Kapitel 50

1K 37 5
                                    

ELISA

Zwei Wochen. 

Zwei Wochen habe ich bereits damit verbracht, so zu tun als ob ich nicht versuchen würde hier rauszukommen, doch bis jetzt hatte ich noch keine Gelegenheit auf sein Handy zuzugreifen. 

Für mich ist es schwerer als gedacht einfach nichts zu tun. Zwar gibt es hier genug Beschäftigungsmöglichkeiten, doch es fühlt sich schrecklich an den ganzen Tag in einem Haus festzustecken und einfach nicht raus zu können. 

Die letzten Tage war ich deswegen etwas ungehalten und als Kol meinen Unmut bemerkt hat, hat er die Hexe, die den Begrenzungszauber gesprochen hat gebeten, diesen auf den Garten zu erweitern. Was jedoch auch nicht gerade besser ist. 

Ich sitze gerade im Garten auf einem Sonnenstuhl und lese das vierte Buch für diese zwei Wochen, als ich den Motor eines sich nähernden Autos höre. Interessiert begebe ich mich an das Tor, welches den Garten von öffentlichem Raum trennt und schaue zu, wie ein alter Jeep bis an den Eingang fährt. 

Ein bäriger Mann mit dunkelroten Haaren, einem Vollbart und grünen Gummistiefeln steigt aus und stapft mit entschiedenen Schritten ans Tor. "Bonjour, je voulais juste vous avertir que la chasse sera bientot là." 

Mit großen Augen und offenem Mund starre ich den Mann vor mir an. Ich brauche ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass er Französisch spricht. Verstehen tue ich trotzdem nichts, da ich leider nie Französisch gelernt habe. 

"Bonjour, comment puis-je vous aider?" höre ich plötzlich eine weitere Stimme. Diese kommt aus der anderen Richtung und gehört zu der einzigen Person die mit mir in diesem Haus eingesperrt ist. Perplex drehe ich mich um und starre Kol überrascht an. Der wiederum achtet gar nicht auf mich, sondert richtet seinen kalkulierenden Blick auf den Mann vor dem Zaun.  

"Je voulais juste vous avertir que la chasse était sur le point de commencer." sagt nun wieder der Mann vor dem Tor, während er etwas verloren in meine Richtung lächelt und sich verlegen am Kopf kratzt. Ich kann den armen Mann, der aussieht, als wäre er bereits Mitte fünfzig, vollkommen verstehen. Unter dem finsteren Blick von Kol würde ich mich an seiner Stelle auch unwohl fühlen. 

"Nous savons déjà que" zischt Kol und ich glaube in den Bewegung des Mannes ein leichtes Zucken zu vernehmen. Dieser nickt nur angespannt und presst noch ein paar Worte auf französisch raus. "Alors je ne veux plus vous déranger. Bonne journée."

Während Kol nur kühl nickt lächle ich ihn planlos an und der brummige Mann verschwindet schnellen Schrittes in sein Auto. Mit diesem rast er auch ziemlich schnell davon.

"Du kannst Französisch?!" frage ich Kol ungläubig, nachdem der Wagen außer Sichtweite ist. Kol nickt lächelnd, doch irgendwas sagt mir, dass er noch immer etwas angespannt ist. "Was hat der Typ gesagt?" 

Kol schaut sich scheinbar interessiert die Gitterstäbe des Tores an und fährt mit einem Finger die rostigen Stellen nach. Dann antwortet er mir auf meine Frage: "Er wollte uns warnen, dass hier die Treibjagt anfängt." Sein Blick hat sich jetzt wieder hinter den Zaun verlegt und wandert über den Waldweg, auf dem der Wagen des Jägers gerade eben noch gestanden hat. 

Ich merke sofort, dass da noch mehr hinter steckt, denn Kol verfällt in dieses grübelnde Schweigen, welches ich die letzten Wochen öfter bemerkt habe, wenn Kol nachdenklich wurde. Die Spuren des Wagens sind nur leicht zu sehen und im allgemeinen sieht man auf dem Weg nichts spannendes. Trotzdem wendet er seinen Blick nicht ab und seine Mine wirkt leicht angestrengt, als wollte er auf dem matschigen Boden vor dem Tor die Ameisen zählen. 

"Was hast du?" frage ich direkt ohne große Umschweife und wecke Kol damit endlich aus seiner nachdenklichen Trance. "Er hatte einen Akzent. Das heißt er war kein Franzose." 

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt