62. Will

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Ich merkte, dass es Nico schwer fiel sich von Bianca zu verabschieden, jedoch kamen wir doch irgendwann los und setzten uns ins Auto. „So und jetzt erzählt ihr mir warum ihr schon die ganze Zeit seitdem ihr bei mir angekommen seid so strahlt." Wir strahlten? Das ist mir gar nicht aufgefallen, aber gut ist auch schwer das an sich selber zu bemerken. „Ich- naja es gibt vielleicht etwas das wir noch erzählen sollten.", fing ich dann irgendwann an zu reden. „Lass mich raten: Du hast endlich meinen Rat befolgt und mit ihm geredet?" Etwas überrascht sah ich auf, nickte aber. „Ja so ungefähr nicht ganz aber so ungefähr", meinte ich dann leise. „Ich freu mich für euch, ehrlich ich habe euch angesehen das ihr gelitten habt, das hat man euch an den Gesichtern ablesen sehen." Ich blieb einfach stumm sitzen und sagte nichts. Sie wusste eh schon alles, was sollte ich da noch groß erzählen? „Und wenn ich fragen darf, wie genau ist das passiert?", fragte sie uns dann. „Erzähl ich dir wenn wir daheim sind ok?", erwiderte ich. „Ok" 

Als wir aus dem Auto ausstiegen und ich sah, wer bei uns vor der Tür stand und klingelte, wäre ich am liebsten um gekehrt, auch Nico sah nicht begeistert aus. „Was will den Kailey's Mutter hier?", fragte sich meine Mutter. Irgendwie bin ich grad echt froh, dass meine Mutter schon wusste dass Nico und ich zusammen sind, da ich nicht genau weiß weswegen sie jetzt klingelte. Hatte sie mich doch erkannt? „Evelyn was machst du denn hier?", fragte meine Mutter auch schon und ich wär am liebsten gegangen als sie sich umdrehte und mich erblickte. „Ich- Warte! Du bist Will?" Ich nickte kurz, sagte aber nicht groß etwas, vielleicht konnten wir so eine Konfrontation vermeiden. „Ich hatte dich im Zug gar nicht erkannt" „Das habe ich bemerkt", schnaubte ich. Na toll darum herumkommen würden wir wohl nicht. „Ihr habt euch vorher schon gesehen?", wollte meine Mutter verwirrt wissen. „Allerdings", etwas sehr missmutig sah sie mich an und ließ ihren Blick schweifen. Als sie Nico entdeckte wurde ihr Gesicht noch düsterer. „Ach und du bist auch hier?", motzte sie ihn schon fast an. „Ähm kann mir vielleicht irgendjemand erklären um was es geht?", meldete meine Mutter sichtlich verwirrt wieder zu Wort.

„Wusstest du das dein Sohn schwul ist?", schoss Kailey's Mutter dann auch gleich gerade heraus raus. Ich schloss kurz die Augen um mich zu sammeln und nicht auszurasten. „Ja warum nicht? Er hat mit mir schon sehr früh darüber geredet, dass er sich nicht nur für Mädchen interessiert.", antwortete meine Mutter ihr sanft. „Du findest das auch noch gut?", giftete Frau Anderson weiter. „Evelyn, wir leben im 21 Jahrhundert und man kann nun mal lieben wen man will. Warum sollte ich es nicht gut finden? Solange er glücklich ist, ist es mir egal wen er liebt." „Pfff trotzdem wozu gibt es sonst Mann und Frau? Die Natur hat es mit Absicht so gemacht, dass ein Mann und eine Frau zusammen gehören." „Das ist kein starkes Argument, genauso gut könnte man jetzt darauf sagen, dass die Natur dann die Homosexualität erschaffen hat damit die Weltbevölkerung nicht so rasant wächst. Schon mal was von Überbevölkerung gehört? Also denk mal nach, warum du gleichgeschlechtliche Liebe wirklich nicht akzeptierst. Ich glaube nämlich eher, dass du schon eigene unangenehme Erfahrungen damit gemacht hast."

„Ach ja und woher willst du das wissen?", schnappte sie zurück. „Darf ich dich darauf hinweisen, dass ich dir damals gesagt habe, dass dein Mann dir fremd geht? Und das mit keiner Frau, also werde ich wohl wissen wovon ich spreche" „Schön trotzdem weißt du nicht wie sich das anfühlt verlassen zu werden, du hattest ja nie einen Mann." „Nein hatte ich nie, aber ich habe einen geliebt und glaub mir es war keine schöne Erfahrung zu wissen, dass er gehen muss." „Das ist aber immer noch nicht mit meiner Situation zu vergleichen, er ist dir nicht fremd gegangen" „Nein ist er nicht, aber ich habe später erfahren, dass er sich in einen Mann verliebt hat. Da stellte sich bei mir natürlich die Frage ob er mich wegen ihm verlassen hat, aber ich habe es akzeptiert und nicht angefangen andere Leute deswegen runterzumachen."

Ich verstand nicht wie meine Mutter so ruhig bleiben konnte, ich wäre sicherlich schon längst ausgerastet. Das sie von Apollo sprach wusste ich von Anfang an und sie verdrehte die Wahrheit natürlich etwas, ich meine sie konnte ihr nicht erzählen, dass mein Vater ein Gott war und deswegen nicht bleiben konnte und das mit Kayla's Vater war ja erst danach und davon erfahren hat sie auch erst nachdem ich im Camp war und Kayla kennengelernt habe. „Oh ja gut trotzdem, ich finde es immer noch wiederwärtig" „Schön du kannst ja bei deiner Meinung bleiben, aber dann würde ich dich bitten zu gehen. Ich möchte nicht noch einmal mitbekommen das du meinen Sohn oder seinen Freund beleidigst, denn sie haben es eh schon schwer genug, da brauchen sie nicht noch eine Frau die sie wegen ihrer Sexualität runtermacht" „Pah was soll denn so schwer in ihrem Leben sein? Die Schule? Glaub ich nicht aber wenn du meinst" Missmutig sah sie uns an.

Solangelo- Was nach dem Krieg geschahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt