61. Nico

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Als ich aus der Arena trat ging ich schnurstracks in Richtung Wald um dort auf Will zu treffen. „Hey", begrüßte Will mich. Ich schaute mich rasch um, um sicher zu gehen, dass kein anderer da war, bevor ich auf ihn zu ging und ihn küsste. Mir würde es zwar nichts ausmachen wenn uns jemand sieht, aber irgendwie wollte ich es den anderen auch noch nicht gleich sagen. „Wann willst du dann eigentlich zu deiner Mutter los? Ich meine eigentlich müssten wir bald los damit wir heut Abend noch rechtzeitig bei ihr sind." „Oh stimmt ja. Ja ich denke wir sollten dann echt bald los" „Ok" Zusammen liefen wir zurück zur Hütte und fingen an unsere Sachen einzupacken. „Weißt du was mir gerade auffällt?", unterbrach ich irgendwann das Schweigen zwischen uns. „Nein?" „Ich habe heut noch kein einziges mal an Bianca gedacht", meinte ich dann nachdenklich, denn es stimmte.

Normalerweise lag ich immer die ganze Nacht wach die letzten Jahre und habe immer daran gedacht das sie nicht mehr bei mir ist, aber heute hatte ich noch gar nicht daran gedacht. Durch die Sache mit Will und das ich jetzt offiziell mit ihm zusammen war hatte ich das alles irgendwie vergessen. „Oh stimmt ja heute ist der 25.", meinte Will dann. „Hmm ich weiß gar nicht was ich machen soll, die letzten Jahre bin ich immer in die Unterwelt gegangen, dort habe ich mehr oder weniger ein Grab für sie hergerichtet, aber ich glaube es ist keine gute Idee schon wieder schattenzureisen außerdem weiß ich ja inzwischen das sie wiedergeboren wurde und wer sie ist." Will kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Wie wäre es wenn wir uns jetzt beeilen, dann kriegen wir vielleicht noch den früheren Zug und sind dann früher bei meiner Mutter und können Bianca noch besuchen gehen." „Stimmt das ist eine gute Idee"

Freudig sah ich ihn an. Ich denke wenn ich heute mit ihr Zeit verbringe ist das sogar noch besser wie ihr „Grab" in der Unterwelt zu besuchen. „Na komm" Damit ließ er mich wieder los und wandte sich wieder um, um unsere Sachen fertig zu packen. Rasch half ich ihm dabei und tatsächlich kamen wir früher los als gedacht und erwischten dadurch den früheren Zug. „Glaubst du deine Mutter würde es stören wenn wir früher da sind?", fragte ich Will und legte mich mit meinem Kopf auf seinen Schoß, da ich es so gemütlicher fand. „Ich denke nicht, dass einzige was uns passieren könnte ist das sie gerade nicht das ist weil sie noch im Studio ist oder so" „Hmm", machte ich und sah ihn danach einfach nur an. Irgendwie fühlte es sich an als ob seit gestern eine rießen Last von meinen Schultern gefallen war, was ja auch irgendwie so war. Die ganze Geheimniskrämerei meinen Gefühlen gegenüber Will war jetzt vorbei. Ich hatte gar nicht bemerkt wie sehr mich das alles belastet hatte, bis es vorbei war.

„Nico, bist du jetzt fertig mit starren?", riss mich Will nach einer Weile aus meinen Gedanken. „W-Was?" „Ich hab dich gefragt ob du fertig mit starren bist", schmunnzelte er. Etwas beschämt sah ich zur Seite. „Ich war nur in Gedanken versunken" Ich sah weiterhin weg, da ich merkte das auch meine Wangen anfingen zu glühen. „Hey das war nichts ernst gemeint. Ich fühl mich eher geschmeichelt wenn mein Freund mich anstarrt", meinte er dann, bevor er sich zu mir herunter beugte und seine Lippen auf meine legte. Ich erwiderte sofort und schlang meine Arme, so gut das eben auf seinem Schoß liegend ging, um seinen Nacken. Jedes mal wenn wir uns küssten, driftete ich ab und nahm nichts mehr von meiner Umwelt war und genoss einfach nur den Kuss. Will und ich lösten uns erst etwas erschrocken von einander, als irgendeine Person die wohl gerade vorbei lief los keifte.

„Das ist ja eklig. Das sollte verboten werden. Zwei Männer miteinander, das ist ja Sünde. Gott hat das sicher nicht so gewollt!", fauchte sie uns an. Vorsichtig setzte mich auf und war froh das Will schnell genug reagiert hat, sonst läge ich jetzt auf dem Boden, da ich meine Arme auch entsprechend schnell gelöst hatte. „Und was sollte sie jetzt interessieren was wir tun und was nicht? Nur weil sie noch nicht ganz mit der Zeit mitgekommen sind und mitbekommen haben das wir im 21 Jahrhundert leben, heißt dass nicht das sie uns so anfauchen müssen.", ergriff Will das Wort, worüber ich sehr froh war, da ich doch schnell Zweifel bekam bei solchen Kommentaren (kein Wunder ich bin aufgewachsen in einer Zeit wo sowas bestraft wurde) „Trotzdem Gott hat das sicher nicht so gewollt und ihr solltet euch dafür schämen" Solangsam machte die Frau mich echt wütend. „Dann ist ja gut das wir nicht an Gott glauben, wenn sie so arg meinen das er das nicht gewollt hätte.", schleuderte ich ihr entgegen. „Pffff auch noch konfessionslos, kein Wunder wahrscheinlich sind eure Eltern genauso da ist es ja kein Wunder das ihr auch so werdet." „Erstens: Nur weil wir keine Christen sind heißt es noch lange nicht, dass wir konfessionslos sind und zweitens: Hören sie auf unsere Eltern für etwas zu beschuldigen das gar nicht stimmt, denn wie sollten wir sonst entstanden sein?", meinte Will wütend.

Solangelo- Was nach dem Krieg geschahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt