Fear Me (ff Kol Mikaelson)

Kapitel 72

KOL 

Ich trete die Tür ohne zu zögern ein, nachdem ich daran gerüttelt habe und sie kein Stück aufgegangen ist. Was mich dahinter erwartet, hätte ich mir im Leben nicht ausdenken können. Mondlicht scheint durch eine staubige Wolke hinab auf einen riesigen Haufen aus Schutt und nur noch zum Teil stehenden Wänden. Zwischen großen und kleinen Brocken kann man viele Körper ausmachen, welche den Einsturz nicht überlebt haben. 

Die Anderen zwängen sich ebenfalls durch die Tür und schauen sich ungläubig um. Als ich weiter in die Mitte des Raumes trete, immer Ausschau haltend nach irgendeinem Zeichen von Elisa, setzen sich kleine Staubpartikel auf mir ab. Die Atmung fällt einem nicht leicht. Der Einsturz kann nicht lange her sein. 

Mit einem angespanntem Blick drehe ich mich zu den Anderen um. Mein Herz rast und ich habe ein ungutes Gefühl. Wenn Elisa hier irgendwo ist, dann muss sie noch leben. Doch einen Herzschlag kann ich bis jetzt nicht ausmachen. Hier liegen nur Tote. "Ich will, dass ihr jeden einzelnen Stein umdreht, bis ihr sie gefunden habt." zische ich und mache mich dann an die Arbeit. 

Jeden Körper, der mir auf irgendeine Weise ins Gesicht springt wird freigelegt und umgedreht und jeder Körper, bei dem es sich nicht um Elisa handelt, wird unbeachtet zurückgelassen. Mit jedem leeren Gesichtsausdruck, bei dem es sich nicht um Elisa handelt, kommt auch etwas Erleichterung und gleichzeitig Verzweiflung. Das Gefühl, dass beim Drehen eines Körpers meine gesamte Welt zusammenbrechen könnte ist beinahe unerträglich und die Aufgabe wird immer schwieriger. 

Ich habe schon fast aufgegeben, als ich endlich eine blasse Hand sehe, mit einem Ring, welcher einst meiner Mutter gehört hat. Sofort renne ich zu ihr und schabe die Steine zur Seite. "Ich hab sie! Helft mir!" rufe ich den anderen zu und auch sie kommen her um zu helfen. Als ich endlich ihr Gesicht frei grabe sinkt mein Herz noch tiefer zu Boden. 

An ihrer Stirn ist eine tiefe Platzwunde und das Blut hat sich im gesamten Gesicht und am Hals verteilt. Elisas Lippe ist aufgeplatzt und an ihrer Wange ist eine große Schürfwunde. Ihre Augen sind geschlossen und sie zeigt keinerlei Reaktionen. Ihr gesamter Körper ist von Staub, Blut und Dreck bedeckt und ihr rechter Arm ist geschwollen und leicht abgeknickt. "Elisa." murmle ich und fahre ihr mit dem Daumen durchs Gesicht. Ich versuche, nach ihrem Herzschlag zu hören, doch das einzige was ich höre ist das rieseln von Gesteinsbrocken. 

Ich schiebe sie vorsichtig in meine Arme, sodass ihr Oberkörper auf meinem Schoß liegt. Dann lege ich meine Stirn auf ihre. Ich schließe die Augen und versuche das Stechen in mir zu ignorieren, während mein Herz langsam zusammenbricht. Eine Träne entkommt doch noch und tropft auf Elisas Wange. Ich nehme das Schluchzen der anderen kaum wahr und merke auch nicht, wie Andi einen weiteren Körper ausgräbt. 

Als ich meinen Blick aufrichte, erkenne ich Ronny in den Armen von Andi. In den Armen des breit gebauten Werwolfs sieht Ronny noch viel kleiner aus, als er eigentlich war. Er hat kaum Verletzungen an sich und nur der Staub und die leblosen Augen bezeugen den Tod des Kleinen. Ich schaue mich in dem Rest der Gruppe um. 

Die verschiedenen Gesichter spiegeln meinen gebrochenen Gesichtsausdruck. Emba lässt sich von einem selbst weinenden Thommas trösten, Vienna und Izzi halten sich in den Armen, während die eine Hexe um ihre verlorene Schwester weint und die andere mitfühlend mit ihren Freunden trauert. Bekah liegt in den Armen von Klaus und Andi klammert sich quasi an den toten Körper Elisas Bruder, um nicht zusammenzubrechen. 

Heute haben wir alle was verloren. 

Mein Blick richtet sich wieder auf Elisa und ich muss mich zusammen reißen, um nicht vollends auseinanderzufallen. Ich schiebe schweren Herzens meinen Arm unter ihre Kniekehlen und hebe sie vorsichtig an. Ihr Kopf fällt langsam in ihren Nacken und ihr linker Arm hängt schlapp an der Seite hinunter. Ich beachte die anderen nicht, als ich an ihnen vorbei gehe, um diesen verfluchten Ort zu verlassen.