Kapitel 63

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ELISA

"Es ist mehr ein Gefühl. Du musst es fühlen, nicht einfach machen!" Wiederholte Kol zum bestimmt dritten Mal, während ich auf die rote Kerze in meiner Hand starre. Wir sitzen seit Ewigkeiten im Garten, doch ich schaffe es einfach nicht, diese verdammte Kerze zum Brennen zu bringen. Anfangs, als es die Aufgabe war, einfach Magie aus Gegenständen, Kol oder den anderen zu ziehen ging es ganz schnell und es funktionierte wirklich gut. Aber seit dem ich die Magie anwenden soll, funktioniert einfach nichts mehr. 

"Wenn du mir das noch einmal sagst, werde ich dir den Kopf abreißen!" zische ich, immer noch voll konzentriert auf die Kerze. Doch es hilft nichts. Jede Zelle meines Körpers ist verspannt und die verdammte Kerze ist immer noch nicht am Leuchten. Ich fühle mich, als hätte ich gerade ein hartes Workout hinter mir, mit einem ansträngenden Lauf durch die ganze Stadt. Dabei saßen wir den ganzen Tag nur im Garten, neben den Wiesen mit den schönsten Blumen und haben uns auf mein Innerstes konzentriert. 

Und im Moment ist das einzige was wirklich brennt mein Inneres. "Du scheiß blöde Kerze sollst brennen" schreie ich die Kerze an und Kol fängt neben mir an zu lachen. Mit zusammen gezogenen Augen schaue ich ihn an und werfe ihn mit der Kerze ab, die er mit Leichtigkeit abwehrt.

"Das ist nicht lustig!" zische ich ihn an und er versteckt sein Lachen hinter einem provokanten Grinsen. Während ich ihn weiter böse anschaue, kommt er mir näher und streicht mir behutsam eine Strähne aus dem Gesicht. "Du bist hinreißend, wenn du so verbissen bist. Ich hätte dich nie für eine so ungeduldige Schülerin gehalten." 

Ich ziehe meine Augenbrauen nach oben und lege meinen Kopf herausfordernd zur Seite: "Was soll das denn heißen?" fordere ich ihn auf und sein Grinsen wird umso breiter, als er mit seinem Daumen über meine Lippen fährt. 

"Du bist bestimmt immer die beste in der Schule gewesen, die immer alles auf anhieb hinbekommen hat und jedem anderen drei Schritte voraus war." murmelt er und funkelt mich mit seinen braunen Augen verliebt an. Er hat den Nagel aber auch auf den Kopf getroffen. Ich war früher immer die beste und ich habe immer auf anhieb alles hinbekommen. Ich brauchte immer nur wenig Hilfe, wahrscheinlich weil ich mich ab neun um mich selbst und meinen Bruder kümmern musste. Darum wurmt es mich jetzt um so mehr, dass ich es nicht hinbekomme. 

"Das stimmt. Ich bin es nicht gewohnt Dinge nicht hinzubekommen und das geht mir verdammt noch mal auf die Nerven." gebe ich zu. Kol fährt mit seinen Finger an meiner Schläfe vorbei über meine Stirn und tippt dann mit einem Finger auf meine Nase. 

"Zauberei ist etwas verstecktes, geheimes. Man muss Geduld aufbringen um seine eigenen Kräfte hervorzulocken. Stell sie dir vor, wie ein schüchternes kleines Katzenbaby oder einen kleine Spatz. Sie kommen nicht so einfach zu dir, vor allem nicht wenn du sie hervorzwingst." 

Ich schließe genervt die Augen und lehne mich nach vorne, bis mein Kopf auf Kols Schulter ruht. Ich habe seinen Geruch vermisst, seine Art zu reden, seine Blicke und seine Berührungen. Ich habe einfach ihn vermisst. Er hat es in so kurzer Zeit geschafft von einer verhassten Person zu einer meiner wichtigsten Stützen zu werden, ähnlich wie Bekah es geschafft hat. Selbst Klaus ist in der kurzen Zeit zu einem freundlichen Gesicht geworden. 

Es muss einfach der Zauber der Urvampire sein. So eine anziehende Wirkung wie diese Familie hab ich noch nie gespürt und es fühlt sich an wie das Glück der Welt, dass ich sie getroffen habe. 

Kol streichelt mir mit seiner Hand über die Haare und langsam fallen meine Augen zu. Ich versuche sie noch eine Weile aufzuhalten, doch als Kol sich zurücklegt und mich in seinen Armen zurecht rückt, kann ich die Müdigkeit nicht mehr lange verdrängen. Die schwarze Ruhe des Schlafes umgibt mich, während ich immer noch die beruhigende Hand in meinen Haaren spüre. 

Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt