. Oder?

Die Waffe der MeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt